Verrat vor La Rochelle von kaloubet und Aramis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 8 BewertungenKapitel Kapitel 1
Grün. Um ihn herum war nur Grün. Lebendes, waberndes, dumpfes Grün, bei jedem Schritt gluckste Wasser unter den Stiefeln, schmatzte Schlamm und knisterte Gras. Es roch feucht und modrig, Mücken sirrten, stachen in unbedeckte Haut. Er hörte die Kameraden leise fluchen, es klatschte, dann ein ´psst´. Er packte seine Muskete fester, es war düster zwischen den halbhohen Bäumen und er traute dem Frieden nicht. Der Trommlerjunge hatte d`Oucques, dem Leutnant der Musketiere, den Hinweis gegeben, da sei eine Tür in der Nordmauer von La Rochelle, die nicht bewacht würde. Er wisse das, weil er früher, als noch Frieden war, immer mit Freunden dort gespielt habe. Sein Cousin sei Hugenotte und lebe in La Rochelle. Keiner wisse von der Tür, das sei ein alter Durchbruch, der in eine Scheune führe, keiner benutze sie. Vielleicht könne das ja wichtig sein? D`Oucques war damit zu Tréville gegangen, und der zu Richelieu. Ein Erkundungstrupp war gebildet worden, nur zehn Mann, nur altgediente Soldaten, denn es ging durch unwegsames Gelände. Durch die Moore hinter La Rochelle, die nicht bewacht werden mussten, weil es kaum Wege hindurch gab. Auch der Trommlerjunge hatte nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, er kenne es bloß von der La Rocheller Seite her. Wie man von hier aus hinkomme, wisse er nicht. Gar nicht, dachte Athos und zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen, als sein Stiefel wieder im Schlamm versank. Er verlagerte das Gewicht auf die andere Seite und zog seinen Fuß aus dem Moder, der einen klagend-schmatzenden Laut von sich gab, als sei er enttäuscht, dass die Beute ihm entging. Es gab Wege durch das Moor, aber sie waren schmal, und nur langsam, tastend, kam der kleine Trupp Soldaten vorwärts. Richelieu hatte sie selbst ausgesucht, alle waren sie kampferprobt und verstanden sich auch ohne Worte – was so dicht am Feind überlebensnotwenig war. Denn mit jedem Schritt näherten sie sich der belagerten Stadt, und auch wenn die Eingeschlossenen nicht mit einem Angriff aus den Mooren rechneten, standen vermutlich Scharfschützen auf den Mauern, die beim kleinsten Verdacht schießen würden. Das dichte Grün verbarg sie zwar, aber sie durften sich keinen Fehltritt, keinen Laut erlauben.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!