Die vier Musketiere von CorinnaB

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Kapitel Die Prophezeiung wird erfüllt

Athos, Portos und Aramis saßen in der Kneipe „zum goldenen Taler“ und aßen zu Abend.
„Nun habe ich nur noch ein Ziel.“ Aramis biss grimmig in sein Brot. Unsere zwei Freunde schauten ihn irritiert an. „Myladys Treiben ein Ende zu setzten.“ Athos nickte. „Nachdem der Vertrag vernichtet ist, schwindet ihre Macht.“ „Trotz allem bleibt sie eine gefährliche Gegnerin.“ Warf Portos ein. „Wie können wir sie nur ausfindig machen?“ Die Anderen seufzten . „Keine Ahnung.“ Aramis zuckte mit den Schultern. „Wenn sie gefunden werden will, werden wir sie finden.“ Sagte Athos. „und bis dahin bleibt uns nur, abwarten und die Ruhe genießen.“
Aramis dachte an die vergangenen Monate. Es war so viel passiert. Er hatte erfahren, wer er wirklich war, warum seine Eltern gestorben waren. Er hatte mit Hilfe eines gewissen Erzengels den Tod besiegt. Zum zweiten Mal wurde eine Frau, die er heiraten wollte ermordet; ebenfalls von Kardinal Richelieu.
Müde stand Aramis auf. „Ich glaube, ich werde mich für heute verabschieden. Richtet D’Artagnan einen Gruß von mir aus, wenn er kommt.“ Ehe seine Freunde etwas erwidern konnten, war Aramis schon verschwunden.
Langsam schlenderte er durch die Gassen von Paris. Beunruhigt schaute sich der Musketier immer wieder um. „Das grenzt ja bereits an Verfolgungswahn.“ Dachte er laut und umschloss seinen Degen mit festem Griff. So fühlte er sich sicherer. Schließlich war er in seinem Zimmer angelangt, ließ sich erschöpft auf seinen Stuhl fallen und genoss den Blick auf die Seine.
Endlich konnte er ungestört seinen Gedanken nachgehen.
Alles fing an mit der Ermordung Fabiennes.
Eigentlich begann alles viel früher.
Er konnte gar nicht glauben, wie lang der Kampf zwischen seinem Volk und den Geschöpfen des Bösen schon andauerte.
Dass es schon damals in Mittelerde angefangen hatte…
Er konnte es einfach nicht fassen, dass er dem Volk der Valinar angehören sollte. Einem uralten Volk der Elben. Das war doch alles viel zu fantastisch…
Er wollte nicht glauben, dass er ein direkter Nachfahre Galadriels sein sollte.
Wenn Jussac ihn damals nicht so schwer verwundet hätte, wäre das alles gar nicht ans Licht gekommen.
Falsch…
Er hätte es nicht erfahren.
Kardinal Richelieu und Mylady wussten es ja schon vorher.
Schließlich hatten sie seine Eltern ermorden lassen. Fabienne musste durch ihre Hand sterben und nun auch noch Sharmine.
Geschöpfe, die dem Bösen dienten gingen gewissenlos über Leichen.
Wie konnten sie nur besiegt werden?
Es war seinen Vorfahren in Mittelerde schon nicht gelungen sie zu vernichten
Wie sollte es dann einem einzigen Menschen, nein, einem einzigen Valinar gelingen?
Aramis schwirrte der Kopf.
Manchmal wünschte er, es wäre alles anders. Er wollte einfach nur ein Mensch sein, der lieben durfte und ein Leben als Musketier führte.
Oder ein Leben als Abbé…
Hm, so ganz ohne Frauen?
Das Leben war schon ungerecht. Wie sollte er sich nur entscheiden?
Entscheiden?
Er hatte doch gar keine Wahl.
Er hatte eine Bürde zu tragen.
Ob er wollte oder nicht.
Schmerzlich wurde ihm bewusst, dass er niemals eine Frau wirklich lieben durfte.
Dass er niemals ein normales Leben führen durfte.
Weder als Musketier, noch als Abbé.
Er musste erst die Aufgabe beenden, die sein Volk schon zur Zeit Saurons begonnen hatte.
Das Böse konnte man nicht vernichten, sonst wäre auch das Gute vernichtet.
Das Eine kann nicht ohne das Andere.
Aber man konnte dessen Diener angreifen.
Er musste dem Handlanger Luzifers gegenüber treten.
In diesem Fall:
Mylady.

