Kapitel Nächtliche Pläne
Die Sterne funkelten am nächtlichen Himmel, Mondschein fiel durch das kleine Fenster, und Aramis holte tief Atem, den Arm um seinen Freund gelegt. Das Bett in der Stube des Feldhüterhäuschens war schmal, doch weich und gemütlich, und wer weiß, auf welch hartem Lager sie in allernächster Zukunft schlafen mussten! Und einander lieben. Sachte strich er dem Geliebten über die zerzausten Locken und küsste ihn zärtlich auf die Stirn. Wie schön bist du, mein Liebster! Wie unbeugsam und stark! Selbst das tiefe Elend, in das dich der Hass des Tyrannen nun stürzen will, kann deinen hohen Adel und deine Würde nicht verletzen! Und ich werde dich niemals verlassen, wohin du auch gehst, und sei`s hinab in die schwärzeste Hölle! Doch nein, die gebührt einzig und allein Louis, diesem eitlen Wicht! Wo du bist, mein Liebster, dort leuchtet mir der Himmel, und du erhellst ihn als sein strahlendster Stern.
Er war durch unruhige Träume gewandert, war auf einsamen Wegen gegangen, hoch auf zerklüfteten Klippen, unter ihm schäumende Gischt. Hände hatten sich nach ihm ausgestreckt, hatten ihn festhalten wollen, ihn in den Abgrund stürzen, hatten mit Ketten auf ihn gewartet und ihm das letzte Hemd vom Leib gerissen. Weit vorne hatte ein Mensch auf ihn gewartet, er war zu weit weg gewesen, um ihn erkennen zu können, aber er hatte gewusst, wenn ich dort bin, ist Friede. Sie hatten ihn nicht gehen lassen wollen, hatten seine Knöchel umklammert, hatten ihn nach unten gezogen, der Pfad war unter ihm zerbröselt, schon hingen seine Beine im Leeren, über der wogenden See, seine Finger ins bröckelige Gestein gekrallt, ein stiefelbewehrter Fuß trat darauf und von oben grinste ihn die höhnische Fratze eines Totenkopfes an. Der Kopf trug eine Krone und streckte seine knochige Hand nach ihm aus. Er wusste, er durfte nicht nach ihr greifen, es war Lug und Trug, dabei rutschten seine Finger haltlos ab und im letzten Moment fasste er verzweifelt nach den Fingern des Skeletts – da hielt er plötzlich eine warme Hand in der seinen, eine starke Hand, die ihn nach oben zog, und als er die Augen aufschlug, sah er Aramis über sich gebeugt. „Danke“, murmelte er, noch ganz in seinem Traum gefangen.
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