Die vier Musketiere von CorinnaB
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 4 BewertungenKapitel Die Prophezeiung wird erfüllt
Athos, Portos und Aramis saßen in der Kneipe „zum goldenen
Taler“ und aßen zu Abend.
„Nun habe ich nur noch ein Ziel.“ Aramis biss grimmig in sein Brot.
Unsere zwei Freunde schauten ihn irritiert an. „Myladys Treiben ein
Ende zu setzten.“ Athos nickte. „Nachdem der Vertrag vernichtet
ist, schwindet ihre Macht.“ „Trotz allem bleibt sie eine
gefährliche Gegnerin.“ Warf Portos ein. „Wie können wir sie nur
ausfindig machen?“ Die Anderen seufzten . „Keine Ahnung.“ Aramis
zuckte mit den Schultern. „Wenn sie gefunden werden will, werden
wir sie finden.“ Sagte Athos. „und bis dahin bleibt uns nur,
abwarten und die Ruhe genießen.“
Aramis dachte an die vergangenen Monate. Es war so viel passiert.
Er hatte erfahren, wer er wirklich war, warum seine Eltern
gestorben waren. Er hatte mit Hilfe eines gewissen Erzengels den
Tod besiegt. Zum zweiten Mal wurde eine Frau, die er heiraten
wollte ermordet; ebenfalls von Kardinal Richelieu.
Müde stand Aramis auf. „Ich glaube, ich werde mich für heute
verabschieden. Richtet D’Artagnan einen Gruß von mir aus, wenn er
kommt.“ Ehe seine Freunde etwas erwidern konnten, war Aramis schon
verschwunden.
Langsam schlenderte er durch die Gassen von Paris. Beunruhigt
schaute sich der Musketier immer wieder um. „Das grenzt ja bereits
an Verfolgungswahn.“ Dachte er laut und umschloss seinen Degen mit
festem Griff. So fühlte er sich sicherer. Schließlich war er in
seinem Zimmer angelangt, ließ sich erschöpft auf seinen Stuhl
fallen und genoss den Blick auf die Seine.
Endlich konnte er ungestört seinen Gedanken nachgehen.
Alles fing an mit der Ermordung Fabiennes.
Eigentlich begann alles viel früher.
Er konnte gar nicht glauben, wie lang der Kampf zwischen seinem
Volk und den Geschöpfen des Bösen schon andauerte.
Dass es schon damals in Mittelerde angefangen hatte…
Er konnte es einfach nicht fassen, dass er dem Volk der Valinar
angehören sollte. Einem uralten Volk der Elben. Das war doch alles
viel zu fantastisch…
Er wollte nicht glauben, dass er ein direkter Nachfahre Galadriels
sein sollte.
Wenn Jussac ihn damals nicht so schwer verwundet hätte, wäre das
alles gar nicht ans Licht gekommen.
Falsch…
Er hätte es nicht erfahren.
Kardinal Richelieu und Mylady wussten es ja schon vorher.
Schließlich hatten sie seine Eltern ermorden lassen. Fabienne
musste durch ihre Hand sterben und nun auch noch Sharmine.
Geschöpfe, die dem Bösen dienten gingen gewissenlos über
Leichen.
Wie konnten sie nur besiegt werden?
Es war seinen Vorfahren in Mittelerde schon nicht gelungen sie zu
vernichten
Wie sollte es dann einem einzigen Menschen, nein, einem einzigen
Valinar gelingen?
Aramis schwirrte der Kopf.
Manchmal wünschte er, es wäre alles anders. Er wollte einfach nur
ein Mensch sein, der lieben durfte und ein Leben als Musketier
führte.
Oder ein Leben als Abbé…
Hm, so ganz ohne Frauen?
Das Leben war schon ungerecht. Wie sollte er sich nur
entscheiden?
Entscheiden?
Er hatte doch gar keine Wahl.
Er hatte eine Bürde zu tragen.
Ob er wollte oder nicht.
Schmerzlich wurde ihm bewusst, dass er niemals eine Frau wirklich
lieben durfte.
Dass er niemals ein normales Leben führen durfte.
Weder als Musketier, noch als Abbé.
Er musste erst die Aufgabe beenden, die sein Volk schon zur Zeit
Saurons begonnen hatte.
Das Böse konnte man nicht vernichten, sonst wäre auch das Gute
vernichtet.
Das Eine kann nicht ohne das Andere.
Aber man konnte dessen Diener angreifen.
Er musste dem Handlanger Luzifers gegenüber treten.
In diesem Fall:
Mylady.
