Verrat vor La Rochelle von kaloubet und Aramis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 8 BewertungenKapitel Kapitel 1
Grün. Um ihn herum war nur Grün. Lebendes, waberndes, dumpfes Grün, bei jedem Schritt gluckste Wasser unter den Stiefeln, schmatzte Schlamm und knisterte Gras. Es roch feucht und modrig, Mücken sirrten, stachen in unbedeckte Haut. Er hörte die Kameraden leise fluchen, es klatschte, dann ein ´psst´. Er packte seine Muskete fester, es war düster zwischen den halbhohen Bäumen und er traute dem Frieden nicht. Der Trommlerjunge hatte d`Oucques, dem Leutnant der Musketiere, den Hinweis gegeben, da sei eine Tür in der Nordmauer von La Rochelle, die nicht bewacht würde. Er wisse das, weil er früher, als noch Frieden war, immer mit Freunden dort gespielt habe. Sein Cousin sei Hugenotte und lebe in La Rochelle. Keiner wisse von der Tür, das sei ein alter Durchbruch, der in eine Scheune führe, keiner benutze sie. Vielleicht könne das ja wichtig sein? D`Oucques war damit zu Tréville gegangen, und der zu Richelieu. Ein Erkundungstrupp war gebildet worden, nur zehn Mann, nur altgediente Soldaten, denn es ging durch unwegsames Gelände. Durch die Moore hinter La Rochelle, die nicht bewacht werden mussten, weil es kaum Wege hindurch gab. Auch der Trommlerjunge hatte nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, er kenne es bloß von der La Rocheller Seite her. Wie man von hier aus hinkomme, wisse er nicht. Gar nicht, dachte Athos und zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen, als sein Stiefel wieder im Schlamm versank. Er verlagerte das Gewicht auf die andere Seite und zog seinen Fuß aus dem Moder, der einen klagend-schmatzenden Laut von sich gab, als sei er enttäuscht, dass die Beute ihm entging. Es gab Wege durch das Moor, aber sie waren schmal, und nur langsam, tastend, kam der kleine Trupp Soldaten vorwärts. Richelieu hatte sie selbst ausgesucht, alle waren sie kampferprobt und verstanden sich auch ohne Worte – was so dicht am Feind überlebensnotwenig war. Denn mit jedem Schritt näherten sie sich der belagerten Stadt, und auch wenn die Eingeschlossenen nicht mit einem Angriff aus den Mooren rechneten, standen vermutlich Scharfschützen auf den Mauern, die beim kleinsten Verdacht schießen würden. Das dichte Grün verbarg sie zwar, aber sie durften sich keinen Fehltritt, keinen Laut erlauben.
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Kapitel Kapitel 2
La Douille tippte ihm auf den Arm und wies nach vorn, ein zweimaliges Fingertippen. ´Feind´, hieß das, und ´Ziel in Sicht´. Athos blickte auf, machte dasselbe Zeichen an de Brissart, und ihre kleine Kolonne verhielt, leise, angespannt. Zwischen den Bäumen zeigte sich eine dunkle Masse, dunkler als die Bäume ringsum - die Stadtmauer von La Rochelle. Endlich. Es musste schon Nachmittag sein, die Schatten waren länger geworden, es war höchste Zeit, dass sie an ihr Ziel gelangten. Der kleine Wald mit den gekrümmten Bäumen ging an dieser Stelle fast bis zur Mauer, die Bäume standen dicht an dicht, aber der Boden war sumpfig und tückisch. Nur deswegen hatte Guiton den Wald noch nicht roden lassen, nahm Athos an, keine Armee hätte sich hier durchschleichen können, jede Kanone wäre im Schlamm versunken. Ein paar Scharfschützen auf den Mauern genügten, um diese Seite zu sichern. Leise pirschten sie weiter, immer darauf bedacht, auf den Wurzeln der Bäume zu bleiben, dabei sondierten sie das dunkle Dickicht. Nichts regte sich, nicht einmal ein Vogel sang. Seltsame, bleierne Stille lag auf dem verwunschenen Wald mit seiner eigentümlichen, knorrigen Schönheit. Welch absonderliche Umgebung um Krieg zu führen, ging es Athos durch den Kopf, das ist das Reich von Elfen, von Waldgeistern. Wir sind Eindringlinge in ihrer Welt. Da verharrte de Brissart, und der kleine Trupp erstarrte – auf der Wiese vor ihnen ragten Mauern auf, dunkel und steinern. Dicht an die Bäume gepresst observierten sie ihr Ziel, legten die Lunten in die
