Caroline von Eugénie

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Kapitel Caroline

Die letzten Sonnenstrahlen brechen dort durchs Fenster. Es war ein langer Tag. Ich kann hören, wie unten im Hof die Wache abgelöst wird. Die Rufe, die Stimmen, das Klirren der Schwerter, das sanfte Rascheln der Uniformen. Alles ist mir so vertraut. Es erinnert mich an meine Kindheit. Jeden Morgen kam er in mein Zimmer, um mich zu wecken. Meistens war ich schon wach. Vor meinem Fenster stand ein Baum. Die Vögel begannen in den Sommermonaten oft schon, vor Sonnenaufgang zu singen. Jeden Tag weckten sie mich. Es war so wunderschön. Sie sangen, während die ersten Sonnenstrahlen durchs Fenster brachen. Und kurze Zeit später die Schritte meines Vaters. Er glaubte immer, ich würde noch schlafen. Leise schlich er ins Zimmer, seine Uniform raschelte leise, er legte seine starke, sanfte Hand auf meine Wange und weckte mich, oder besser glaubte, mich erst durch seinen Kuß zu wecken.
Später hatte mein Mann dieselbe Angewohnheit wie mein Vater. Ich glaube, daß irgendwann in einer ruhigen Stunde mein Vater es ihm erzählt hat. Nun ja, möglich wäre es, schließlich waren sie die besten Freunde. Er hat es nie zugegeben, aber ich bin überzeugt davon, er hat es ihm gesagt. Und ich glaube, er hat ihm irgendwann vor langer Zeit auch gesagt, wer ich wirklich bin.
Nun, wer bin ich eigentlich? Jetzt bin ich eine alte Frau, die in einem großen Bett in einem luxuriös ausgestatteten Zimmer im Palast des Königs liegt. Die viel gesehen und erlebt hat. Eine alte Frau mit langen weißen Haaren, geschickt versteckt unter einer Perücke, die über das Leben nachdenkt. Ich habe es weit gebracht, wenn man die Umstände meiner Geburt bedenkt. Ich glaube, wenn Gott hier auf Erden wirklich etwas mitzureden hätte, so wie die Priester und unser lieber Kardinal immer predigen, hätte ich kaum eine Chance gehabt zu erreichen, was ich erreicht habe. Denn wenn man dem Gesetz der Erbsünde Glauben schenkt, so hätte ich mein Leben lang verflucht sein müssen. Doch vielleicht stimmt es doch, was die Priester so predigen. Denn ich habe meine Strafe erfahren. Nicht für Verbrechen, die ich begangen habe, sondern für Verbrechen, die meine Mutter und mein Vater begangen haben. Wie sonst kommt es, daß mein Mann tot ist, daß ich nie die große Liebe meines Lebens heiraten durfte? Daß ich noch immer im Dienste eines unehrenhaften Königs stehe, dem sein Vergnügen wichtiger ist als den Hunger seines Volkes zu stillen? Mit dem Geld eines einzigen Staatsbanketts könnte man ganz Paris ein Jahr ernähren.
Aber ich bin zu alt und zu schwach, um noch etwas verändern zu können. Außerdem bin ich eine Frau, eine Witwe und ich muß froh sein, daß ich in den Diensten dieses Tyrannen stehen darf. Einst liebte ich meinen König, liebte ihn sogar sehr, doch viele Dinge im Leben ändern sich, so wie sich auch meine Liebe geändert hat. Oder vielleicht tat sie es doch nicht. Vielleicht will ich ihn nur hassen, und kann es doch nicht.
Meine einzige Hoffnung ist jetzt nur mehr, daß ich sterben darf. Daß ich von meinen Leiden erlöst werde. Hoffentlich bald, sonst kann ich meinen Erben nur Schulden hinterlassen.
Doch bevor ich sterbe, möchte ich den Menschen noch sagen, wer ich wirklich war.
Mein Name ist Caroline de la Fère, und Athos war mein Vater.
