Kapitel Kaffee
Sechs, sieben, acht. Achtmal hatten die Glocken von St.Sulpice geschlagen, wenn er richtig mitgezählt hatte. Höchste Zeit aufzustehen, doch ein Blick zum Fenster verriet ihm, dass es draußen immer noch Stein und Bein fror - und dementsprechend in seiner Wohnung auch nicht viel wärmer war, denn Grimaud hatte um Urlaub gebeten, und das Feuer, das er vor dem Zubettgehen noch einmal angeheizt hatte, war inzwischen lange ausgegangen. Vorsichtig hob er die Decke etwas an und angelte nach seinem Morgenrock, es half nichts, auch wenn er liegen bliebe, würde es nicht wärmer werden.
Zitternd schlüpfte er in seine Pantoffeln und sorgte als erstes dafür, dass das Feuer in dem kleinen Ofen in der Küche wieder brannte. Er wagte nicht, zu viel Holz aufzulegen, Holz war teuer, und wer wusste, wie lange dieser Winter noch dauerte. Immerhin verbreitete der kleine Ofen bald angenehme Wärme, nun musste er sich nur noch um das Frühstück kümmern. Eine Flasche Wein? Nein, nicht schon wieder! Er hatte gestern schon entnervt zu Wein und Brot gegriffen, denn zu kochen war seine Sache nicht, aber er konnte sich nicht zwei Wochen allein von Brot und Wein ernähren und bei dieser Kälte zum Frühstücken außer Haus zu gehen, sagte ihm kein bisschen zu. Doch halt, er hatte noch einen Rest dieser kleinen Bohnen, die ihm Le Borgne vor kurzem zugesteckt hatte, daraus ließ sich ein exzellentes warmes Getränk brauen. Gerade streckte er die Hand aus, um das kleine Büffet zu öffnen, da hörte er ein Geräusch an der Eingangstür.
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Kapitel Kosmetik
Verdammt! Tanzte da nicht schon wieder ein Haar aus der Reihe?! Enerviert griff Aramis zu seiner scharfen Pinzette, nahm einen kleinen Hohlspiegel zur Hand und musterte die feine, schnurgerade Linie seiner minutiös getrimmten moustache. Natürlich! Und gleich daneben sprossen noch zwei weitere, die hier nicht hingehörten! Sofort weg mit diesem empfindlich störenden Gewächs! Doch damit nicht genug, auch am unteren Rand der Augenbrauen hatte sich vereinzelt schon wieder unerwünschter, diffus verstreuter Nachwuchs eingestellt! Diesen musste er ebenfalls sofort und ohne allen Verzug säuberlichst eliminieren!
Aramis richtete sich in seinem Stuhl auf und betrachtete sein Werk mit scharfem, zutiefst kritischem Blick im großen Spiegel seines Frisiertisches - gut, das war erledigt! Nun die Gesichtscreme! Mit raschem Griff öffnete er den irdenen Tiegel, langte mit der Fingerspitze in die weiße, duftende mousse und betupfte damit akribisch Stirn und Wangen. Er runzelte die Brauen, begannen sich etwa in seinen Augenwinkeln schon diese ominösen kleinen Fältchen zu bilden?! Sogenannte Krähenfüße, um es mit einem unschönen Ausdruck zu umschreiben? Zum Teufel nochmal! Enerviert fuhr er fort, die Creme sorgfältig und behutsam einzumassieren, als hinter ihm deutlich vernehmbares Räuspern erklang.
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Kapitel Wärme I
Es regnete. Seit Stunden. Seit sie ihre Posten vor dem Seiteneingang des Louvre bezogen hatten, dem besonderen, weil selten benutzen und in Dunkeln liegenden Eingang, der immer dann streng bewacht werden musste, wenn seine Majestät Louis le Treizième wieder einmal befürchtete - und meistens nicht einmal zu Unrecht - von Meuchelmördern umgeben zu sein. Leider lag gerade dieser Eingang nicht unter einer der vielen Arkaden, die den Louvre zierten, und so waren sie der Wucht des Wetters ungeschützt ausgesetzt, heute nun dem Regen, dem kalten und graupeligen Novemberregen. Athos zog fröstelnd seinen Mantel enger an sich, doch das half nur wenig. Alles war durchnässt, Stiefel, Mantel, Hut, von allem tropfte das Wasser und seine Finger in den kalten, glitschigen Handschuhen fühlte er schon gar nicht mehr. Die Muskete, die neben ihm an der Mauer lehnte, war bei solchem Wetter unnütz, das Pulver war feucht, nicht zu gebrauchen und er bemühte sich schon gar nicht mehr, die Lunte am Glühen zu halten. Wobei hier, in den engen Gassen, diese Waffe sowieso nur Zierde war, Zeichen ihres Rangs, mehr nicht. Hier brauchte man im Falle eines Angriffs ein Messer oder eine Pistole, selbst der Degen konnte sich als zu sperrig erweisen.