Musketen und suchten nach der Tür. Da, ein dunkles Viereck im Stein, kaum zu erkennen, war das der Durchbruch? Auch de Brissart hatte es gesehen, er wandte sich zu seinen Kameraden um und wies darauf. Athos nickte, ein Finger mit abgespreiztem Daumen zeigte nach oben. Scharfschützen? De Brissart zuckte mit den Achseln, machte eine Handbewegung. Wir warten die Nacht ab, hieß das. Athos und die Männer hinter ihm nickten, sie hatten keine Wahl. Sie mussten die restlichen Tagesstunden hier verbringen, gegen diese Bäume gelehnt, regungslos, sie mussten abwarten, bis es dunkel genug wäre, die Wiese ungesehen zu durchqueren, denn jetzt, im hellen Licht der Nachmittagssonne, wären sie nichts als Wild, auf das der Feind Zielschießen üben konnte.
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Kapitel Kapitel 3
„Verflucht!“, zischte de Chavigny und schulterte finsteren Blickes seine Muskete, „ich sage Euch, Kameraden, das geht nicht mit rechten Dingen zu! Unser Stoßtrupp müsste doch längst zurück sein! Und Tréville denkt offenbar dasselbe, sonst hätte er uns nicht auf diese Patrouille geschickt!“
„Wohl wahr!“, knurrte de Barray zurück. „Und sein Befehl lässt nichts Gutes ahnen! Ah! Verdammt!“, fluchte er und zog mit einiger Mühe sein gestiefeltes Bein aus einem Schlammloch, bloß, um beim nächsten Schritt abermals knietief einzusinken - elende Sauerei! Und durch diesen bodenlosen Sumpf soll tatsächlich ein gangbarer Weg führen? „Diable! Hoffen wir, dass unsere Kameraden nicht allesamt hier in diesem Moor versunken und verreckt sind!“
„Malt den Teufel nicht an die Wand!“ Porthos runzelte die Stirne und spähte angestrengt ins dämmrige Dunkel. Der Wind hatte sich gelegt, kein Lufthauch regte sich, kalter, milchiger Dunst stieg aus dem feuchten Boden auf und umschwebte die schwarzen Silhouetten der Bäume. Diese reckten, seltsam bizarren Wesen gleich, ihre krummen Äste drohend nach den Eindringlingen, als wollten sie diese daran hindern, ihr Reich zu betreten -
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Kapitel Kapitel 4
„So!“, de Chavigny stieß den Jungen grob in den Rücken, der machte ein paar taumelnde Schritte, blieb stehen und sah sich erschrocken um, bis seine Augen auf die beiden Männer fielen, die bleich in den Kissen lagen. „Oh mon dieu!“, wimmerte er, „das hab ich nich gewollt, ehrlich nich.“ Er wandte sich zu Athos´ Bett und kniete nieder, „monsieur le mousquetaire, das wollt ich nich, Ihr kennt mich doch!“
„Halt, die Herren!“, erklang es da aus der hintersten Ecke des Lazaretts. Die Männer fuhren herum, als Antoine, der Gehilfe Lefèvres, mit schlaftrunkenen Augen auf sie zugewankt kam, „das geht nicht, dass Ihr hier aufmarschiert, als sei es der Pomme de Pin. Die Verletzten brauchen Ruhe ...“
„Vergeltung brauchen sie!“, fiel ihm de Barray streng ins Wort. „Aber das geht nur uns was an, dich nicht. Leg dich wieder hin.“
„Aber monsieur Lefèvre ...“, wagte Antoine zu protestieren.
