Zwischen den Fronten von kaloubet , Rochefort, Aramis und Armand-Jean-du-Plessis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 94 BewertungenKapitel Sieg und Niederlage
Die unendlich weite See. Der atlantische Ozean – seine gewaltigen Ausmaße machten einem die Unbedeutsamkeit des Menschen im Angesicht Gottes unermesslicher Schöpfung wieder bewusst. Gaspard zwang seinen Blick weiter auf das Meer an der Backbordseite des Schiffes. Nur nicht nach steuerbord sehen! Nicht in Richtung der französischen Küste, nicht in Richtung dieser von Gott verlassenen Insel. Aber was nützte es, seine Augen abzuwenden, wenn in Gedanken die Bilder kristallklar erschienen? Das kleine Städtchen Pontivy, die mächtige Burg der Familie Rohan, sein einfaches, aber schmuckes Heimathaus, die klaren Wasser der Blavet, das strenge, aber doch so vertraute Gesicht seiner Großmutter, und natürlich Francine – oh geliebte Francine...ein Hustenanfall verscheuchte die Bilder, und andere, verhasste Bilder verdrängten sie. Die wuchtigen Mauern von Fort Saint Martin, die hungernden Kameraden, sein Sturz vom Wehrgang, das blasse Gesicht jenes Aramis, der wohl das Schicksal Gaspards besiegelt hatte, der Geheimgang, finster, dreckig und unheilschwanger. Der Allmächtige hatte entschieden. Er, Gaspard de Pontevy, war nicht zum Helden der wahren Religion berufen, nein, zum Versager, zum mahnenden Beispiel, dass Gott den Hochmut mit voller Härte bestraft. Wie hatte er glauben können, dass er als Vollstrecker von Gottes Willen seinen Glaubensbrüdern zum Sieg über die Schergen des Teufels im Kardinalsgewand verhelfen konnte? Er war schwach gewesen und hatte so seine Verletzung am Bein erhalten. Er war nicht gründlich genug gewesen, hatte den Geheimgang zu spät entdeckt und so diese Information nicht rechtzeitig an die Engländer weitergeben können. Ja, er hatte sogar gezögert, als er die Chance erhielt, diesen verräterischen Musketier zu richten. Selbst seine geglückte Flucht durch den Geheimgang war sinnlos gewesen. Auch damals noch hatte er hochmütig geglaubt, er könne die Wende herbeiführen. Doch was hatte er erreicht? Weitere englische Glaubensbrüder waren elendiglich erschlagen worden, als der Gang gesprengt wurde. Gaspards Lungen brannten noch vom Staub und Qualm. Er, der wegen seinen Verletzungen am Eingang des Tunnels bei der Scheune zurückgeblieben war, hatte überlebt. Welch ein Hohn, nein, welche Strafe Gottes, für sein Versagen! Er hatte es nicht verdient, zu leben. Verräter an seiner Heimat, Verräter an seinem König, Verräter an seinen Kameraden – und Verräter an seinem Glauben. Denn Versagen war wohl auch eine Art des Verrats. Selbst die blutige Schlacht am Strand, als die Franzosen die Engländer ins Meer und auf die Schiffe trieben, hatte er überlebt. Der Name Catherine de Parthenay hatte ihm einen Platz auf einem der Schiffe gesichert. Vielleicht hätte er auf jenem Strand bleiben sollen, für seinen Glauben sterben, aber das Schicksal aller Menschen war vorherbestimmt. Und seines war es, für den Rest seines jämmerlichen Lebens zu leiden. Ein weiterer Hustenanfall zwang den jungen Hugenotten in die Knie, während er sich trotzdem weiterhin krampfhaft an der Reling festklammerte…
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