Athos war gerade am Einschlafen, als es klopfte. „Monsieur Athos! Ein Brief von Aramis.“ Verwundert öffnete Athos die Tür und las die Nachricht. „Liebe Freunde. Bitte findet euch schnellstens im Wirtshaus zum „Heiligen Augustinus“ ein. Ich habe Instruktionen des Königs, welche keinen Aufschub erlauben.“ Athos runzelte die Stirn. Im „Heiligen Augustinus“? Das ist doch am anderen Ende der Stadt. Dort mussten sie hin reiten, so weit war der Treffpunkt entfernt.
Einige Zeit später trafen sich die drei Musketiere Athos, Portos und D’Artagnan am vereinbarten Treffpunkt. „Wo ist Aramis?“ D’Artagnan schaute sich suchend um. „Erst bestellt er uns zu nachtschlafender Zeit hierher und dann kommt er selbst zu spät. Das ist doch gar nicht seine Art.“ Portos knurrte. „Kommt lasst uns rein gehen.“ Er ging ins Wirtshaus. „Es ist auch nicht seine Art, mit merkwürdigen Schreiben uns des Nachts irgendwo hin zu beordern.“ Athos wurde unruhig. Sie bestellten etwas zu trinken und lenkten sich durch Gespräche ab. Plötzlich wechselte Athos das Thema. „Irgendwie glaube ich, das ist eine Falle.“ D’Artagnan sah ihn irritiert an. „Für uns, oder für…oh mein Gott.“ Er wurde bleich. „Man hat uns von Aramis weggelockt. Bis wir merken würden, dass gar nicht Aramis diesen Brief geschrieben hat, sondern jemand anderes und wir zurück geritten sind…“ „Ist es wahrscheinlich schon zu spät.“ Athos sprang auf und rannte los.

Schlaftrunken bemerkte Aramis, dass seine Zimmertür offen stand. Im gleichen Moment sah er die erhobenen Arme über sich. Den Dolch in den Händen des Mannes registrierte er spät; sehr spät. Bevor er zu seinem Degen neben dem Bett greifen konnte, stach der Angreifer zu. Irgendwie schaffte es der Musketier trotzdem sich blitzschnell wegzudrehen. Allerdings verhedderte er sich in seiner Decke, wodurch eine Flucht vereitelt wurde. Wieder stach sein Gegner zu. Diesmal hatte der mehr Glück und traf Aramis’ Bein. Unser getroffener Musketier wälzte sich von seinem Peiniger weg, hin zu seinem Degen, kam durch die Schmerzen im Bein jedoch nur langsam voran. Wieder stach der Mann zu und traf Aramis von hinten in die Schulter. Unserem Freund schossen die Tränen in die Augen. Benommen blieb er liegen und wartete auf den Todesstoß. Doch sein Angreifer dachte wohl, er sei schon tot. Oder er wollte ihn gar nicht töten… Er legte Aramis in dessen Bett und deckte ihn wieder zu. Sorgfältig räumte er das Zimmer wieder auf und verschwand. „Es soll also so aussehen, als ob ich schlafe. Bis dann jemand merkt, dass es nicht so ist, bin ich wahrscheinlich längst tot.“ Dachte Aramis und verlor das Bewusstsein.

„Aramis!“ Athos riss die Tür auf und stürmte ins Zimmer. Was die drei Musketiere allerdings sahen verschlug ihnen die Sprache. „Er schläft tief und fest.“ D’Artagnan musste sich vor Überraschung erst mal hinsetzen. „Wer weiß, was er die Nacht erlebt hat.“ Meinte Portos. „er wollte uns wohl einen Streich spielen.“ D’Artagnan ging wieder zur Tür. „Kommt, lasst ihn schlafen. Wir schauen nachher noch mal nach ihm.“ Portos nickte und war schon durch die Tür hinaus. Irgendetwas störte Athos. Langsam ging er zur Tür. „Was hast du?“ D’Artagnan blieb im Zimmer stehen. „Aramis hat eigentlich keinen solch festen Schlaf, dass er nicht durch unseren Lärm aufgewacht wäre.“ Sein Freund runzelte die Stirn. „Woran denkst du?“ Athos blickte sich um. Dann fiel es ihm auf. „Sein Degen. Er steht immer direkt an seinem Bett.“ Eilig schritt er zur Waffe und nahm sie in die Hand. „Doch jetzt liegt sie ein Stück weg.“ Erschrocken schaute er zum Bett. Alles sah friedlich aus. Zu friedlich. Vorsichtig ging Athos zu Aramis und zog die Decke von seinem Freund. Mittlerweile war Portos, ungeduldig wo seine Kameraden denn blieben wieder zurück gekommen. „Was ist? Kommt …“ Geschockt hielt er inne. „Mein Gott!