„Lefèvre braucht seinen Schlaf, und du auch“, in de Barrays Stimme lag ein drohender Unterton, „ich sagte, leg dich wieder hin.“
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Kapitel Kapitel 5
„Was wird das?“
„Lasst mich durch, lasst mich zu meinem Freund! Wie geht es ihm, ist er schwer verletzt? Mein Gott, so lasst mich durch, Mann!“
„Junger Herr, das hier ist ein Lazarett, ein Ort der Ruhe. Ihr könnt Euren Freund besuchen, er lebt und ist den Umständen entsprechend wohlauf. Aber das ist kein Grund, hier hereinzupreschen als seien die Sarazenen hinter Euch her. Auch wenn Ihr ein Gascogner seid, solltet Ihr die Gesetzte der Höflichkeit kennen!“
„Verzeiht, docteur“, war wieder d´Artagnans Stimme zu hören, sie klang erstaunlich kleinlaut. „Aber ich bin so in Sorge!“
„Ich weiß und halte es Euch zugute, Monsieur d´Artagnan“, sagte nun Lefèvre und hielt dem Gascogner den Vorhang auf, der den Eingang des Lazarettes von den Krankenbetten abtrennte, „aber bedenkt, dass Euer Freund Ruhe braucht.“
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Kapitel Kapitel 6
„Na, Süßer?“, begrüßte ihn die Frau, die auf dem Wagen stand, mit erstaunlich tiefer Stimme. Sie war nicht mehr jung, aber auch nicht alt, ihre Kleidung war abgetragen, aber sauber und für ihr Gewerbe recht dezent geschnitten. Es hieß, sie sei ehrlich und achte auf die Qualität der Ware, was ihr mehr Kunden einbrachte als ihren Konkurrentinnen, die tiefere Einblicke und weitergehende Dienstleistungen gewährten. Toinette schlief nicht mit jedem sondern nur mit Männern, die ihr gefielen, denn sie lebte vom Verkauf des Weines, nicht von der Hurerei. Es hieß, es habe einmal einen Ehemann gegeben, aber wo er war und ob er noch lebte, wusste niemand, und Toinette schwieg sich auch ihren Liebhabern gegenüber aus. Diese wechselten, und im Moment gebe es keinen, so hieß es in der Gerüchteküche des Lagers, weswegen Porthos allen Sold, den er bekam, zu Toinettes Schenke trug.
„Bonsoir, Madame!“ Der Hüne zog mit großartiger Gebärde den Hut, vollführte eine ungeschlachte Verneigung und lehnte sich an die rohe Holzplanke, die als Tresen diente. „Parbleu, meine Liebe,“ gurrte er und küsste der Schankfrau galant die Hand, „der Glanz Eurer Schönheit erstrahlt immer heller von Tag zu Tag! Jawohl, keins der flachbrüstigen jungen Dinger kann sich mit Euch messen! Doch seht, Toinette, mein armer Kamerad und ich, wir sterben buchstäblich vor entsetzlichem Durst! Mit letzter Kraft haben wir uns hierher zu Euch geschleppt, um von der schönsten Frau im Lager das einzige Mittel zu erlangen, das uns noch retten kann! Ihr wisst doch, welches ich meine?“
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Kapitel Kapitel 7
Es war weit nach dem Zapfenstreich, als Porthos vorsichtig aus dem Lager schlich. Er umging die Feuer der Wachen und hielt sich im Schatten, denn sein nächtliches Vorhaben sollte diskret erfolgen, auch wenn er sich sagte, dass er, falls er geschnappt würde, sicher Dispens von Tréville erhalten würde. Immerhin war er in besonderer Mission unterwegs.
Behutsamen Schrittes tastete er sich in der Dunkelheit an den Fuhrwerken und Zelten der Trossleute vorbei, deren gedrungene schwarze Silhouetten, umflossen von silbrigem Mondlicht, wie eine schlafende Herde riesenhafter Tiere rings um ihn aufragten. Hin und wieder erklang das leise Schnauben der Zugpferde, doch ihre Besitzer schienen bereits in tiefem Schlummer zu liegen, denn alle Fackeln und Laternen waren erloschen, Talglichter und Kienspäne ebenso, und bloß die verkohlten Reste des längst heruntergebrannten Lagerfeuers glommen noch leise knisternd unter der Asche.
