Die vier Musketiere von CorinnaB

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Kapitel Eine Intrige wird aufgedeckt

„Ihre Majestät, die Königin.“ Alle Anwesenden im Saal verneigten sich. Auch unsere vier Freunde. Der Tag Urlaub hatte ihnen gut getan. Vor allem Aramis hatte ein richtiges Bett und leckeres Essen nach den Tagen in der Bastille sehr genossen. Trotzdem wirkte er noch etwas blass und angeschlagen und kämpfte mit dem Gleichgewicht, als sie sich wieder aufrichteten. Athos sah ihn besorgt von der Seite an. „Ist alles in Ordnung?“ Aramis nickte hastig. „Es wird schon wieder.“ Er griff sich an den Kopf. „Mir ist nur etwas schwindelig.“ Der König schritt seiner Gemahlin entgegen. Als er das schmucklose Dekolleté erblickte versteinerte sich seine Miene. „Ihr habt die Kette nicht angelegt, meine Liebe?“ Die Königin lächelte süßlich. „Ich fürchtete, sie würde im Gewühl verloren gehen.“ Der König wollte schon zu Kardinal Richelieu blicken, als die Königin weiter sprach. „Constance.“ Diese verneigte sich vor ihrer Majestät. Dann holte sie unter ihrem Umhang eine wunderschöne Kette mit zwölf Diamantspitzen hervor. Sie lächelte dem König zu und legte sie ihrer Majestät, der Königin um den Hals. Die Anwesenden staunten über die Schönheit der Kette. „Nur für euch, mein König, habe ich diese Kette bis eben aufbewahrt und sie mir vor euren Augen anlegen lassen.“ Verlegen nahm Ludwig XIII seine Gemahlin am Arm. „Es tut mir leid, wenn ich an euch gezweifelt habe.“ Sagte er und schleuderte Kardinal Richelieu vernichtende Blicke zu. „Lasst uns den Ball eröffnen.“ Der König klatschte in die Hände. „Das Orchester soll beginnen.“
Unsere drei Musketiere und D’Artagnan waren zufrieden. Diese Intrige konnten sie abwenden.
„Georges Villiers, Herzog von Buckingham.“ Kardinal Richelieu traute seinen Ohren nicht. Die Damen waren entzückt von des Herzogs Schönheit. Anmutig schritt dieser vor die Königin. „Mein König.“ Er verbeugte sich. „Erlaubt mir euch auszurichten, dass der Plan eures Kardinals mich ermorden zu lassen, fehlgeschlagen ist.“ Die Ballbesucher waren sprachlos. „Das habe ich allein dem Mut und Ehrgefühl zweier Musketiere zu verdanken, welche mich warnten und vor dem Anschlag retteten.“ Der Kardinal war mittlerweile nicht mehr von der Marmorsäule neben ihm zu unterscheiden. „Ich möchte hiermit einen Dank und ein besonderes Lob an die Musketiere Portos und D’Artagnan aussprechen.“ Diese senkten verlegen ihre Köpfe. „Letzterer ist noch kein Musketier. Aber ich denke, es wäre an der Zeit dies zu ändern.“ Treville trat vor den König. Dieser stand auf. „Ihr habt Recht. Die Zeit ist reif. Monsieur D’Artagnan, bitte tretet vor.“ Dieser war völlig ahnungslos und schaute in drei grinsende Gesichter. „Ihr wusstet es?“ Seine drei Kameraden nickten einhellig. Aufgeregt kniete D’Artagnan vor dem König. Dieser lobte ihn ausdrücklich und ehrte ihn. Anschließend ernannte Monsieur Treville unseren Gascogner zum Musketier. Er überreichte ihm Mantel und Degen. Strahlend verbeugte sich D’Artagnan und kehrte zu unseren drei Musketieren zurück. Nun waren es die vier unzertrennlichen Musketiere. Aramis, Portos und Athos beglückwünschten ihren Freund herzlich.
