Kapitel Zweifel
"Athos," stieß Aramis finster hervor, sein leeres Weinglas brüsk auf dem Tisch absetzend, "bitte verzeiht diese direkte Frage, aber - was habt Ihr Euch eigentlich dabei gedacht, vorhin im Bad?"
„Wie, was habe ich mir gedacht?“, entgegnete Athos, „ich war höflich, mehr nicht. Sagte nicht auch Euer Tanzmeister, der wahre Edelmann befleißige sich der Höflichkeit?“
Aramis holte tief Atem, dann beugte er sich vor und sah seinem Freund scharf in die Augen. „Mein Lieber, bitte haltet mich nicht für einen Idioten! Ich weiß sehr wohl zwischen höflichem Benehmen und mehr als bloß galanten Avancen zu unterscheiden! Und was sich heute Abend in diesem gewissen Badezuber abspielte, fällt mit Sicherheit nicht in die erste Kategorie!“ Er sprang vom Stuhl auf, schloss krampfhaft die Augen und fuhr sich mit bebender Hand über die Stirn, ehe er sich brüsk umwandte: „Ja, ich weiß! Mir ist klar, was Ihr über mich denkt! Ich soll mich verdammt nochmal nicht so haben, das Ganze nicht dermaßen ernst nehmen, es war bloß ein Spiel, ein unbedeutender Scherz, nichts weiter, und ich täte besser daran, lieber nachsichtig und tolerant zu lächeln, als mich über diese Bagatelle zu echauffieren! Aber ich kann nicht anders, ich muss Euch dennoch fragen: Warum? Bitte erklärt es mir! Warum habt Ihr dem Lockruf dieser koketten Dirne nachgegeben, anstatt sie sofort streng zurück in ihre Schranken zu weisen? Dies widerspricht doch vollkommen Euren eigenen Grundsätzen! Habt Ihr mich denn nicht vor den Frauen gewarnt, mir ihre boshafte Heimtücke vor Augen gehalten? Wie soll ich dies nun verstehen, wenn Ihr selbst Euren Blick nicht von ihnen wenden könnt?“
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