Auf Zehenspitzen, mit der lautlosen Geschmeidigkeit eines Katers auf Beutefang, die man dem Hünen angesichts seiner Leibesfülle gar nicht zutrauen würde, überquerte Porthos das Rasengeviert und lenkte seine Schritte zielsicher hinüber zu jenem Stellplatz, wo Toinettes Schankwagen stand. Dort angelangt, sah er sich verstohlen um, doch kein Nachtschwärmer, kein lauernder Schatten, keine verdächtige Gestalt wollte sich zeigen, und so trat er an das Fuhrwerk heran und klopfte mit sachter Hand an die geschlossene Wagentüre.
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Kapitel Kapitel 8
„Nun?“ Trévilles Stimme war kalt, und sein Gesicht regungslos. Vor ihm kniete Lisette, die von den Musketieren ins Lazarett geschleift worden war und die die Männer während des gesamten Weges mit den unflätigsten Beschimpfungen bedacht hatte. Nun war sie still, aber ihr trotzig zusammengepresster Mund verhieß keine Reue, im Gegenteil.
„Nun?“, wiederholte der Hauptmann, und seine zusammengezogenen Augenbrauen zeugten von seinem Zorn, „du hast Lefèvres Laudanum mit Gift versetzt, du wolltest de Barray vergiften, hast ihn gar tätlich angegriffen und hast manchen Männern meiner Kompanie schon übelsten Schaden zugefügt. Für wen arbeitest du? Wer hat dir das Gift gegeben?“
„Niemand“, Lisette hob den Kopf und sah Tréville fest in die Augen, „und ich hab nichts getan. Das ist üble Nachrede, nichts anderes.“
„Warum hast du dann das Zeug nicht getrunken, das du mir einflößen wolltest?“, knurrte de Barray.
„Weil das eklig schmeckt“, die Rothaarige blickte zu Boden, „es ist … ah, verflucht. Es ist ein Trank, der die Liebesglut tötet.“
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Kapitel Kapitel 9
„Was wollt Ihr hier? Was soll das heißen, Durchsuchung?“ Toinette, die Hände auf die Hüften gestemmt, stand vor der kleinen, hölzernen Treppe, die in ihren Wagen führte, während ihr gegenüber de Barray mit einem Seufzer erklärte: „Seid vernünftig, Frau. Wir haben Order, den Tross nach verdächtigem Material zu durchsuchen. Wir wollen Euch ja nichts Böses, aber wir dürfen Euren Wagen auch nicht auslassen.“
„Kamerad, Geduld!“, dröhnte da Porthos Stimme und der große Musketier erschien in der offenen Wagentür. Er knöpfte sich eben das Wams zu, was von den vier Soldaten, die Einlass begehrt hatten, mit Pfiffen kommentiert wurde. „So ist es also wahr?“, fragte La Brioche mit anzüglichem Grinsen, „Ihr werdet von unserer Toinette ausgehalten?“
„Ein Musketier, der sich nach einem weichen Brötchen nennt, sollte den Mund nicht zu voll nehmen“, gab Porthos zurück, zwinkerte dem Kameraden dabei aber freundschaftlich zu, „nur kein Neid. Aber sagt, was soll die Aufregung, und was genau sucht Ihr denn?“
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Kapitel Kapitel 10
Die Nacht war hereingebrochen, Dunkelheit lag überm Lager, nur die Wachtfeuer brannten und warfen ihrem flackernden Schein in die düstere Schwärze -
„Parbleu, ich kann`s einfach nicht glauben, dass die Toinette zu sowas fähig wär!“, brach de Tremblay, einer der wachhabenden Musketiere, das beklemmende Schweigen und starrte grimmigen Blickes in die lodernden Flammen. „Das soll mir bitte mal einer erklären!“
„Sie war`s auch nicht!“, stimmte ihm La Brioche sofort bei und blickte herausfordernd in die Runde. „Ich war dabei, als man ihre Habe durchsuchte und das verdammte Giftpulver darin fand! Ich hab ihr Gesicht gesehen! Und ihre Miene war beileibe nicht von banger Furcht vor Entdeckung gezeichnet, sondern bloß von grenzenloser Überraschung. Sie war ebenso konsterniert wie wir, Porthos, de Barray, de Coutelas und ich! - He, Kameraden, Ihr könnt das bestätigen, nicht wahr?“
