Szenen einer beinah klassischen Tragödie von Aramis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 46 BewertungenKapitel Szene 9
Das herzogliche Palais des verstorbenen Duc de Pourceaugnac erwies sich als hohes graues Gebäude von strenger und vollkommen schmuckloser Fassade. Krähen hockten in den Ästen der beiden kahlen Bäume, die seine Einfahrt begrenzten, und ihr misstöniges Krächzen schallte zu uns herab, als Monsieur de Rochefort und ich die steinernen Stufen zum Eingangsportal hochstiegen. Ich hatte, auf Monsieur le comtes dringenden Wunsch hin, geflissentlich meine priesterliche Soutane angelegt - dieses geistliche Kleidungsstück würde es ihm, wie er meinte, sehr erleichtern, dem nunmehrigen Hausherrn wie der hiesigen Dienerschaft meine unverhoffte Anwesenheit zu erklären. Ein dicklicher Lakai öffnete auf sein Klopfen, mit missmutiger Miene und einem feuchten Besen in der Hand - „Bonjour, Messieurs, bitte einzutreten!“, knurrte er unwirsch und besah dabei stirnrunzelnd unser Schuhwerk - offenbar war er hier in der Eingangshalle zum Dreckaufwischen verdonnert, wie der nasse Fußboden zeigte, und verabscheute daher neuerliche Kotspuren auf den soeben säuberlich gereinigten Fliesen wie die Pest. Doch da war dem Ärmsten nun leider nicht zu helfen, denn das Wetter war schlecht, und kaum standen wir in der Halle, kam auch schon ein hagerer älterer Mann in steifem Schritt die breite Treppe herabgestelzt, um Monsieur de Rochefort und mich gebührend zu empfangen. Er schien den Herrn Grafen gut zu kennen, seinem untertänigsten Gruß nach zu schließen, und als dieser mich als den hochwürdigen Herrn Abbé d`Herblay vorstellte, allzeit bereit, den schwer Bedrängten und Beladenen geistlichen Beistand zu leisten, wurde seine servile Miene schier ad ultimum unterwürfig und devot.
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