Wer meine Mutter ist war lange Zeit ein Geheimnis für mich. Mein Vater weigerte sich vehement, von ihr zu sprechen. Jedesmal, wenn ich ihn fragte, wer meine Mutter sei, antwortete er: mein Kind, sie ist tot. Manchmal hörte ich ihn noch etwas murmeln. Einmal klang es so, als würde er sagen: das hoffe ich jedenfalls. Damit war es erledigt, und irgendwann hörte ich auf zu fragen. Doch wissen wollte ich es. Ich fragte seine Freunde, doch die wußten nicht einmal, ob er jemals verheiratet war. Sie meinten nur, meine Mutter müsse sehr schön gewesen sein. Blondes Haar muß sie gehabt haben, dachte ich immer. Blond, so wie meines, und weiße Haut, wie Alabaster die Hände, Perlen die Zähne, Korallen die Lippen. Viele Jahre später erfuhr ich durch Zufall, wer sie war. Denn ich begegnete ihr. Es muß meine Mutter gewesen sein, denn mein Vater erschrak und sie auch. Außerdem hatte sie genau dasselbe blonde Haar wie ich.
An diesen Abend kam mein Vater zu mir und begann zu erzählen. Er weinte und erzählte. Und ich will euch nun diese Geschichte erzählen. Die Geschichte von Caroline de La Fère.

Mein Vater war Besitzer einer Grafschaft im Norden von Frankreich. Er war reich und angesehen. In seiner Jugend soll er sehr gut ausgesehen haben. Groß und kräftig, starke, aber sanfte Hände, dunkles Haar, das gelockt auf seine Schultern fiel und Augen, so geheimnisvoll wie er selbst. Viele junge Mädchen hätten es gerne gesehen, wenn er sie zum Altar geführt hätte, doch mein Vater entschied sich anders. Er heiratete nicht, wie es eigentlich üblich war, die Tochter irgendeines Herzogs, Barons oder Grafen, Hauptsache, sie sollte reich sein, das Aussehen war egal. Doch mein Vater war ein Romantiker, auch wenn man es ihm nie zugetraut hätte. Er wollte seine große Liebe heiraten. Also wartete er. Und eines Tages kam sie wirklich nach La Fère. Niemand wußte genau, woher sie kam, oder wer sie war, ob sie Geld hatte oder von adeliger Geburt war. Meinem Vater war all dies gleichgültig. Er sah sie und wußte, daß er nur mit dieser Frau glücklich werden würde. Also nahm er sie zur Frau, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, was die Gesellschaft sagen wird. Mein Vater war von ihrer Schönheit fasziniert. Sie hatte wundervolles blondes Haar und schneeweiße Haut, blaue Augen, unergründlich wie der Ozean selbst. Sie heirateten und waren die glücklichsten Menschen auf der Welt. Wenn man sie sah, glaubte man zwei Engel zu sehen, die zufällig auf der Erde verweilten. Sie strahlten soviel Glück aus, daß es fast schon unglaublich war. Jeder war davon überzeugt, dieses Glück würde ewig halten. Nach nur einem halben Jahr Ehe kam ich auf die Welt. Man schwieg darüber, daß ihre Schwangerschaft so kurz war. Die alten Frauen meinten nur, daß manchmal, wenn die Liebe zwischen zwei Menschen besonders stark ist, sich die Schwangerschaft verkürzen kann. Das Glück schien vollkommen zu sein, und war es doch nicht. Meine Mutter trug ein Geheimnis mit sich herum, das mein Vater nicht wußte, nie erfahren sollte. Nichts läßt sich ewig verstecken. Eines Tages, es war kurz nach meiner Geburt, ritten meine Eltern aus. Das Pferd scheute und stürzte. Meine Mutter fiel so unglücklich, daß sie für kurze Zeit keine Luft bekam und ohnmächtig wurde. Mein Vater eilte zu ihr, um ihr Mieder zu öffnen. Und da sah er es. Ein Zeichen, das ihr ganzes Glück für immer zerstören sollte. Das Brandmal der Lilie. Auf immer verewigt in der weißen Haut ihrer linken Schulter. Er traute seinen Augen nicht. Was für ein Verbrechen konnte dieser Engel nur verbrochen haben? Haß stieg in ihm empor. Unbeschreiblicher, für immer währender Haß.