„Allerdings!“, stimmte de Coutelas zu und blickte sinnend in die flackernde Glut, „aber was sollten wir machen? Die Tatsachen sprachen gegen sie! Wir mussten sie festnehmen, auf Befehl unseres Hauptmanns, nachdem Doktor Lefèvre den Inhalt dieser verfluchten Puderdose als das gesuchte Gift erkannt hatte!“
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Kapitel Kapitel 11
Mehr als zwei Tage waren sie nun schon unterwegs, zwar in Zivil, doch in scharfem, kavalleriemäßigem Tempo, und hatten sich während der Rastpausen in den Wirtshäusern am Weg nach dem flüchtigen Schustermeister erkundigt. Jawohl, die Spur schien heiß zu sein, denn die Schankmägde konnten sich tatsächlich an den Mann erinnern – er war gut bei Kasse, trank den besten Wein und ließ sich auch ansonsten nicht lumpen, obwohl er bloß ein kleiner Handwerker war. Hm, vielleicht hatte er ja eine Erbschaft gemacht? Er ließ sowas durchklingen. Doch wenn man Genaueres über ihn und seine Reise wissen wollte, war er zugeknöpft und wortkarg, bloß beim Schäkern mit den Mägden stand sein Mundwerk niemals still. Warum die edlen Herren ihn denn suchten? Doch das erfuhren die Schankmädchen nicht, denn schon hatten sie eine wie die andere d`Artagnans Kuss wegbekommen, und ehe sie als anständige Mädchen noch entrüstet protestieren konnten, saß der junge Herr schon im Sattel und preschte in vollem Galopp seinen Kameraden hinterher.
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Kapitel Kapitel 12
Er drehte sich nach rechts und schwang die Beine aus dem Bett, langsam, wie ein alter Mann. Es zog, aber der Schmerz war erträglich. Eine Weile blieb er sitzen, bis sich die Wände wieder beruhigt hatten, bis der Raum nicht mehr kreiste, dann griff er nach der Krücke, die Antoine ihm gestern gebracht hatte. Er solle versuchen, jeden Tag ein wenig aufzustehen, hatte der Arzt ihm gesagt, ein, zwei Schritte im Lazarett herumzugehen, vielleicht könne er ihn Ende der Woche entlassen. Athos biss die Zähne zusammen, klemmte sich die Krücke unter den gesunden Arm und stand wackelig auf. Seine Kameraden waren da draußen, suchten nach den Attentätern und er lag hier auf der faulen Haut? Lefèvre war einfach zu vorsichtig, bevor er einen Mann als gesund entließ, musste der mindestens im Handstand um das Lager herumlaufen können. Er machte einen Schritt nach vorn und wäre fast lang hingeschlagen, dann den zweiten, der klappte schon besser. Antoine war nicht da, er ging dem Arzt bei irgendetwas zur Hand, und de Brissart schlief. Athos machte einen dritten Schritt, allmählich bekam er es raus, erst die Krücke, dann das gesunde Bein. Beim vierten Schritt war er schon am Eingang des Zeltes und endlich, endlich wieder unter freiem Himmel.
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Kapitel Kapitel 13
Am liebsten hätte er sofort nach einer Kutsche, einem Karren, einer Sänfte oder was auch immer Ausschau gehalten, um so schnell als möglich nach Bordeaux zu kommen, aber sein Körper erklärte ihm dezidiert, dass er Ruhe brauche. Sein Bein hatte wieder angefangen zu zittern und auch die Schulterwunde pochte aufs Übelste, so dass er sich entschloss, ins gemeinsame Quartier zu hinken. Ins Lazarett würde er bestimmt nicht zurückkehren, Lefèvre konnte auch in im Mannschaftszelt nach ihm sehen.
