Kapitel Verletzungen
Die Zugbrücke war herabgelassen, reges Hin- und Her herrschte im Innenhof des Forts St. Martin. Die Königlichen hatten es zu ihrem Lager gemacht, in Ermangelung ihres eigenen, das sich vor La Rochelle befand, und nun trugen die Sanitäter die Verletzten hierher, die nicht mehr selbst gehen konnten. Aber auch alle anderen Soldaten, ob versehrt oder unversehrt, sammelten sich hier, wenn sie nicht damit beauftragt waren, das Gelände zu sichern, die verbliebenen Waffen einzusammeln oder die Toten zu bestatten, sie lagerten nach Kompanien gruppiert zusammen und begannen, den Sieg und das Überleben zu feiern. Neben dem fröhlichen Treiben, unter den Arkaden des Innenhofs, war ein provisorisches Lazarett aufgebaut worden, zwei Feldscher versorgten gemeinsam mit ihren Gehilfen die Verwundeten, die in drei langen Reihen neben den Operationstischen je nach ihrem Zustand liegend, sitzend und oder stehend darauf warteten, dass es an ihnen wäre, sich unter das Messer zu begeben. Der Geruch nach Blut lag über den Reihen, und mehr als einer dieser hartgesottenen Soldaten wimmerte vor Schmerzen oder rief nach der, die ihm einst das Leben geschenkt hatte. Andere waren für immer verstummt. Durch diese Menge drängten sich die Freunde mit ihrer traurigen Fracht, Porthos vorneweg - er steuerte zielstrebig auf einen der Ärzte zu, den Wundarzt von Tréville, de Treillis mit Namen, einem fähigen Mann, der kein Blatt vor den Mund nahm und eine recht hohe Genesungsquote vorweisen konnte. Jetzt stand er über einen der beiden Tische gebeugt, eine Säge in der Hand und blutverschmiert bis über die Ellenbogen, während vier seiner Gehilfen einen armen Teufel auf dem Tisch festhielten. Es brauchte keine großen medizinischen Kenntnisse, um zu erkennen, was dem Mann fehlte: Sein Bein war unterhalb des Kniegelenks zerschmettert und der Arzt war gerade dabei, es zu amputieren, allerdings hatte er die Säge noch nicht angesetzt, nur das Glied oberhalb des Knies abgebunden. Der Arzt zog die Augenbrauen hoch, als die drei Musketiere die provisorische Bahre vor ihm absetzten, und kam hinter seinem Tisch hervor, während er gleichzeitig seine Gehilfen anwies, dem Verletzten noch mehr Branntwein einzuflößen.
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!