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Kapitel Wärme II
Draußen vor der Türe des Dampfbads nahm der Diener des Hauses die Freunde sogleich wieder beflissen in Empfang und führte sie in ein geräumiges Gemach, in welchem mehrere große, bis obenhin mit kühlerem Wasser gefüllte Holzwannen aufgestellt waren.
„Aaah!“, rief Porthos aus, während er sich seines Handtuchs entledigte und leichtfüßig in das nächstgelegene Badeschaff stieg, „kommt, mes amis, worauf wartet Ihr noch? Hinein ins erfrischende Nass! Es gibt nichts Herrlicheres, nach dieser teuflischen Hitze!“
Athos wollte ihm gerade folgen, hielt jedoch inne, den Fuß schon auf dem hölzernen Trittbrett, die Hand am Handtuch, das seine Hüften bedeckte. „Porthos“, murmelte er dann zwischen den Zähnen, „es sind Damen anwesend.“
„Wo?“, war die nicht gerade leise Antwort, während der Hüne sich leicht aus dem Becken reckte, um besser sehen zu können. Mit dem Kinn wies Athos auf zwei weibliche Gestalten, die sich in einem der Nachbarbottiche räkelten und im selben Moment neugierig zu den Neuankömmlingen hersahen, woraufhin Porthos eine angedeutete Verbeugung vollführte. „Mesdames, mes hommages!“, erklärte er galant und sah dann fragend zu Athos, der die beiden Damen mit einem Kopfnicken grüßte, da seine leichte Bekleidung keine größeren Bewegungen zuließ.
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Kapitel Zweifel
"Athos," stieß Aramis finster hervor, sein leeres Weinglas brüsk auf dem Tisch absetzend, "bitte verzeiht diese direkte Frage, aber - was habt Ihr Euch eigentlich dabei gedacht, vorhin im Bad?"
„Wie, was habe ich mir gedacht?“, entgegnete Athos, „ich war höflich, mehr nicht. Sagte nicht auch Euer Tanzmeister, der wahre Edelmann befleißige sich der Höflichkeit?“
Aramis holte tief Atem, dann beugte er sich vor und sah seinem Freund scharf in die Augen. „Mein Lieber, bitte haltet mich nicht für einen Idioten! Ich weiß sehr wohl zwischen höflichem Benehmen und mehr als bloß galanten Avancen zu unterscheiden! Und was sich heute Abend in diesem gewissen Badezuber abspielte, fällt mit Sicherheit nicht in die erste Kategorie!“ Er sprang vom Stuhl auf, schloss krampfhaft die Augen und fuhr sich mit bebender Hand über die Stirn, ehe er sich brüsk umwandte: „Ja, ich weiß! Mir ist klar, was Ihr über mich denkt! Ich soll mich verdammt nochmal nicht so haben, das Ganze nicht dermaßen ernst nehmen, es war bloß ein Spiel, ein unbedeutender Scherz, nichts weiter, und ich täte besser daran, lieber nachsichtig und tolerant zu lächeln, als mich über diese Bagatelle zu echauffieren! Aber ich kann nicht anders, ich muss Euch dennoch fragen: Warum? Bitte erklärt es mir! Warum habt Ihr dem Lockruf dieser koketten Dirne nachgegeben, anstatt sie sofort streng zurück in ihre Schranken zu weisen? Dies widerspricht doch vollkommen Euren eigenen Grundsätzen! Habt Ihr mich denn nicht vor den Frauen gewarnt, mir ihre boshafte Heimtücke vor Augen gehalten? Wie soll ich dies nun verstehen, wenn Ihr selbst Euren Blick nicht von ihnen wenden könnt?“
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Kapitel Kinder
Aramis holte tief Atem und ließ sich zurück in die Kissen sinken, nachdem er und Athos, wohlig erschöpft und im Innersten befriedigt, voneinander abgelassen hatten - wie wunderbar, wie über alle Maßen herrlich und erfüllend war doch der stürmische Beweis ihrer Liebe! Draußen vorm Fenster heulte der Nachtwind - wild fuhr er über die Dächer, tobte ums Haus und schleuderte eisige Regenschauer an die leise klirrenden Scheiben.