Der Herzog von Buckingham wollte den Saal wieder verlassen, als die Königin, welche von den Musketieren eingeweiht war das Wort an ihn richtete. „Woher wisst ihr, dass ihr ermordet werden solltet und von wem?“ „Euer Musketier Portos fasste einen Plan, indem der Mörder auf Kissen einstach anstatt auf mich. Danach überwältigte er ihn und brachte ihn nach Frankreich.“ Der Herzog deutete auf Portos. Dieser trat vor. „Dieser Mann trug einen Degen bei sich.“ Portos hielt den Degen in die Höhe und fixierte Kardinal Richelieu. „Es sind die Zeichen der Garde des Kardinals darauf.“ Dieser wurde rot vor Zorn. „Diesen Degen kann jeder stehlen.“ Portos richtete sich kerzengerade auf. „Wollt ihr mir damit unterstellen, ich lüge und hätte den Degen selbst gestohlen?“ Eisiges Schweigen herrschte im Saal. Portos sprach weiter. „Leider muss ich mit bedauern mitteilen, dass jener Täter vor einigen Tagen von seinem eigenem Kollegen erschossen wurde.“ Kardinal Richelieu antwortete schnell. „Das war ein Unfall.“ Portos sagte nichts darauf, sondern sah zu Athos und Aramis. Diese verhielten sich ruhig, so dass er keine Veranlassung sah sich näher zu dem Vorfall zu äußern. Der König richtete seine nächste Frage direkt an seinen Kardinal. „Was sagt ihr zu der Sache?“ Dieser wand sich wie eine Schlange. „Ich weiß nichts von einem Mord und gehe davon aus, dass der Degen von jenem Mann entwendet wurde.“ Der König nickte. „Dann passt in Zukunft besser auf eure Männer und eure Waffen auf. So etwas darf nicht noch einmal passieren.“ Kardinal Richelieu warf den Musketieren einen Blick zu, der, wären Blicke tödlich, alle auf der Stelle getötet hätte. Athos schauerte unwillkürlich. Meinte er doch ein teuflisches Funkeln in des Kardinals Augen zu entdecken.
Die Musik spielte wieder. D’Artagnan war mit Constance abgetaucht; wie immer. Aramis ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen, als er nach langem Sharmine wieder sah. Sein Herz hüpfte vor Freude und er eilte auf sie zu. Seine Herzensdame war in ein Gespräch vertieft, so dass sie ihn gar nicht bemerkte. Liebevoll legte er seine Hände um ihre Taille und gab ihr einen Kuss auf die Schulter. Überrascht drehte sie sich um …
Und hätte fast die Besinnung verloren.
Der Mann, den sie liebte, von dem sie dachte, er hätte doch nur mit ihr gespielt, weil sie keine Nachricht mehr von ihm bekam, der Mann küsste sie vor allen Besuchern des Balles.
Er zeigte allen, dass er sie liebte. Am liebsten hätte sie ihm einen leidenschaftlichen Kuss gegeben. Doch sie bemerkte die neidvollen Blicke der anwesenden Damen, denen Aramis’ Gefühle für die Rivalin nicht verborgen geblieben waren. Anmutig verbeugte sich Aramis vor den Damen. „Darf ich ihnen ihre bezaubernde Gesprächspartnerin zum Tanz entführen?“ Die Damen nickten gequält. Sharmine strahlte ihn an. „Ich dachte, ich wäre doch nur eine weitere Eroberung für dich. Aber dann erzählte mir Constance, was dir und deinen Freunden alles passiert ist und von da an war ich fast krank vor Sorge.“ Aramis zog sie an sich. „Ich wäre so gerne früher zu dir gekommen, aber ich hatte keinerlei Gelegenheit dazu. Ich liebe nur dich. Das weißt du.“ Flüsterte er ihr zärtlich ins Ohr. Athos schubste Portos an und machte eine Kopfbewegung zu unserem verliebten Musketier. „Sie sind richtig süß, die zwei.“ Portos nickte zustimmend.
Aramis wich den ganzen Abend nicht mehr von Sharmines Seite.
In den folgenden Tagen kehrte etwas Ruhe ein in das Leben der vier Musketiere. Aramis verbrachte viel Zeit mit Sharmine, D’Artagnan mit Constance, Athos und Portos mit Fechtübungen.
Den drei Freunden entging nicht, wie sehr Aramis aufblühte mit Sharmine. Er liebte sie von ganzem Herzen und wollte sein restliches Leben mit ihr verbringen.