In diesem Moment schlug sie die Augen auf. Sofort begriff sie, was er gesehen hatte. Meine Mutter versuchte, ihm zu erklären, daß sie unschuldig sei. Man habe sie zu Unrecht gebrandmarkt. Doch er glaubte ihr nicht. Er war enttäuscht und verzweifelt. Ohne zu zögern packte er sie und erhängte sie am nächsten Baum. Gott vergebe mir, schrie er aus, als er heimritt.
Dort wartete meine Amme mit mir in den Armen auf ihn. Wie von Sinnen stürzte er in das Haus. Die Amme erschrak und rannte weg. Ich glaube, damit hat sie mir das Leben gerettet. Ich bin überzeugt, mein Vater hätte auch mich getötet. Ich weiß, er hätte es nur getan, um mir die Schande zu ersparen, mit dieser Schande leben zu müssen. Doch ich lebte.
Am nächsten Tag verschwand mein Vater. Keiner wußte, wohin. Er gab alles auf. Wieder verdanke ich meiner Amme, daß ich noch lebe. Sie nahm mich und brachte mich in das nächste Kloster. Dort blieb ich dann, bewacht von den Nonnen. Wenn es nach den Nonnen ging, so wäre ich wohl auf immer dort geblieben. Doch schon nach wenigen Jahren stellte sich heraus, daß ich für das Leben als Nonne nicht geeignet war. Alle im Kloster liebten mich. Ich war ein aufgewecktes Kind, und alle bewunderten meine wunderschönen blonden Haare. Wenn ich sie gegen die Sonne hielt, so glitzerten sie wie Gold. Viel Zeit verbrachte ich im Klostergarten. Angeblich konnte ich Stunden damit verbringen, einen Schmetterling zu jagen oder den Vögeln zuzusehen. Es muß eine sehr glückliche Zeit gewesen sein, denn sie verging so schnell, daß ich mich an kaum etwas mehr erinnern kann.
Ich war noch sehr klein, vielleicht 4 Jahre alt, als auch diese Zeit endete. Eines Nachts - es regnete in Strömen - kam ein Mann vorbei. Er sah aus wie ein Landstreicher, doch hatte er viel zu feine Hände, als daß er wirklich einer sein könnte. Die Schwestern gaben ihn zu essen und zu trinken. Bald stellte sich heraus, daß er nur aus einem einzigen Grund den weiten Weg von Paris bis hierher auf sich genommen hatte. Und dieser Grund war ich. Es war mein Vater, den ich nun endlich kennenlernen durfte. Er nahm mich in den Arm, drückte mich fest an seine mächtige Brust und sagte immer wieder zu mir: verzeih mir, verzeih mir. Als er mich wieder losließ, betrachtete er mein Haar, und eine Träne rann über seine Wange. Dies ist die erste Erinnerung, die ich an meinen Vater, eigentlich an meine gesamte Kindheit habe.
Am nächsten Tag machten wir uns auf nach Paris. Von nun an begann ein neues Leben für mich. Paris, die Stadt des Königs.

Paris war damals das Herz von Frankreich und alles was Rang und Namen hatte konnte man dort antreffen. Es war eine Stadt voller Leben, voller aufregender Abenteuer, aber auch voller Gefahr.
Mein Vater war, nachdem er sein Gut verlassen hatte, Musketier geworden und nannte sich nun Athos. Er war ein geheimnisvoller, aber sehr kluger Mann. Kurz nachdem er mich nach Paris gebracht hatte fing er an mich zu unterrichten. Er zeigte mir den Louvre und die Palais der Adeligen. Anhand dieser lehrte er mich die Geschichte von Frankreich. Natürlich war ich noch viel zu jung um alles was er sagte zu verstehen, aber es war schön zuzuhören wenn er von Königen und Königinnen, Prinzen und Prinzessinnen und von Kardinal erzählte. Am liebsten unternahm er diese lehrreichen Spaziergänge mit mir am Sonntag, nach der Kirche. Er legte großen Wert drauf, daß ich immer schön angezogen war und mich von meiner besten Seite zeigte wenn wir in die Kirche gingen. Er sagte immer, acht auf deine Haare, deine Hände und Schuhe, an diesen drei Dingen kann man erkennen ob einer ein Edelmann oder Lump ist; egal welches Gewand er sonst trägt.