Aramis zog die Bettdecke hoch und richtete sich ein wenig auf, in den Armen seines Gefährten - sein dunkler Blick ruhte auf ihm, auf seinem edlen Antlitz, seinen glänzend schwarzen Locken, seinen kraftvollen, muskulösen Schultern. Behutsam hob er die Hand und berührte seinen Freund sachte an der Wange, fuhr mit den Fingerspitzen die zarte, weiche Haut der Halsbeuge entlang und legte sie auf Athos` breite Brust. „Mon cher ami,“ gurrte er ihm ins Ohr, mit leisem Lächeln, „ich gebe zu, auch meine Neugier ist geweckt und lechzt nach Befriedigung. Würdet Ihr mir verraten, woher Ihr diese Narbe habt?“
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Kapitel Kleider
Endlich! Mit einem Seufzer ließ sich Athos in den Sessel im Salon seiner kleinen Wohnung sinken und hielt Grimaud das Bein hin, damit dieser ihm die Stiefel ausziehen konnte. Im Kamin brannte ein kleines Feuer, neben ihm auf dem Tischchen standen eine geöffnete Flasche Wein und ein Glas - der gute Diener hatte alles zu seiner Zufriedenheit vorbereitet, und der Musketier hatte nur noch einen Wunsch: Diesen Abend ungestört die Flasche Wein zu leeren und dann zu Bett zu gehen. Er würde schlafen können diese Nacht, zumindest nahm er das an, denn er war bis auf die Knochen erschöpft, hatte er doch doppelten Dienst verrichtet. Porthos war krank geworden oder hatte wenigstens behauptet, es zu sein - er hatte nicht nachgeforscht und es war ihm auch gleichgültig gewesen, jedenfalls hatte er seine Schicht übernommen und seit sechs Uhr morgens bis gerade eben in klirrender Kälte Wache gestanden. Wenn er sich jemals einen ruhigen Abend verdient hatte, nun, so war es wohl dieser hier. Er griff nach der Weinflasche und schenkte sich ein Glas ein, da klopfte es an der Tür. Mit ärgerlich gerunzelten Brauen und einem unguten Gefühl bedeutete Athos Grimaud, der mit dem Stiefelausziehen fertig war, zu öffnen.
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Kapitel Poesie I
Im Hôtel Rambouillet, hehrer Parnass der Pariser Musenjünger und illustrer Treffpunkt der Haute Volée, summte es wie in einem schwärmenden Bienenstock - alle Fenster des imposanten Gebäudes waren hell erleuchtet, die Gasse davor in ihrer gesamten Länge von unzähligen Sänften und Equipagen blockiert, und der wimmelnde Strom zahlloser in mondäner Eleganz gewandeter Besucher, der durch das hohe, vom Licht brennender Fackeln beleuchtete Eingangstor drängte, wollte nicht abreißen - opulente Gewänder aus teuerstem Samt und goldbestickter Seide rauschten in die große Eingangshalle und zielstrebig die breite marmorne Treppe hinauf in den berühmten „Blauen Salon“ - feinste Spitzen knisterten empfindlich, Juwelen blitzten und funkelten im Kerzenschein, und die hitzegeschwängerte Luft im Saal vibrierte in spannungsgeladener Erwartung.
Dicht an dicht reihten sich gepolsterte Fauteuils und Stühle, bis in den allerentferntesten, hintersten Winkel, und erregtes Stimmengewirr erfüllte den Salon, beständig sekundiert von girrendem Kichern und wieherndem Gelächter.
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Kapitel Poesie II
Dies ließen sich Madame de Rambouillets Besucher nicht zweimal sagen! Hochgemut und unter ungeniert laut ausgestoßenen Ahs! und Ohs! strömte die illustre Gesellschaft in den großen, mit herrlichen Blumenarrangements geschmückten Saal, in dessen Mitte sich eine riesige Tafel erhob, auf welcher, exquisit auf unzähligen silbernen Tabletts arrangiert, die köstlichsten, auserlesensten Speisen prangten. Glänzend poliertes Tafelgeschirr schimmerte im Kerzenlicht, kristallene Gläser blitzten und funkelten, und eine schier endlose Batterie hervorragender Weine stand zum Genuss bereit. Kleine runde Tische und dazugehörige Stühle waren rings um diese wahrhaft königliche Tafel aufgestellt, und eine Schar flinker Lakaien wartete darauf, die kulinarischen Wünsche der Gäste aufs Gewissenhafteste zu befriedigen.
