Kapitel Wiederkehr
D`Artagnan folgte den beiden auf dem Fuße, doch Aramis verharrte am Flussufer, stumm und reglos, als hätten seine Ohren Porthos` Ruf nicht vernommen. Klare Erkenntnis war über ihn gekommen und hatte sein Innerstes durchdrungen wie die scharfe Klinge eines Dolches. Geht Euren Weg und lasst mir den meinen, meine Schuld werde ich bezahlen. So sprach Athos - oder vielmehr, er würgte es hervor, stammelnd und mühevoll, nicht mehr Herr über seine Zunge. Doch er, Aramis, hatte ihn verstanden. Sein Freund hatte einzig und allein nur sie geliebt, jene wunderbare Frau, die er eben vom Leben zum Tod befördern ließ - vom ersten Tag an, als er sie sah, und er liebte sie noch immer. Was war er, Aramis, für seinen Geliebten denn gewesen? Bloß ein willkommener Ersatz für sie, ein erbärmlicher Lustknabe, an dem Athos die Hitze seiner fleischlichen Liebesbrunst kühlen konnte, wenn die körperliche Begierde ihn zu sehr bedrängte. Doch sein Herz, seine Seele gehörten ihr, ihr allein - sie hatte seine Liebe mit in ihr nasses Grab genommen, und dort würde sie für immer bleiben. Wäre es nicht so, wollte Athos sich dann dem Tod in die Arme werfen? Hätte er sich je überwinden können, seinem Freund den Laufpass zu geben? Aramis erschauerte, eisige Kälte stieg in ihm hoch - in eine kahle, schneebedeckte Wüste hatten sich die einsamen Wiesen und Felder ringsum verwandelt, und er fühlte, wie sein Herz erstarrte, sah die Wände aus Eis wieder um sich wachsen, die er glaubte, seit langem glücklich durchbrochen zu haben. Bei Gott, wie dumm war er doch gewesen! Wie vertrauensvoll, gutgläubig und entsetzlich naiv! Elende Scham würgte ihn in der Kehle, am liebsten hätte er sich geohrfeigt, sich selbst ins Gesicht geschlagen -
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