Der Arzt erwies sich, als Athos endlich auf seiner Pritsche lag und mithilfe Grimauds den Mediziner sowie Porthos von seinem neuen Aufenthaltsort informiert hatte, als ungewöhnlich milde, er hatte nichts gegen die Entscheidung des Musketiers einzuwenden, wiederholte nur noch einmal seine Aufforderung, er solle sich schonen - was ihm dieser auch versprach, ohne jedoch auf Einzelheiten einzugehen. Eine Fahrt in der Kutsche war sicher schonender als zu reiten. Porthos hingegen, als er endlich von seinem Wachdienst zurückkehrte, war schwieriger zu überzeugen, er wollte partout selbst nach Bordeaux aufbrechen und es brauchte Athos´ ganze Überredungskunst, um seinen Freund dazu zu bringen, eine Kutsche für ihn aufzutreiben und einzusehen, dass er hier, in La Rochelle, gebraucht werde. Erst als er Toinette ins Spiel brachte und seinem Freund darlegte, dass er nun die Fäden vor Ort entwirren müsse, lenkte Porthos ein.
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Kapitel Kapitel 14
„Heda, du da drüben!“, de Chavigny versuchte, sich durch die Menge zu drängen, aber die Männer rückten zusammen, ließen ihn nicht passieren, während hinter ihnen der Schuster schon die Tür öffnete. „Parbleu, so geht doch zur Seite, haltet den Schwarzhaarigen da auf!“, brüllte de Chavingy entnervt und zog seine Pistole aus dem Gürtel, „im Namen des Königs!“
„Der König hat hier nichts zu schaffen!“, grummelte ein grobschlächtiger Kerl, während seine Kameraden neben ihm plötzlich Dolche, Messer und Totschläger in den Händen hielten und einen Kreis um die drei Freunde bildeten. Auch die behäbigen Bauern umklammerten plötzlich Dreschflegel und sogar Mistgabeln, wo auch immer sie sie vorher verborgen gehalten hatten. Vermutlich unter den Tischen. D`Artagnan zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen und linste zur Tür: Der Schwarzhaarige war längst verschwunden. Die drei Soldaten stellten sich Rücken an Rücken und zogen Degen und Pistolen, lauernd, angespannt. Eine Bewegung, ein Verdacht und die Hölle würde losbrechen. Die anderen schienen keine Schusswaffen zu haben, aber das waren nur drei Kugeln. Danach stünde es äußerst ungünstig für die Männer des Königs.
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Kapitel Kapitel 15
„Gut“, Athos stieg mit Hilfe von Grimaud in die Kutsche, während seine Freunde wieder aufsaßen. „Wisst Ihr denn, wo dieser Ratsherr wohnt?“, fragte Rochefort, der sein Pferd einem der Gardisten gegeben hatte und neben dem Musketier Platz nahm. „Grimaud hat sich erkundigt“, erklärte Athos und zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen, als die Kutsche anfuhr. Das Ding konnte Milch zu Butter schütteln. „Wir sind schon vor drei Stunden in Bordeaux angekommen. Den Ratsherrn Gontard kennt hier anscheinend jedes Kind, er soll einer der reichsten Bürger sein.“
Der Wagen nahm seinen Weg durch die dicht belebten Gassen, zwar notgedrungen langsam infolge des dichten Verkehrs, doch zielstrebig und beharrlich, erreichte endlich die Église Saint Pierre und bog in eine breite Straße ein, die von eleganten Stadtpalästen und imposanten Patrizierhäusern gesäumt wurde. Einige Augenblicke später hielt die Kutsche vor einem großen Palais mit eindrucksvoller Fassade, und Grimaud wandte sich zu seinem Herrn um. „Wir sind da!“
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Kapitel Kapitel 16
Das Zimmer, in das der junge Mann Athos führte, war mit hellblauen Blumentapeten ausgekleidet, ein kleiner Tisch und mehrere zierliche Stühle standen in einer Fensternische, daneben stand ein mannshoher Spiegel, doch alles wirkte seltsam unbelebt, obgleich kein Stäubchen herumlag. Es fehlten die kleinen Dinge, die zeigten, dass ein Raum bewohnt war, ein vergessenes Buch, ein Fächer, ein Paar Handschuhe. Als Philippe auf einen der Stühle wies, nahm Athos die Einladung dankbar an, denn sein Bein pochte wütend, und leise Schauer rieselten über seinen Rücken. „Ihr habt nicht zufällig ein wenig Branntwein?“, fragte er höflich und dachte sich, dass auch der junge Mann, der eben seinen Vater auf so grausame Weise verloren hatte, ein wenig Stärkung brauchen konnte. Doch tranken Hugenotten überhaupt Alkohol? Philippe sah ihn stirnrunzelnd an und Athos wollte schon abwinken, da trat er an einen kleinen Wandschrank und entnahm ihm eine Karaffe mit einer hellbraunen Flüssigkeit und zwei Gläsern.