Jeden Sonntag hörte ich von neuem zuerst seine Predigt, dann die des Priesters (die ich natürlich nicht verstand, weil ich keine Ahnung von Latein hatte) und dann seinen Vortrag über die Geschichte Frankreichs. Doch sehnte ich mich mehr danach zu spielen. Unsere Hauswirtin hatte zwei Kinder, einen Jungen er war ein paar Jahre älter als ich und ein Mädchen das ungefähr gleich alt war. Der Junge hieß Pierre und das Mädchen Justine. Ich verbracht viel Zeit mit Ihnen. Jeden Morgen, nachdem mein Vater mich geweckt hatte und wir gemeinsam gefrühstückt hatten, brachte er mich zu ihr. Mein Vater sah sehr schön aus in seiner Uniform und ich glaube Marie, unsere Hauswirtin, war heimlich ein bißchen in ihn verliebt.
Den ganzen Tag spielte ich mit Pierre und Justine und natürlich halfen wir drei auch Marie. Sie war eine sehr herzliche und liebe Frau. Sie war klein und ein wenig rundlich, doch mit schönen braunen Haaren und einem herzhaften Lachen. Wenn Justine und ich ihr in der Küche halfen, so erzählte sie uns immer, das sie einmal für den König gearbeitet hatte. In der königlichen Küche und habe sein königliches Frühstück gemacht. Sie konnte so lustig erzählen. Von dem Küchenchef der sich über jede Kleinigkeit sofort aufregte und die königlichen Lieferanten mit denen man gut scherzen konnte. Oft erzählte sie uns auch von dem einem mal als sie hinauf gehen durfte in die königlichen Gemächer. Es war damals kurz nach der Heirat des Königs gewesen. Ein großes Fest wurde gefeiert. Tausende Besucher waren da. Marie meinte ganz Frankreich, nein die ganze Welt sei damals bei diesem Fest gewesen. Vor dem Fest mußte sie damals mithelfen Essen in eines der königlichen Speisezimmer zu bringen. Und da sah sie zum ersten Mal die Prunkräume des Schlosses. Sie erzählte uns von dem Gold und den Spiegeln, den Teppichen die so weich waren das man glaubte man gehe auf Wolken. Es war auch das erste Mal, daß sie die junge Königin von Frankreich, Anna von Österreich, sah. Ganz nah, sagte Sie war sie damals an Ihr vorüber gegangen. Mit jeder Erzählung wurde der Abstand geringer. Zuerst waren es noch zwei Zimmer die sie trennten, doch das letzte Mal meinte sie sogar, das sie fast ihr Kleid berührt hatte. Egal, Marie war glücklich wenn sie es erzählte. Und wir Kinder auch. Schön soll sie damals gewesen sein die Königin, so eine wunderschöne Frau habe sie noch nie im Leben gesehen. Herrliche braune seidig glänzende Locken, ganz zarte Hände, eine weiße Haut und sehr graziös soll sie gegangen sein. Das Kleid, daß sie damals trug war überhaupt das prächtigste von der ganzen Welt. Golden soll es geschimmert haben. Justine und ich saßen oft zusammen und träumten davon auch einmal im Schloß des Königs zu sein. Wie es wohl sein würde auf diesen weichen Teppichen zu gehen. Wir träumten davon Anna von Österreich zu sein und in solch einem schönen Schloß wohnen zu dürfen. Pierre lachte uns immer aus. Er wollte Soldat werden oder noch besser Musketier um den König zu beschützen. Während Justine und ich Prinzessin spielten, jagte er den Katzen und Hunden hinterher. Er meinte dies seien die Feinde und er, der große tapfere Musketier, werde uns beschützen. Es machte viel Spaß ihm zuzusehen, vor allem dann wenn er vor lauter Übermut auf die Nase viel. Das kam nicht selten vor.Es war eine glückliche Zeit. Mein Vater war froh, das ich bei Marie ebenfalls lernte, das man den König achten soll, das er das Oberhaupt von Frankreich ist, von Gottes Gnaden eingesetzt. Ich wußte damals noch nicht genau was das hieß doch da die Erwachsenen dabei immer so ein ernstes Gesicht machten, war mir klar, daß es etwas sehr wichtiges sein mußte. Ein paar Jahre war ich nun schon in Paris. Marie lernte uns wie man einen Haushalt führte. Von ihr lernte ich kochen, sticken und nähen. Ich bemühte mich sehr den Haushalt für meinen Vater zu führen. Er meinte immer, das es sehr lieb von mir sei und er meine Bemühungen gerne unterstütze doch ich sei wohl noch ein bißchen zu jung dafür. Er sah es lieber wenn ich die Geschichte Frankreichs lernte oder Frage über die letzte Predigt des Priesters stellte. Er meinte, daß dies zwar für ein Mädchen nicht unbedingt notwendig sei, doch auf jeden Fall würde es mir einmal sehr viel nützen können.Eines Abends lernte ich zwei Freunde meines Vaters kennen. Der eine war ein Riese. Als ich ihn zum ersten mal sah hatte ich, ich muß es gestehen, Angst vor ihm. Aber die verging genau so schnell wie sie gekommen war. Er hatte eine herzliche Art und ein lautes kräftiges Lachen. Irgendwie erinnerte er mich an Marie, er strahlte genau so viel Wärme aus. Sein Name war Porthos.