“ Dort lag Aramis, als wenn er schliefe. Die Verletzungen sprachen allerdings eine andere Sprache. Der Musketier lag in einer Blutlache und atmete kaum noch. „Das … Sie haben versucht ihn umzubringen.“ D’Artagnan rannte zur Tür. „Ich hole einen Arzt. Komm Portos, wir müssen uns beeilen!“ Athos blickte ihnen traurig hinterher. „Wenn es dann nicht schon zu spät ist.“ Entsetzt schaute er auf seinen Freund. Vor lauter Blut wusste er gar nicht, wo er anfangen sollte nach den Verletzungen zu gucken. Schnell fand er die Wunde am Bein. Für die an der Schulter brauchte er etwas länger, da er Aramis vorsichtig umdrehen musste, um sie zu finden. Schnell merkte er, dass die Verletzungen an sich gar nicht tödlich waren, Aramis aber wahrscheinlich schon zu viel Blut verloren hatte. Wie lange mochte er wohl schon so liegen? Athos musste sich zusammenreißen, um nicht laut aufzuschreien. Er war fassungslos über die Brutalität, mit der Aramis’ Gegner vorgegangen war. Er oder sie hatten es darauf angelegt, Aramis leiden zu lassen. Es sollte kein schneller, sondern ein qualvoller Tod für ihn sein. Athos konnte nicht verhindern, dass ihm eine heimliche Träne die Wange herunter lief. Doch er machte sich nicht die Mühe, sie wegzuwischen. Stattdessen versuchte er mit Aramis zu sprechen.
Kurze Zeit später kamen seine zwei Kameraden mit zwei Ärzten. Jeder war einen Arzt suchen gegangen, falls der Andere keinen auffinden sollte. Als diese sahen, in welchem Zustand sich ihr Patient befand, erschraken sie. Sofort begann der Eine, die Wunden zu säubern und zu verbinden, während der Andere Aramis Medikamente einflösste. „Es steht sehr schlecht um Monsieur Aramis. Wenn er den nächsten Tag und die darauf folgende Nacht überleben sollte, dann ist er über das Schlimmste hinweg. Aber bis dahin…“ Sie sahen sich an. „Wir werden abwechselnd alle vier Stunden vorbei kommen und nach ihm sehen. Dieses Mittel müsst ihr ihm zu jeder vollen Stunde geben. Versucht ihn aufzuwecken. Je länger er in seinem jetzigen Zustand bleibt, umso näher ist er dem Tod als dem Leben.“
Die Ärzte verabschiedeten sich und verließen unsere vier Freunde.
„Wir müssen dem Hauswirt bescheid geben und die Laken erneuern.“ Meinte Athos und verschwand. D’Artagnan und Portos blieben alleine zurück. „Was meinst du?“ Portos sah seinen Kameraden nachdenklich an. „Trägt das die Handschrift Myladys?“ Zornig nickte D’Artagnan. „Ich bin mir sogar sicher.“ Portos seufzte. „Nur, wie können wir das beweisen?“ Athos erschien mit neuen Laken. Gemeinsam schafften sie es die blutverschmierten gegen frische Laken auszutauschen, ohne Aramis zu sehr bewegen zu müssen. Nun hieß es abwarten und hoffen.

„Wir haben euren Befehl ausgeführt.“ Der Mann verneigte sich vor Mylady. Diese drehte sich zufrieden herum. „Gut. Er lebt doch noch?“ Der Gardist nickte. „Ich habe ihn in der Schulter und am Bein verletzt. Die Wunden sind nicht tödlich.“ Mylady lächelte finster. „Bis ihn jemand findet wird er soviel Blut verloren haben, dass er dem Tode näher ist, als dem Leben. Es wird eine Qual für ihn sein.“ Sie schaute wieder aus dem Fenster. „Das, lieber René d’Herblay, ist meine Rache an dir. Zu sehr hast du mein Ansehen und das meines Herren in den Schmutz gezogen. Und meinen Vertrag hast du ebenfalls zerstört.“ „Könnt ihr diesen Vertrag nicht einfach erneuern?“ fragte der Gardist unterwürfig. Mylady warf ihn einen bitterbösen Blick zu. „Nein, ich müsste einen neuen Bund schließen und stände wieder am Anfang. Im Übrigen kann ich den Teufel leider nicht einfach mal so rufen. Er würde mich ganz sicher nicht hören.“ Sie setzte sich in einen Stuhl. „Nein, so ist meine Genugtuung größer. Nur schade, dass ich seinen Tod nicht mit ansehen kann.“ Dem Gardisten lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Noch nie war er einer so von Hass und Kälte besessenen Frau begegnet. „Ihr könnt jetzt gehen!“ Erleichtert verließ der Mann seine Auftraggeberin und eilte davon.