Auch Aramis betrat den Speisesaal, eingekeilt in einem Rudel schwärmerischer Bewunderer beiderlei Geschlechts - am liebsten hätte er sich nun, von den Anstrengungen des siegreich hinter sich gebrachten combats erschöpft, mit einem Glas Wein in eine stille Ecke zurückgezogen, aber dies war naturgemäß unmöglich.
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Kapitel Vorabend der Schlacht
„Heute Abend geht´s los, haltet Euch bereit.“ Der Melder eilte von Zelt zu Zelt, diskret und leise verkündete er den Soldaten den Befehl, auf dass dieser nicht von Spionen aufgegriffen und ins feindliche Lager getragen würde: Eine Schlacht stand bevor, morgen früh bei Tagesanbruch! Wo genau war nicht bekannt, nur dass sie übersetzen mussten - also vermutlich auf der Ile de Ré, der Insel vor La Rochelle, wo die ihrigen von den Engländern stark bedrängt wurden.
Das Tuch hatte sich kaum hinter dem Soldat geschlossen, da drehte sich d´Artagnan zu Porthos um, seine Augen blitzten: „Eine Schlacht! Stellt Euch das nur vor, kaum bin ich Musketier, ziehen wir auch schon in den Kampf!“
„Freut Euch das?“, fragte Porthos trocken zurück und griff nach seiner Muskete.
„Ja!“, gab der Junge ein wenig verwundert zurück. „Ich bin nach Paris gekommen, um Musketier zu werden, um mich in Schlachten zu schlagen …“
„Und mich mit Ruhm und Ehre zu bedecken!“, beendete Porthos seinen Satz, ihm ins Wort fallend. „Das vergesst mal gleich wieder. In einer Schlacht bedeckt man sich selten mit Ruhm oder Ehre, meistens mit Blut, Erde, Knochen und anderen Dingen, Ihr werdet´s morgen herausfinden. Ist es nicht so, Athos?“
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Kapitel Schlacht
Kaum dass sie an der Sammelstelle angekommen waren und sich in das Corps der Musketiere neben Porthos und d´Artagnan, eingereiht hatten, erging auch schon der Befehl sich in die Boote zu begeben, schnell und ohne einen Mucks, wie wenn die Ohren der Engländer sie schon hier, noch nahe bei La Rochelle, hören könnten. Sie würden aus der Bucht hinausfahren, die Landspitze gegenüber der Insel umrunden, dann an der Insel entlang segeln bis kurz vor St. Martin de Ré, dem Fort, das von den Engländer belagert wurde. All das sollte geschehen, ohne dass der Feind etwas bemerkte. Die Boote lagen an dem Kai bereit, den Richelieu hatte bauen lassen, kleine Schaluppen, aufgereiht wie Perlen an einer Schnur. Einer nach dem anderen gingen sie an Bord, schweigend, dicht an dicht, spürten den Gefährten, rochen seinen Schweiß, seine Angst. Dann legten sie ab, übergaben sich den Elementen in den kleinen, schwankenden Booten und mehr als einer übergab sich in den dichten Reihen, den Nachbarn besudelnd. Die Fahrt war lang, die ganze Nacht hindurch, und sie sahen nichts, so eng wie sie standen, da war nur Dunkelheit und der Geruch nach Meer, dieser vage Geruch nach Freiheit, nach weiten Horizonten – doch nicht für sie. Bis endlich, nach mehreren Stunden Segeln, ein Wispern durch die Reihen ging: Wir sind da!
