Szenen einer beinah klassischen Tragödie von Aramis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 46 BewertungenKapitel Szene 2
„Verdammt, verdammt, verdammt!!“, tobte der Prinzipal des Théâtre du Marais, Monsieur Montdory, in höchster Wut und raufte dabei seine dichte, jedoch bereits sichtlich ergraute Mähne. „Ich erklärte doch gestern laut und deutlich, angesichts gewisser dringend verbesserungsbedürftiger Details: Heute Morgen pünktlichst um zehn alles bereit zur nochmaligen Generalprobe!! Mesdames et Messieurs, ich verbitte mir aufs Schärfste, dass man meine Anordnungen einfach kaltschnäuzig in den Wind schlägt! Heute Abend ist Premiere!! Und der Zuschauerraum dieses Hauses hier sicher wieder gesteckt voll mit den verfluchten Komödianten des Hôtel de Bourgogne, diesen sogenannten comédiens du Roi, wie sie sich präpotenterweise zu nennen belieben, die wie gierige Hunde nur darauf lauern, uns mitsamt der neuen Tragödie Monsieur Corneilles in der Luft zu zerreißen! Beim Jupiter, unser Ruf steht auf dem Spiel!! Ist es uns denn nicht gerade erst mit Müh und Not gelungen, hier in der Vieille Rue du Temple Fuß zu fassen und uns auf Thalias wie Melpomenes Bühne gegen diese elenden Barbaren zu behaupten, die nicht davor zurückschrecken, ihre frechen Lakaien draußen auf offener Gasse schamlos randalieren zu lassen, und sich ohne alle Skrupel erdreisten, direkt vor unseren Toren Konkurrenzspektakel zu veranstalten, um unser Publikum am Eintritt zu hindern?! Haben wir unsere bisherigen Schlachten gegen diese Kanaillen etwa umsonst geschlagen, war unser letzter Sieg denn nicht härtest erkämpft?! Mesdames et Messieurs!! Ich erwarte von meiner Truppe, dass sie meinen Befehlen ausnahmslos gehorcht, sonst pfeifen wir hier nur zu bald auf dem letzten Loch und dürfen uns, wie schon gehabt, wieder zurück in die tiefste Provinz auf Tournee begeben!! Ist Euch das klar?!!“ Monsieur Montdorys Stimme brach, in ersticktem Krächzen, nun endlich vollends heiser gebrüllt - atemlos zog er sein spitzenbesetztes mouchoir hervor und wischte sich erschöpft die schweißglänzende Stirne, während er nicht davon abließ, mit wetterleuchtender Miene vor der stummen Reihe seiner Komödianten nervösen Schrittes auf und ab zu marschieren.
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