Kapitel Nach dem Dîner ...
Ein Dolch. Ein Dolch mitten unter all den Tellern mit Essensresten und beinah bis zur Neige geleerten Champagnerflaschen, die Klinge rot verfärbt und noch feucht von Blut. Athos hatte seine Freunde, in Erinnerung an ihre gemeinsamen Abende im Pomme de Pin, zum Diner in die Eremitage geladen, einige Tage nach ihrem denkwürdigen Treffen auf der Place Royale, und auch Aramis war, der jüngsten Ereignisse ungeachtet, der Einladung pünktlich zur festgesetzten Stunde gefolgt. Doch das Verhängnis brach herein und fuhr wie ein Blitzstrahl auf die versammelten Gefährten nieder: Grimaud warf vor aller Augen den Dolch auf den Tisch, und nichts konnte seine Worte felsenfester untermauern. Parbleu, hatte er, Aramis, nicht soeben noch abfällig von einem Kind geredet? Einem bloßen Jungen, dessen Rachgier daher nicht ernst zu nehmen war? Doch der Anblick der blutigen Waffe ließ ihn verstummen, ja gar zusammen mit Porthos und d`Artagnan nach dem Degen greifen, und als Raouls Name fiel und Grimaud mit rauer Stimme bestätigte, der junge Mann selbst habe den mörderischen Mönch ans Krankenbett des Henkers von Béthune geführt, der Mylady vor zwanzig Jahren vom Leben zum Tode brachte, erhob sich auch Athos mit totenbleichem Antlitz von seinem Stuhl. D`Artagnan verzog verächtlich die Lippen, angesichts ihres dermaßen überstürzten Aufbruchs. „Wie ein paar armselige Weiber!“, kommentierte er unter sarkastischem Lachen, doch das half nichts. Gott selbst hatte es so gewollt, das Verderben nahte mit Riesenschritten, der junge Rächer warf drohend seinen Schatten voraus, und kein Mittel dieser Welt, keine Vernunft, keine Einsicht, nein, buchstäblich nichts würde ihn davon abhalten, für den gewaltsamen Tod seiner Mutter an ihnen allen bittere Vergeltung zu üben.
Raoul. Parbleu, er konnte an nichts anderes denken, nur an Raoul, seinen Sohn. Wie nah war er dem Verbrecher gewesen. War das Schicksal? Ein Fingerzeig Gottes, dass die Strafe ihn nun ereilte, in Gestalt dieses Rächers? Nimm mich, verschone meinen Sohn, verschon alle, die ich ins Verderben zog. Zitternd griff auch er nach seinem Degen, er würde ihn nicht ziehen, würde sich der gerechten Strafe nicht entziehen, aber noch waren sie nicht so weit. Wortlos kleideten sie sich an, streiften Hüte und Mäntel über, schaudernd alle vier, als ob das Tor der Hölle sich vor ihren Augen aufgetan hätte - nahm das denn nie ein Ende?
Nach der Anmeldung geht es weiter!
Dieses Kapitel und viele weitere sind verfügbar für Mitglieder. Jetzt anmelden!
Noch kein Account? Jetzt registrieren!