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Kapitel Verletzungen
Die Zugbrücke war herabgelassen, reges Hin- und Her herrschte im Innenhof des Forts St. Martin. Die Königlichen hatten es zu ihrem Lager gemacht, in Ermangelung ihres eigenen, das sich vor La Rochelle befand, und nun trugen die Sanitäter die Verletzten hierher, die nicht mehr selbst gehen konnten. Aber auch alle anderen Soldaten, ob versehrt oder unversehrt, sammelten sich hier, wenn sie nicht damit beauftragt waren, das Gelände zu sichern, die verbliebenen Waffen einzusammeln oder die Toten zu bestatten, sie lagerten nach Kompanien gruppiert zusammen und begannen, den Sieg und das Überleben zu feiern. Neben dem fröhlichen Treiben, unter den Arkaden des Innenhofs, war ein provisorisches Lazarett aufgebaut worden, zwei Feldscher versorgten gemeinsam mit ihren Gehilfen die Verwundeten, die in drei langen Reihen neben den Operationstischen je nach ihrem Zustand liegend, sitzend und oder stehend darauf warteten, dass es an ihnen wäre, sich unter das Messer zu begeben. Der Geruch nach Blut lag über den Reihen, und mehr als einer dieser hartgesottenen Soldaten wimmerte vor Schmerzen oder rief nach der, die ihm einst das Leben geschenkt hatte. Andere waren für immer verstummt. Durch diese Menge drängten sich die Freunde mit ihrer traurigen Fracht, Porthos vorneweg - er steuerte zielstrebig auf einen der Ärzte zu, den Wundarzt von Tréville, de Treillis mit Namen, einem fähigen Mann, der kein Blatt vor den Mund nahm und eine recht hohe Genesungsquote vorweisen konnte. Jetzt stand er über einen der beiden Tische gebeugt, eine Säge in der Hand und blutverschmiert bis über die Ellenbogen, während vier seiner Gehilfen einen armen Teufel auf dem Tisch festhielten. Es brauchte keine großen medizinischen Kenntnisse, um zu erkennen, was dem Mann fehlte: Sein Bein war unterhalb des Kniegelenks zerschmettert und der Arzt war gerade dabei, es zu amputieren, allerdings hatte er die Säge noch nicht angesetzt, nur das Glied oberhalb des Knies abgebunden. Der Arzt zog die Augenbrauen hoch, als die drei Musketiere die provisorische Bahre vor ihm absetzten, und kam hinter seinem Tisch hervor, während er gleichzeitig seine Gehilfen anwies, dem Verletzten noch mehr Branntwein einzuflößen.
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Kapitel Erwachen
Porthos goss sich noch Wein ein, hob dann den Becher: „Auf den Sieg!“, erklärte er, die anderen fielen krakeelend ein: „et mort aux Anglais!“. Der große Musketier ließ sich langsam auf seine Bank zurücksinken und betrachtete überrascht seine Hände, während seine Regimentskameraden ein fröhliches Lied anstimmten. Sie zitterten, die Hände, und das war ihm lange nicht mehr passiert, sie zitterten so sehr, dass er Mühe hatte, den Wein zu trinken ohne etwas zu verschütten. Verflucht, was war mit ihm? Plötzlich stieß ihn die lustige Gesellschaft ab, das trunkselige Triumphieren über andere arme Schweine, die ihnen, wenn man es bei Licht betrachtete, nichts getan hatten. Mort aux Anglais? Nein, kein Tod mehr, kein Abschlachten, kein Blut. Es war so verdammt knapp gewesen, heute, und wer konnte sagen, ob ihr Freund überleben würde? So dicht dran waren sie noch nie gewesen, waren bisher immer von tödlichen Verletzungen verschont geblieben – heute Athos, wer morgen? Lebte er denn überhaupt noch? Womöglich lag sein Freund im Sterben, und er saß hier und soff? Athos war der erste gewesen, den er bei den Musketieren kennengelernt hatte, lange Jahre hatten sie Seite an Seite geschlafen, eigentlich war er wie ein Bruder – man verließ seinen Bruder nicht in Zeiten der Not. Porthos stand auf, auch wenn seine müden Glieder protestierten, und eilte, plötzlich von Sorge getrieben, die Treppe nach oben zu der kleinen Kammer. Da kam ihm schon d´Artagnan entgegen: „Und?“, fragte er hektisch.
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Kapitel Geständnis
Drei Wochen nach der grausamen Schlacht war die Belagerung von La Rochelle trotz des Sieges über die Engländer auf der Ile de Ré noch immer nicht entschieden, die Protestanten erhielten Nachschub über den Seeweg, La Rochelle hielt stand, und Richelieu erwog, einen Damm zu bauen, um den Handel zu unterbinden. Das Belagerungsheer verblieb derweil während des Winters in seinen Positionen, die Soldaten leckten ihre Wunden, froren in den einfachen Zelten und verfluchten das nasskalte Regenwetter, das die Gräben in matschige Tümpel verwandelte.