Der andere war ruhiger doch nicht weniger liebenswert. Er war groß und schlank und sah sehr sehr fein aus. Sein Name war Aramis. Die ganze Art erinnerte mich an die Priester die ich jeden Sonntag in der Kirche sah, mit der einen Ausnahme das dieser hier keine Predigten hielt. Doch darin sollte ich mich täuschen. Mein Vater hatte nun den ehrgeizigen Plan mir lesen, schreiben, Latein, Geschichte, feine Manieren und Tanzen beizubringen. Er meinte ich wäre nun alt genug dafür. Als er mir seinen Plan offenbarte war ich nicht sehr begeistert. Denn er erklärte mir, das ich von nun an jeden Abend einige Stunden lernen sollte. Ich wollte protestieren, da ich nun keine Zeit mehr hätte mit Justine und Pierre zu spielen, doch bei meinem Vater war Protest sinnlos.
Er wollte mich nicht alleine unterrichten. Seine Freunde würden ihm dabei behilflich sein. Er selbst wollte mir lesen uns schreiben sowie Geschichte lehren, Aramis sollte die Lateinlektionen übernehmen und Porthos dürfte das Tanzen übernehmen.
Überraschend schnell gewöhnte ich mich daran, still zu sitzen und meine Lektionen zu lernen. Mein Vater war ein sehr strenger und genauer Lehrer. Jeden Abend machten wir eine Lektion durch. Am nächsten Tag mußte ich dann, während er weg war diese Lektion wiederholen. Und wenn er, was öfter vor kam, ein paar Tage nicht nach Hause kam und ich wieder bei Marie blieb so hatte ich dort die Lektion zu wieder holen.Aramis war anders. Er redete viel über Gott und erklärte mir die Bibel. Er lehrte mich Latein. Doch war er nicht so streng wie mein Vater. Es war ihm wichtig das ich es verstand und vor allem bestand er darauf, das ich die Gebete ordentlich sprechen konnte. Es war lustig mit ihm. Denn manchmal erzählte er nur von Gott und er Kirche und er erwähnte auch, das er ja so gerne Priester wäre. Doch gab es auch Abende an denen wir kaum eine Lektion schafften und er mir vom Leben erzählte und wie schön es doch ist Musketier zu sein. An diesen Abenden lernte ich dann mehr über die Musketiere als über die Kirche. Was allerdings irgendwie spannender war.Doch nichts übertraf die Abende mit Porthos. Er war der lustigste und beste Lehrer von allen. Er kam immer herein mit einem langen Stock der am Ende einen kleinen goldenen Knauf hatte. Er war wahnsinnig stolz auf diesen Stock. Zuerst zeigte er mir die Tanzschritte und dann mußte ich sie tanzen. Er schlug dann immer den Rhythmus mit seinem Stock auf den Boden und sang dabei eine Melodie. Es war so lustig es zu beobachten. Wie er sich immer mehr hineinsteigerte. Einmal schafft er es sogar ein Stück Holz aus dem Boden zu brechen, weil er so heftig mit dem Stock aufschlug. Kaum halten konnte ich mich vor lachen.Es war schön zu lernen. Natürlich wollte ich, das meine Freundin Justine daran teil haben sollte. Doch Marie wollte nicht, das sie lesen und schreiben lernte. Sie konnte es ja selber nicht. Sie hielt das alles nur für dummes Zeug. Also unterließ ich meine Bemühungen Justine das lesen beizubringen. Sie interessierte sich mehr fürs sticken. Auch Marie meinte, daß das weitaus wichtiger wäre.Eines Abends, mein Vater war alleine mit mir, kam ihm ein neuer Freund besuchen. Es war ein junger Mann von vielleicht 19 Jahren. Sehr gutaussehend. Sein Name war d'Artangnan. Er war offensichtlich sehr erstaunt über das Bild was er sah. Offensichtlich hatte mein Vater ihm verheimlicht, das er eine Tochter hatte. Er schaute lange von meinem Vater zu mir und wieder zu ihm ohne ein Wort zu sagen. Mein Vater stellte mich vor, und dann gingen beide in sein Zimmer.