Stunde um Stunde verging und Aramis’ Zustand verschlechterte sich zusehends. Sein Atem wurde immer flacher. Ab und zu, so schien es Athos, atmete er gar nicht mehr. Aber er lebte noch, als der nächste Tag hereinbrach. Erleichtert stellten die Ärzte am Nachmittag fest, dass sich der Zustand unseres Freundes langsam stabilisierte. Trotz allem war er noch nicht außer Lebensgefahr. Athos wich keine Minute von Aramis’ Seite. Schließlich dämmerte es und die Nacht war gekommen. Plötzlich fuhr Athos auf. „Verdammt, Aramis! Du darfst nicht sterben. Willst du, dass Mylady über dich triumphiert? Du hast Fabienne versprochen, ihren Tod zu rächen. Das kannst du nicht, wenn du als Engel im Himmel rum fliegst.“ Portos warf seinem Kameraden einen überraschten Blick zu. Doch dieser sprach unbeirrt weiter. „Ich weiß, es klingt jetzt unfair, aber: du bist ein Valinar. Also hilf dir selbst. Du kannst es, ich weiß es. Mir ist bewusst, dass du mich schelten wirst, wenn du wieder unter den Lebenden weilst. Schließlich steht in der ibel, dass der Teufel Jesus Christus aufforderte, von einem hohen Turm zu springen. Die Engel Gottes würden ihn schließlich auf Händen tragen, dass sein Fuß nicht an einen Stein stoße. So würde er gerettet werden. Und jetzt verlange ich dasselbe von dir. Und trotzdem sage ich es noch mal: bitte hilf dir, bezwinge den Todesboten und kehre zu uns zurück. Wir brauchen dich hier.“ D’Artagnan wollte eben das Zimmer verlassen, war jedoch ergriffen stehen geblieben. „So kenne ich dich überhaupt nicht.“ Athos schaute ihn verzweifelt an. „Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Aber ich liebe Aramis, wie meinen kleinen Bruder. Er ist mein bester Freund und Kamerad. Ich würde es nicht überleben, wenn er stürbe.“ Er griff nach Aramis Händen. „Bitte komm zurück.“
Athos schrak auf, als er ein Geräusch vernahm. Verwirrt wurde ihm bewusst, dass er eingeschlafen war. Sofort stand er auf und tastete vorsichtig nach seiner Waffe. Erschrocken bemerkte er eine Gestalt über Aramis gebeugt. Schnell zog er seinen Degen. „Ich bin es, D’Artagnan!“ Erleichtert ließ Athos seine Waffe sinken. Beunruhigt fragte er: „Was ist los? Atmet er noch?“ Er legte seinen Degen weg. „Ja.“ Antwortete D’Artagnan. „Ich glaubte, er hätte die Augen geöffnet.“ Athos konnte es nicht glauben und beugte sich über Aramis. Doch dieser schien immer noch bewusstlos zu sein, bzw. zu schlafen. „Naja, wir haben uns wohl geirrt.“ Die beiden Musketiere gingen wieder auf ihre Plätze. So bemerkten sie nicht, dass Aramis tatsächlich seine Augen öffnete. Allerdings war es diesem ganz recht, dass seine Kameraden sich wieder entfernten. Blieb ihm doch so die Möglichkeit, seine Gedanken zu ordnen und sich zu orientieren. Einige Zeit später schien die Sonne in das Zimmer und Aramis freute sich auf die Gesichter seiner Freunde. Da, Athos wachte auf. Portos kam gerade wieder zur Tür herein, bestimmt hatte er schon gefrühstückt, und D’Artagnan reckte sich ebenfalls. Durch seine Gedanken über Portos bemerkte Aramis, welchen Hunger er hatte. „Guten Morgen, die Herren. Ich würde gerne mal etwas zu Essen bekommen.“ Portos ließ das Glas fallen, welches er mitgebracht hatte. Athos blieb die Spucke im Hals stecken und D’Artagnan erstarrte mitten in seiner Bewegung. Alle drei fuhren herum und sahen in ein strahlendes Gesicht, zwar noch etwas bleich, aber mit offenen Augen und ziemlich wachen Blick. „Er ist aufgewacht!“ Portos trat voll in die Scherben seines fallengelassenen Glases und stürmte so auf Aramis zu, dass dieser hoffte, sein kräftiger Kamerad möge noch vor seinem Bett zum Halten kommen. „Portos! D’Artagnan! Athos, mein Freund!