Auch d´Artagnan, Aramis und Porthos hatten ihren Dienst wieder aufgenommen, nur Athos blieb ans Bett oder besser an die Pritsche gefesselt. Tréville hatte ihm angeboten, mit einem Verwundetentreck nach Paris zurückzukehren, doch er hatte den Kopf geschüttelt: Der Gedanke, mutterseelenallein in seiner Wohnung im Bett zu liegen, ließ ihn schaudern. Dann ertrug er lieber die Kälte, die Nässe und die Unbequemlichkeiten des Lagerlebens, zumal er sich sagte, dass es seine Freunde noch viel ungemütlicher hatten, immerhin musste er nicht hinaus in die schlammigen Schützengräben, in denen das Wasser den Soldaten inzwischen bis zu den Knien reichte.
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Kapitel Rache
Aramis stand am Fenster der kleinen Gästekammer in der Auberge zu Béthune, in welcher er zusammen mit Athos Quartier bezogen hatte, und starrte hinaus in die regennasse, nachtschwarze Dunkelheit. Selbst hier, hinter dieser Wand, die sein Zimmer von Porthos` und d`Artagnans Kammer trennte, vermeinte er, im Geiste immer noch die tränenerstickte Stimme des jungen Gascogners zu vernehmen, seinen verzweifelten Aufschrei, der sich seinem Munde entrang, als Constance, seine Liebste, qualvoll in seinen Armen starb. Wie schrecklich war dies Bild, wie entsetzlich seines Freundes Schmerz! Doch Aramis wusste, kein Wehlaut erscholl nun von drüben, kein Schluchzen erfüllte die Stille, der arme Junge lag nebenan zu Bett, eingehüllt in warme Decken, und weinte sich leise in den Schlaf. Pleure, pleure, coeur plein d`amour, de jeunesse et de vie! D`Artagnans Kräfte waren erschöpft, seine herzzerreißende Klage nun verstummt, Porthos hatte Aramis die Hand auf den Arm gelegt und ihm zugenickt, tiefe Trauer im Herzen, und so verließ dieser das Schlafgemach seiner beiden Gefährten, um sich für die Nacht in sein eigenes zurückzuziehen.
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Kapitel Verhängnis
Er spürte weder die Kälte noch die Nässe des Bodens, auf dem sie knieten. Er sah nicht die dunklen Wolken, roch nicht den Gewitterwind, hörte nicht das Käuzchen noch das Grollen des Wassers. Das einzige, was seine Sinne wahrnahmen, war das Fährboot, auf dem der Henker und die, die noch seine Frau war, hinübersetzten. Hinüber auf die andere Seite. Auf die andere Seite des Styx. Er hatte Charon die Münze mitgegeben, sie würde nicht am Ufer weilen müssen, sie war willkommen im Hades. Doch nicht nur in Münzen hatte er bezahlt, nicht nur diesen Obolus nahm sie mit. Sie nahm auch seine Seele mit - und für ihn hatte niemand bezahlt.
Er sah, wie der Henker sein Schwert hob, sah ihren Körper fallen, sah, wie sich die Wasser endlich über das Bündel schlossen, das einst seine ganze Welt gewesen war, seine Liebe, sein Leben. Dann sah er nichts mehr, seine Seele verharrte dort am Ufer, sein Körper stumm und kalt starrte er blicklos auf die bleiernen Fluten der Lys, die gleichgültig und ewig an ihm vorüberrauschten. Es war vorbei. Würde nie mehr sein. Nie mehr. Nie mehr würde er in ihre Augen blicken, nie mehr ihre Haut berühren, nie mehr ihren Duft riechen, nie mehr ihr begegnen, auf dieser Erde. Er hatte sie ausgelöscht, töten lassen, getötet, dieses wunderschöne Wesen, seine Frau. Tot durch seinen Willen. Er hatte sich die Gerichtsbarkeit angemaßt, hatte seine Seele mit Schuld beladen. Schuld, für die niemand zahlen würde, nur er selbst, verdammt dazu, auf ewig am Fluss des Styx zu wandern. Die Wasser hatten sich nicht nur über dem Körper seiner Frau geschlossen, sie schlossen sich auch über ihm, rissen ihn mit, ertränkten ihn, ertränkten sein Sein und schlossen es aus von jeglicher Helligkeit. Das war von nun an sein Reich, die Zwischenwelt all jener, deren schuldbeladene Seelen Charon nicht bezahlen konnten …