Oft kam d'Artangnan zu uns auf Besuch; ich mochte Ihn sehr gerne. Er war lustig und erzählte mir oft Geschichte aus seinem Dorf, wo er herkam und auch die Geschichte wie er nach Paris kam. Oft erzählte er mir wie sein Pferd aussah. Ich hätte es gerne gesehen, denn ich konnte nicht glauben, das es wirklich orange war. Ich habe in meinem ganzen Leben noch kein orange farbenes Pferd gesehen.Eines Tages kam d'Artangnan zu uns und machte ein sehr ernstes Gesicht. Er war nicht so lustig wie an den anderen Abenden. Er ging auch, kaum das er mich begrüßt hatte mit meinem Vater in dessen Zimmer. Am liebsten hätte ich an der Tür gelauscht über was sie sprachen, doch mein Vater mochte es nicht wenn ich das tat. Ich kroch dennoch ganz vorsichtig zur Tür und sah ihre ernsten Gesichter im Kerzenschein und hörte ernstes Gemurmel. Ein paar Mal hörte ich, daß Worte vielen wie, der König, die Königin, der Kardinal und von einem Herzog von Buckingham war auch die Rede. Ich begriff nicht was das bedeutet also widmete ich mich anderen Dingen. Ich liebte diese Zeit, tagsüber war ich bei Marie und am Abend bekam ich Unterricht. Doch sie sollte nicht von langer Dauer sein. In letzer Zeit waren diese Abende immer spärlicher geworden. Nur noch selten kam mein Vater nach Hause. Porthos und Aramis bekam ich kaum mehr zu Gesicht. Eines Abends kam er nach Hause und sprach lange mit mir. Er erklärte mir, das nun eine schwierige Zeit für Frankreich angebrochen war. Es gäbe Feinde die das Land bedrohen und er mußte nun mit seinen Freunden das Land verteidigen. Der König und vor allem die Königin sei in Gefahr. Der König selbst hatte ihn mit einem wichtigen Auftrag betraut.
Er wollte aber nicht, daß ich bei Marie bleibe sonder schickte mich in ein Kloster. Ich war jetzt 11 Jahre alt und begriff, das die Lage ernst war. Ich wollte meinem Vater helfen, doch das einzige was ich tun konnte, war ins Kloster zu gehen. Dort würde ich sicher sein und man würde für mich sorgen. Schweren Herzens brachte mich mein Vater am nächsten Morgen ins nächste Kloster. Er überreichte der Mutter Oberin ein Kästchen mit dem Auftrag, das falls er nicht mehr wiederkehre ich diese Kästchen mit 19 erhalten solle. Ich glaube er wollte nicht das ich das höre und ich tat auch so als habe ich nicht verstanden, was die beiden geredet hatten. Doch ich bekam Angst. Sollte ich ihn wirklich nie mehr wieder sehen? Zum Abschied drückte ich ihn ganz fest. Eigentlich wollte ich ihn nicht mehr loslassen. Ich wußte gewiß er fühlte das selbe. Auch er hatte Angst, doch zugeben, nein das würde er nie. Denn es war für den König, der eingesetzt wurde durch Gottes Gnaden. Zum ersten Mal begriff ich wirklich was das hieß: Der König war Gott auf Erden. Wenn er befiehlt haben alle zu folgen. Auch mein Vater.