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Kapitel Kapitel 17
Der Tag des Gerichts präsentierte sich grau und stürmisch, dunkle Wolken türmten sich drohend am Himmel, und dicke Regentropfen klatschten den Soldaten, die reglos und stumm in Reih und Glied angetreten waren, scharf ins Gesicht. Der Wind fuhr über Trévilles Zelt, schüttelte die Fahne des Regiments, riss an den Schnüren und ließ das schwere leinerne Vordach knattern. Darunter stand, einigermaßen von Sturm und Regen geschützt, der massive Feldtisch, an dem die Mitglieder des Kriegstribunals unterm Vorsitz Kardinal Richelieus Platz genommen hatten. An seiner Seite saß, ebenfalls in Vertretung Seiner Majestät und in voller Montur und Waffen, der Capitaine-Lieutenant der königlichen Musketiere, und zu seiner Linken der Chef seines Geheimdienstes, Graf Rochefort, flankiert von einem hageren, schwarzgekleideten Schreiber, welcher, Tintenfass und Feder griffbereit vor sich, das Gerichtsprotokoll aufzunehmen hatte.
Unheilschwangere Ruhe lag über der Gerichtsstätte, bloß unterbrochen vom leisen Flüstern und Murmeln der drei Richter, und seitwärts ragte drohend ein hölzernes Gerüst auf hohem Podest empor: Der hiesige Galgen.
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Kapitel Kapitel 18
„Parbleu“, erklärte Porthos und hob sein Glas, „es war Zeit, dass das Gericht ein Ende fand. Herrgott, ich war aufgeweicht wie ein nasser Schwamm“, er nieste und stellte hastig das Glas ab, um nichts zu verschütten, „ah, verflucht, jetzt hab ich mir auch noch einen Schnupfen geholt.“
„Eh, mein Lieber, hört auf Euch zu bemitleiden“, lachte Toinette und schenkte ihm nach, „die armen Teufel, die da draußen am Galgen hängen, wären froh, einen einfachen Schnupfen zu haben.“
„Armen Teufel?“, Athos ließ den Wein ein wenig im Glas kreisen und betrachtete nachdenklich das samtene Rot, „sie haben sich ihren Weg selbst ausgesucht, niemand hat sie zu ihren Taten gezwungen.“ Sie saßen bei Toinette im Wagen, kosteten ihren Wein und genossen die Wärme nach den langen Stunden im Regen. Toinette, froh, endlich aus der Haft entlassen zu sein, hatte allen verkündet, dass ihr Ausschank ab dem nächsten Tag wieder öffne, aber dass dieser Abend nur den besten Freunden vorbehalten sei, was ihr einige launige Kommentare und viele Versprechen, morgen auf jeden Fall zu kommen, eingebracht hatte. Wenn nur die Hälfte ihr Versprechen hielt, müsse sie sehen, wo sie neuen Wein herbekomme, hatte sie Porthos erklärt. In Bordeaux, war dessen Antwort gewesen, er kenne da einen guten Branntweinhändler.
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