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Kapitel Wiederkehr
D`Artagnan folgte den beiden auf dem Fuße, doch Aramis verharrte am Flussufer, stumm und reglos, als hätten seine Ohren Porthos` Ruf nicht vernommen. Klare Erkenntnis war über ihn gekommen und hatte sein Innerstes durchdrungen wie die scharfe Klinge eines Dolches. Geht Euren Weg und lasst mir den meinen, meine Schuld werde ich bezahlen. So sprach Athos - oder vielmehr, er würgte es hervor, stammelnd und mühevoll, nicht mehr Herr über seine Zunge. Doch er, Aramis, hatte ihn verstanden. Sein Freund hatte einzig und allein nur sie geliebt, jene wunderbare Frau, die er eben vom Leben zum Tod befördern ließ - vom ersten Tag an, als er sie sah, und er liebte sie noch immer. Was war er, Aramis, für seinen Geliebten denn gewesen? Bloß ein willkommener Ersatz für sie, ein erbärmlicher Lustknabe, an dem Athos die Hitze seiner fleischlichen Liebesbrunst kühlen konnte, wenn die körperliche Begierde ihn zu sehr bedrängte. Doch sein Herz, seine Seele gehörten ihr, ihr allein - sie hatte seine Liebe mit in ihr nasses Grab genommen, und dort würde sie für immer bleiben. Wäre es nicht so, wollte Athos sich dann dem Tod in die Arme werfen? Hätte er sich je überwinden können, seinem Freund den Laufpass zu geben? Aramis erschauerte, eisige Kälte stieg in ihm hoch - in eine kahle, schneebedeckte Wüste hatten sich die einsamen Wiesen und Felder ringsum verwandelt, und er fühlte, wie sein Herz erstarrte, sah die Wände aus Eis wieder um sich wachsen, die er glaubte, seit langem glücklich durchbrochen zu haben. Bei Gott, wie dumm war er doch gewesen! Wie vertrauensvoll, gutgläubig und entsetzlich naiv! Elende Scham würgte ihn in der Kehle, am liebsten hätte er sich geohrfeigt, sich selbst ins Gesicht geschlagen -
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Kapitel Geld
...Und so betrat Joseph, Sohn der Hebräer,
Als Knecht und Diener nun Potiphars Haus.
Ach! Wie fern bist du, o Herz, doch dem Land deiner Väter!
Selbst die dunkle Flut des Nils löscht Erinnerung nicht aus!
Auf Joseph lag dennoch des Allmächtigen reicher Segen
Und mit ihm zugleich auch auf Potiphars Haus.
Dieser hieß ihn, allen Besitz gut und treu ihm zu pflegen,
Und so ging reinstes Glück nun beständig ein und aus.
Joseph war schön, an Leib wie an Seele,
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Kapitel Eifersucht
„Heda, Mademoiselle! Halt! Wohin so eilig?!“, brüllte der Kommandeur der städtischen Patrouille hinter dem jungen Gascogner her, doch sein harscher Befehlston ließ d`Artagnan nur noch schneller rennen. Mordious! Der geblümte Frauenrock flatterte um seine nackten Beine, das kurze Damenmäntelchen ebenso um seine bloßen Schultern, und mit der Rechten hielt er krampfhaft die Bänder seiner Haube fest, um diese nicht mitten im rasenden Lauf zu verlieren - mon Dieu, bloß nicht stolpern, in diesen verfluchten Pantoffeln! Gott sei Dank war es bereits spät am Abend, die Dunkelheit hereingebrochen, doch der ihm eben widerfahrene Schrecken ließ ihn nicht los - Myladys gellende Schreie, ihr wutentbrannter Angriff, ihre wilden, mörderischen Dolchstöße, welche mit einer Wucht, die über die natürlichen Kräfte einer Frau hinausging, splitternd ins Holz der Türe fuhren, hinter die d`Artagnan sich glücklich gerettet hatte, saßen ihm im Nacken und jagten ihn quer durch die gesamte Stadt, bis er endlich die wohlbekannte Gasse erreichte, in der die Wohnung seines Freundes lag - fliegenden Schrittes durchquerte er den Hof, in der Dunkelheit strauchelnd, hastete endlich, drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe empor und hämmerte wie besessen, keuchend vor Atemnot, mit letzter Kraft an Athos` Türe.