Eines Tages gingen die Beiden am Ufer der Seine spazieren. Aramis hielt Sharmines Hand. Diese genoss die heimlichen Blicke der Damenwelt, welche gerne an ihrer Stelle wäre. Während sie ihr Glück kaum fassen konnte und die Zeit genoss, blieb Aramis plötzlich stehen. Er drehte sich zu ihr herum und sah ihr tief in die Augen. Sie glaubte schon seinem Blick nicht mehr standhalten zu können, als er vor ihr niederkniete. „Ich liebe dich, Sharmine.“ Ihr Atem wurde schneller. „Ich möchte dich nie wieder verlieren und den Rest meines Lebens mit dir verbringen.“ Sollte das etwa… „Möchtest du mit mir dein Leben verbringen? Möchtest du die Mutter meiner Kinder sein? Möchtest du auch in Zeiten der Trennung auf mich warten?“ Aramis holte tief Luft. „Möchtest du meine Frau werden?“ Erwartungsvoll schauten seine dunkelbraunen Augen in die ihren. Sie hoffte nur jetzt nicht ohnmächtig zu werden. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sharmine war die glücklichste Frau der Welt und konnte trotz allem nur nicken. Aramis stand auf und schloss sie in seine Arme. „Ja!“ mehr bekam sie nicht heraus, denn schon waren seine Lippen auf ihren. Sie zitterte am ganzen Körper. „Ja!“
Die Kunde der bevorstehenden Hochzeit des Musketiers Aramis mit der Kammerzofe ihrer Majestät Sharmine de Lucigne verbreitete sich schnell am Hofe von Paris. Seine Freunde zogen ihn bald damit auf, dass er bald kleine Schreihälse schrubben könne und nicht mehr die Klinge des Degens. Doch dieser winkte ab. Er bleibe seinem Degen vorerst treu und auch den Musketieren. Kinder ja, aber später.
Nun stellte sich für Aramis die Frage, wer sein Trauzeuge sein sollte. Einer der drei Musketiere, aber welcher? Dann gingen seine Gedanken zurück in seine Vergangenheit und er wurde sich bewusst, dass er keinen Anderen als seinen Bruder Pierre als Trauzeuge haben wollte. Schnell schickte er einen Boten, der die frohe Kunde überbringen sollte.
Schon am nächsten Tag kehrte dieser zurück und gab Aramis einen Brief seines Bruders.

Lieber René
Als ich deinen Brief gelesen habe, habe ich vor Freude durch den ganzen Speisesaal getanzt. Wohl bemerkt während des Essens. Ich freue mich so für dich; dass du es wieder geschafft hast eine Frau zu lieben. Und sie Heiraten möchtest. Natürlich werden meine Eltern und ich deiner Hochzeit beiwohnen. Und natürlich werde ich dein Trauzeuge sein. Es ist eine große Ehre für mich, dass du an mich gedacht hast.
Bis bald.
PS: vergiss nicht uns den Termin noch preiszugeben.
In tiefer Verbundenheit, dein Bruder Pierre

Aramis musste lächeln. Er wusste den Termin doch selbst noch nicht. Sie hatten sich noch nicht festgelegt. Irgendwann im Sommer. Wenn es warm war.

„Verdammt noch mal! Geht denn alles, was ihr anpackt schief?“ Kardinal Richelieu schleuderte das Buch, welches er gerade gelesen hatte in die Ecke. Mylady zuckte zusammen. Nach dem Ball war auch der Plan, Aramis des Mordes am Herzog von Buckingham anzuklagen, dahin. Allerdings hielt sie noch an dem Vorhaben Athos und Aramis zu entzweien fest.
Allerdings wusste sie momentan noch nicht, wie sie dies angehen sollte. „Die vier Musketiere sind starke Gegner. Vor allem zusammen.“ Kardinal Richelieu fauchte sie an. „Dann bringt sie eben einzeln um.“ Mylady schaute abwertend zu dieser tobenden Gestalt. „Das wäre etwas zeitintensiv und zu auffällig. Nein, ich werde Aramis und Athos Freundschaft zerstören und Aramis somit verletzbar machen.“ Der Kardinal hatte sich etwas beruhigt. „Wie…? Nein, ich will es gar nicht wissen. Macht, was ihr für Richtig haltet, aber tut es bald.“ Damit war für ihn das Gespräch beendet.
Doch Mylady setzte noch etwas hinzu. „Und da wäre auch noch seine Verlobte. Sie heiraten am 5. Juli. Ich werde an der Zeremonie teilnehmen.“ Sie lächelte böse. Doch Kardinal Richelieu wollte nicht mehr fragen, was sie vorhatte. Er würde es schon erfahren. Sollte wieder etwas schief gehen, konnte er wenigstens seine Hände in Unschuld waschen.

Es war der Tag der Hochzeit.
Alle waren angereist. Monsieur und Madame d’Herblay, sein Bruder Pierre und sogar Monsieur de Jarjaye. Athos, Portos und D’Artagnan hatten ihre Festgewänder angelegt, Aramis trug seine Musketier Uniform. Er war so aufgeregt, dass seine Freunde ihn kaum wieder erkannten. Er wuselte wie ein Küken durch das Hauptquartier der Musketiere.
