Verrat vor La Rochelle von kaloubet und Aramis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 8 BewertungenKapitel Kapitel 2
La Douille tippte ihm auf den Arm und wies nach vorn, ein zweimaliges Fingertippen. ´Feind´, hieß das, und ´Ziel in Sicht´. Athos blickte auf, machte dasselbe Zeichen an de Brissart, und ihre kleine Kolonne verhielt, leise, angespannt. Zwischen den Bäumen zeigte sich eine dunkle Masse, dunkler als die Bäume ringsum - die Stadtmauer von La Rochelle. Endlich. Es musste schon Nachmittag sein, die Schatten waren länger geworden, es war höchste Zeit, dass sie an ihr Ziel gelangten. Der kleine Wald mit den gekrümmten Bäumen ging an dieser Stelle fast bis zur Mauer, die Bäume standen dicht an dicht, aber der Boden war sumpfig und tückisch. Nur deswegen hatte Guiton den Wald noch nicht roden lassen, nahm Athos an, keine Armee hätte sich hier durchschleichen können, jede Kanone wäre im Schlamm versunken. Ein paar Scharfschützen auf den Mauern genügten, um diese Seite zu sichern. Leise pirschten sie weiter, immer darauf bedacht, auf den Wurzeln der Bäume zu bleiben, dabei sondierten sie das dunkle Dickicht. Nichts regte sich, nicht einmal ein Vogel sang. Seltsame, bleierne Stille lag auf dem verwunschenen Wald mit seiner eigentümlichen, knorrigen Schönheit. Welch absonderliche Umgebung um Krieg zu führen, ging es Athos durch den Kopf, das ist das Reich von Elfen, von Waldgeistern. Wir sind Eindringlinge in ihrer Welt. Da verharrte de Brissart, und der kleine Trupp erstarrte – auf der Wiese vor ihnen ragten Mauern auf, dunkel und steinern. Dicht an die Bäume gepresst observierten sie ihr Ziel, legten die Lunten in die
Musketen und suchten nach der Tür. Da, ein dunkles Viereck im Stein, kaum zu erkennen, war das der Durchbruch? Auch de Brissart hatte es gesehen, er wandte sich zu seinen Kameraden um und wies darauf. Athos nickte, ein Finger mit abgespreiztem Daumen zeigte nach oben. Scharfschützen? De Brissart zuckte mit den Achseln, machte eine Handbewegung. Wir warten die Nacht ab, hieß das. Athos und die Männer hinter ihm nickten, sie hatten keine Wahl. Sie mussten die restlichen Tagesstunden hier verbringen, gegen diese Bäume gelehnt, regungslos, sie mussten abwarten, bis es dunkel genug wäre, die Wiese ungesehen zu durchqueren, denn jetzt, im hellen Licht der Nachmittagssonne, wären sie nichts als Wild, auf das der Feind Zielschießen üben konnte.
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