Grimaud öffnete schlaftrunken und unüberlegt die Tür und wollte sie sofort wieder zuknallen, als er die derangierte Dirne davor gewahrte, doch d´Artagnan, der mit Widerstand gerechnet hatte, warf sich mit der Schulter dagegen und fiel gleichsam mit der Tür in die Wohnung. „He!“, schrie der Diener empört auf, „was soll das? Was wollt Ihr, Metze?“
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Kapitel Place Royale
Dieses und das folgende Kapitel beruhen auf den Kapiteln ´Place Royale´ und ´Un Dîner d´Autrefois´aus ´Vingt Ans Après´. Die Aussprache der vier Freunde ließ ja reichlich Platz für Ungesagtes ;)
Der Mond hatte sich wieder mit Wolken bedeckt und nächtliche Finsternis lag über der Stadt, als der Comte de la Fère und der Abbé d`Herblay Athos` Domizil in der Rue Guénégaud erreichten. Der Graf öffnete das Haustor, ließ seinen Freund eintreten und stieg ihm voran die Treppe hinauf. Schweigend schloss er seine Wohnungstüre auf, Kälte und Dunkelheit drangen ihnen entgegen, und Aramis fühlte, wie ihn unwillkürlich fröstelte. Mechanisch folgte er Athos über die Schwelle, sah dem Freund stumm dabei zu, wie dieser Feuer schlug, sanfter Kerzenschein erhellte alsbald die nachtdunkle Wohnung, und der Comte bat ihn mit leisem Wink in den Salon. Aramis gehorchte, warf den Mantel über die Schulter zurück, nahm brüsk den Hut ab und zog mit rüdem Griff die Handschuhe von seinen klammen Fingern. Die Augen gesenkt und eine tiefe Falte steil auf der blassen Stirn, stieß er endlich rau hervor: „Mein Freund, bitte verzeiht, wenn ich dies so unverblümt sage, aber ich brauche jetzt ein Glas Wein!“
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Kapitel Nach dem Dîner ...
Ein Dolch. Ein Dolch mitten unter all den Tellern mit Essensresten und beinah bis zur Neige geleerten Champagnerflaschen, die Klinge rot verfärbt und noch feucht von Blut. Athos hatte seine Freunde, in Erinnerung an ihre gemeinsamen Abende im Pomme de Pin, zum Diner in die Eremitage geladen, einige Tage nach ihrem denkwürdigen Treffen auf der Place Royale, und auch Aramis war, der jüngsten Ereignisse ungeachtet, der Einladung pünktlich zur festgesetzten Stunde gefolgt. Doch das Verhängnis brach herein und fuhr wie ein Blitzstrahl auf die versammelten Gefährten nieder: Grimaud warf vor aller Augen den Dolch auf den Tisch, und nichts konnte seine Worte felsenfester untermauern. Parbleu, hatte er, Aramis, nicht soeben noch abfällig von einem Kind geredet? Einem bloßen Jungen, dessen Rachgier daher nicht ernst zu nehmen war? Doch der Anblick der blutigen Waffe ließ ihn verstummen, ja gar zusammen mit Porthos und d`Artagnan nach dem Degen greifen, und als Raouls Name fiel und Grimaud mit rauer Stimme bestätigte, der junge Mann selbst habe den mörderischen Mönch ans Krankenbett des Henkers von Béthune geführt, der Mylady vor zwanzig Jahren vom Leben zum Tode brachte, erhob sich auch Athos mit totenbleichem Antlitz von seinem Stuhl. D`Artagnan verzog verächtlich die Lippen, angesichts ihres dermaßen überstürzten Aufbruchs. „Wie ein paar armselige Weiber!“, kommentierte er unter sarkastischem Lachen, doch das half nichts. Gott selbst hatte es so gewollt, das Verderben nahte mit Riesenschritten, der junge Rächer warf drohend seinen Schatten voraus, und kein Mittel dieser Welt, keine Vernunft, keine Einsicht, nein, buchstäblich nichts würde ihn davon abhalten, für den gewaltsamen Tod seiner Mutter an ihnen allen bittere Vergeltung zu üben.
Raoul. Parbleu, er konnte an nichts anderes denken, nur an Raoul, seinen Sohn. Wie nah war er dem Verbrecher gewesen. War das Schicksal? Ein Fingerzeig Gottes, dass die Strafe ihn nun ereilte, in Gestalt dieses Rächers? Nimm mich, verschone meinen Sohn, verschon alle, die ich ins Verderben zog. Zitternd griff auch er nach seinem Degen, er würde ihn nicht ziehen, würde sich der gerechten Strafe nicht entziehen, aber noch waren sie nicht so weit. Wortlos kleideten sie sich an, streiften Hüte und Mäntel über, schaudernd alle vier, als ob das Tor der Hölle sich vor ihren Augen aufgetan hätte - nahm das denn nie ein Ende?
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