“ lachend umarmten die vier Musketiere sich. Erschöpft sank Aramis wieder in seine Kissen zurück. Die Schulter schmerzte und sein Bein pochte, aber er lebte! „Er ist erstanden, Halelluja!“ Athos streckte seine Hände zum Himmel. „Herr Gott, ich danke dir aus tiefstem Herzen.“ Aramis sah ihn verwundert an. „Solche Töne von dir?“ D’Artagnan grinste. „Du hättest ihn mal gestern Abend hören müssen…“ Aramis lächelte zurück. „Du meinst: Du bist ein Valinar, hilf die selbst?“ Die Anderen waren sprachlos. „Du hast es gehört?“ fragte Athos zerknirscht. Aramis nickte. „Ich habe ziemlich viel mitbekommen, konnte aber nicht reagieren. Ich hatte nur Angst, dass mich diese Ärzte aufgeben. Ich betete die ganze Zeit zum Herren, dass er mich nicht sterben lassen dürfe.“ Aramis seufzte. „Obwohl damit wenigstens meine Probleme weg gewesen wären. Dann wäre ich in einem besseren Leben und in einer anderen Welt, und … schon gut.“ Beschwichtige er, als er die entsetzten Mienen seiner drei Freunde wahrnahm. „Ich bin ja noch hier.“ Mit Athos Hilfe setzte er sich auf. „Was ist jetzt mit meinem Essen?“ Portos grinste. „Jetzt weißt du mal, wie das ist, wenn ihr immer mein Hungergefühl ignoriert.“ Aramis schaute ihn aus großen sanften Augen an. „Ich werde ab jetzt deine Gelüste nicht mehr übergehen.“ Athos und D’Artagnan mussten lachen. „Er ist tatsächlich wieder der Alte.“ „Das befürchte ich auch.“ Knurrte Portos und verschwand, um etwas zu Essen aufzutreiben. D’Artagnan nahm einen Stuhl und setzte sich zu Aramis ans Bett. „Nun erzähl mal. Was ist an dem Abend passiert? Hast du uns wirklich einen Brief geschrieben?“ Aramis schüttelte den Kopf. „Nein, aber Mylady sagte mir, dass ihr alle einen bekommen hättet.“ „Also trug die ganze Sache tatsächlich ihre Handschrift.“ Meinte Athos. „Ja.“ Aramis erzählte seinen Freunden, was sich an jenem Abend zugetragen hatte. Zwischendurch kam auch Portos wieder mit dem Essen.
So vergingen die Wochen und Aramis’ Genesung schritt voran. Schließlich ging es ihm wieder so gut, dass er seine Kameraden zum Hauptquartier der Musketiere begleiten konnte, wenn auch nicht dienstlich, sondern nur privat. Monsieur Treville hatte seinem Schützling Urlaub verordnet und ihm deutlich gemacht, er wolle ihn erst wieder im Dienst sehen, wenn der Arzt es ihm ausdrücklich erlaubt habe.
Eines Nachmittags saßen die vier Musketiere bei Athos im Zimmer.
Da klopfte es. „Monsieur Athos? Monsieur Treville schickt mich. Es wurde ein Brief für Monsieur Aramis bei ihm abgegeben.“ Athos ging zur Tür, bedankte sich und übergab ihn seinem Freund. „Woher weiß Treville, dass …“ setzte Aramis beunruhigt an. „Das dürfte nicht schwer gewesen sein.“ Meinte Portos. „Wahrscheinlich hatte der Bote order, all unsere Unterkünfte abzuklappern, bis er uns gefunden hat.“ Nachdem Aramis gelesen hatte, wurde er bleich und setzte sich auf den Stuhl am Fenster. „Nun ratet mal, von wem der Brief ist.“ D’Artagnan verdrehte die Augen. „Wie könnten wir das wissen.“ Aramis holte tief Luft. „Er ist von Mylady. Die Nachricht meiner Genesung ist also auch bei ihr angekommen. Sie fordert mich zum Duell heraus.“
Die drei Musketiere guckten ihren Kameraden entsetzt an. „Was willst du machen?“ Aramis wirkte nachdenklich. „Ich werde annehmen.“ D’Artagnan sprang vom Stuhl auf. „Bist du des Wahnsinns?“ „Sie ist eine exzellente Fechtkünstlerin“ gab Athos zu bedenken. „Ich habe es ihr einst gelernt.“ Portos pflichtete ihm bei. „Und durch den Vertrag hat sie teuflische Kräfte hinzu erworben, die ihr auch nach der Vernichtung des Paktes geblieben sind.“ Aramis ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. „Ich werde gegen sie antreten.“ Athos sah seinen Freund nachdenklich an.
„Du weißt, das wird ein Kampf auf Leben und Tod.“