Seine sonstige Zurückhaltung hatte er wohl in seinem Zimmer vergessen.
Aber es war ja auch sein Tag.
Es war abgesprochen, dass Aramis mit seinen Freunden zur Kirche ritt. Dort sollte er am Altar stehen, während seine zukünftige Frau von ihrem Vater hereingeführt würde. Nach der Zeremonie stand dann die Kompanie Monsieur Trevilles vor der Kirche Spalier. Selbst ihre Majestät der König und die Königin würden anwesend sein. Die anschließende Feier würde dann auf dem Gut der Lucignes stattfinden.
Nun war es endlich soweit.
Sie ritten los.
Aramis ritt auf Fenena vorneweg, während seine Freunde folgten.
Aramis strahlte mit der Sonne um die Wette.
Vor der Kirche hatte er seine Ruhe und Gelassenheit wiedergefunden.
Anmutig stieg er vom Pferd und schritt zum Altar. Ein Raunen ging durch die Bänke, als sie Aramis sahen. Seine Freunde standen nicht weit von ihm auf der rechten Seite, sein Bruder direkt links neben ihm.
Nun sollte bald der begehrteste Junggeselle in Paris verheiratet sein.
Dann spielte das Orchester und der Knabenchor sang das Magnificat.
Als die Braut die Schwelle der Kirche betrat, verschlug es Aramis den Atem.
Sharmine war wunderschön. Ihre langen dunklen gewellten Haare steckten zu einer kunstvollen Frisur. Ihr Kleid war bezaubernd. Langsam kam sie mit ihrem Vater auf unseren Musketier zu. Aramis verbeugte sich elegant und übernahm Sharmine aus den Armen ihres Vaters. Er lächelte sie glücklich an, als der Priester mit dem Gottesdienst begann.
Bevor das Paar getraut wurde, reichte man das Abendmahl, um die Sünden zu vergeben. So konnte man reinen Herzens den Bund der Ehe eingehen. Nachdem die Hostie gegessen war, wurde der Wein ausgeteilt.
Ein Messdiener reichte Sharmine den Kelch.
Irgendetwas störte Athos an diesem Messdiener.
Sharmine sprach die Worte des Priesters nach und führte den Kelch an ihre Lippen.
Blitzartig wurde Athos bewusst, was ihn störte. Die Augen des Messdieners waren von teuflischem Grün.
Es waren dieselben, wie die Myladys.
Sharmine hatte bereits ein paar Schlucke getrunken, als Athos plötzlich aufsprang. „Nicht trinken!“ Er schlug der verdutzten Braut den Kelch aus der Hand. „Der Wein ist vergiftet!“
Erschrockenes Gemurmel ging durch die Kirche. Portos und D’Artagnan hatten bereits ihre Degen gezogen und setzten an Mylady zu folgen. Doch diese war wie vom Erdboden verschluckt.
Aramis war verrückt vor Angst. Doch Sharmine schien es gut zu gehen. Sie beruhigte ihren Verlobten. „Es geht mir gut.“ Sie nahm seine Hand. „Das Gift war wohl zu schwach dosiert.“ Aramis schloss sie erleichtert in die Arme, als ihr die Beine den Dienst zu versagen drohten. Erschrocken fing Aramis sie auf. „Bitte nicht.“ Flüsterte er. „Du darfst mich nicht auch noch verlassen!“ Auch Portos und D’Artagnan waren geschockt. Athos fing sich als erster der Freunde. „Einen Arzt!“ rief er. „Wir brauchen einen Arzt!“ Sharmine hatte sich auf eine Bank gesetzt. „Mir ist so schwindelig.“ Mit glasigen Augen schaute sie ihren Geliebten an. Dieser küsste sie. „Du wirst es schaffen. Du hast nicht viel von dem Wein getrunken.“ Leise murmelte Athos. „Sharmine braucht ein Gegengift.“ Portos nickte betrübt. „Aber woher bekommt man es?“ Athos sah ihn traurig an. „Ich weiß es nicht.“
Der Arzt nahm Sharmine mit zu sich nach Hause, um sie Tag und Nacht bewachen zu können.
Doch ohne ein Gegenmittel war Sharmine verloren.
Jedoch…
Es gab ein sehr seltenes Gegengift.
In ganz Paris war es nur einmal zu haben…
Und das lag in den Händen Myladys.