Kapitel Wieder vereint
„Mon Dieu! Messieurs, bitte verzeiht!“, hauchte Marie matt und atemlos, während sie sich, auf Aramis` Arm gestützt, vom Boden erhob und sich in den wieder aufgerichteten Lehnstuhl sinken ließ, den Raoul ihr hilfreich hinschob. „Die Rührung hat mich übermannt! Ich bin nicht länger Herrin über meine Tränen, und mein armes Herz pocht vor Freude als wollte es zerspringen! Denn ich fand heute, an diesem wundersamen Abend, nicht nur Euch, meinen geliebten Sohn, und Euren edlen Vater wieder, sondern auch ihn, den ich schon seit so vielen Jahren für immer verloren glaubte! - René, erlaubt Ihr es mir? Darf ich es Raoul sagen?“ Und auf Aramis` leises Nicken hin fuhr sie offen fort: „So wisst denn, mein Sohn, der Chevalier d`Herblay und ich waren in unserer Jugend enge Freunde, und er erwies sich überdies als ein unschätzbarer Helfer in einem gefahrvollen Unternehmen, das auch Euch, mon cher Athos, sicherlich noch in Erinnerung ist! Ich war damals - ach, wie lange ist es her! - die engste Vertraute unserer Königin, und als solche hatte ich es mir zum Ziel gesetzt, ihr ein heimliches rendez-vous mit ihrem damaligen Geliebten, Lord Buckingham, zu ermöglichen. Und der waghalsige coup gelang, dank jenes kühnen jungen Musketiers namens Aramis! Und nicht nur er, auch zwei seiner besten Freunde trugen mit all ihren Kräften dazu bei, dass der Erste Minister Englands seine königliche Liebste sehen und hinterher Frankreich unbehelligt wieder verlassen konnte!“ Sie hielt inne und lächelte Athos zu, ehe sie Aramis` Hand ergriff und mit zärtlichem Blick zu ihm aufsah: „Ja, mon cher René, ich will es nicht länger vor meinem Sohn verbergen: Wir waren in unseren jungen Jahren nicht nur durch jene gefährliche Intrige vereint, sondern auch durch das heilige Band der Liebe, und es war allein meine Schuld, dass unser Bund zerbrach. Viele Jahre hindurch trennte uns Feindschaft, schroff stand sie zwischen uns, eine unüberwindliche Mauer, und erst heute, an diesem Abend geschah`s, dass sie endlich, wie auf himmlisches Geheiß, in sich zusammenstürzte! Oh, mein Freund!“, entfuhr es ihr überwältigt, und ihr Stimme schwand zu einem heiseren Wispern, während der Chevalier sachte ihre bebende Hand küsste, „ich bin überglücklich! Ihr habt meine schwere Last von mir genommen und meine Seele von ihr befreit!“
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