Athos war gerade am Einschlafen, als es klopfte. „Monsieur
Athos! Ein Brief von Aramis.“ Verwundert öffnete Athos die Tür und
las die Nachricht. „Liebe Freunde. Bitte findet euch schnellstens
im Wirtshaus zum „Heiligen Augustinus“ ein. Ich habe Instruktionen
des Königs, welche keinen Aufschub erlauben.“ Athos runzelte die
Stirn. Im „Heiligen Augustinus“? Das ist doch am anderen Ende der
Stadt. Dort mussten sie hin reiten, so weit war der Treffpunkt
entfernt.
Einige Zeit später trafen sich die drei Musketiere Athos, Portos
und D’Artagnan am vereinbarten Treffpunkt. „Wo ist Aramis?“
D’Artagnan schaute sich suchend um. „Erst bestellt er uns zu
nachtschlafender Zeit hierher und dann kommt er selbst zu spät. Das
ist doch gar nicht seine Art.“ Portos knurrte. „Kommt lasst uns
rein gehen.“ Er ging ins Wirtshaus. „Es ist auch nicht seine Art,
mit merkwürdigen Schreiben uns des Nachts irgendwo hin zu
beordern.“ Athos wurde unruhig. Sie bestellten etwas zu trinken und
lenkten sich durch Gespräche ab. Plötzlich wechselte Athos das
Thema. „Irgendwie glaube ich, das ist eine Falle.“ D’Artagnan sah
ihn irritiert an. „Für uns, oder für…oh mein Gott.“ Er wurde
bleich. „Man hat uns von Aramis weggelockt. Bis wir merken würden,
dass gar nicht Aramis diesen Brief geschrieben hat, sondern jemand
anderes und wir zurück geritten sind…“ „Ist es wahrscheinlich schon
zu spät.“ Athos sprang auf und rannte los.
Schlaftrunken bemerkte Aramis, dass seine Zimmertür offen stand. Im gleichen Moment sah er die erhobenen Arme über sich. Den Dolch in den Händen des Mannes registrierte er spät; sehr spät. Bevor er zu seinem Degen neben dem Bett greifen konnte, stach der Angreifer zu. Irgendwie schaffte es der Musketier trotzdem sich blitzschnell wegzudrehen. Allerdings verhedderte er sich in seiner Decke, wodurch eine Flucht vereitelt wurde. Wieder stach sein Gegner zu. Diesmal hatte der mehr Glück und traf Aramis’ Bein. Unser getroffener Musketier wälzte sich von seinem Peiniger weg, hin zu seinem Degen, kam durch die Schmerzen im Bein jedoch nur langsam voran. Wieder stach der Mann zu und traf Aramis von hinten in die Schulter. Unserem Freund schossen die Tränen in die Augen. Benommen blieb er liegen und wartete auf den Todesstoß. Doch sein Angreifer dachte wohl, er sei schon tot. Oder er wollte ihn gar nicht töten… Er legte Aramis in dessen Bett und deckte ihn wieder zu. Sorgfältig räumte er das Zimmer wieder auf und verschwand. „Es soll also so aussehen, als ob ich schlafe. Bis dann jemand merkt, dass es nicht so ist, bin ich wahrscheinlich längst tot.“ Dachte Aramis und verlor das Bewusstsein.
„Aramis!“ Athos riss die Tür auf und stürmte ins Zimmer. Was die
drei Musketiere allerdings sahen verschlug ihnen die Sprache. „Er
schläft tief und fest.“ D’Artagnan musste sich vor Überraschung
erst mal hinsetzen. „Wer weiß, was er die Nacht erlebt hat.“ Meinte
Portos. „er wollte uns wohl einen Streich spielen.“ D’Artagnan ging
wieder zur Tür. „Kommt, lasst ihn schlafen. Wir schauen nachher
noch mal nach ihm.“ Portos nickte und war schon durch die Tür
hinaus. Irgendetwas störte Athos. Langsam ging er zur Tür. „Was
hast du?“ D’Artagnan blieb im Zimmer stehen. „Aramis hat eigentlich
keinen solch festen Schlaf, dass er nicht durch unseren Lärm
aufgewacht wäre.“ Sein Freund runzelte die Stirn. „Woran denkst
du?“ Athos blickte sich um. Dann fiel es ihm auf. „Sein Degen. Er
steht immer direkt an seinem Bett.“ Eilig schritt er zur Waffe und
nahm sie in die Hand. „Doch jetzt liegt sie ein Stück weg.“
Erschrocken schaute er zum Bett. Alles sah friedlich aus. Zu
friedlich. Vorsichtig ging Athos zu Aramis und zog die Decke von
seinem Freund. Mittlerweile war Portos, ungeduldig wo seine
Kameraden denn blieben wieder zurück gekommen. „Was ist? Kommt …“
Geschockt hielt er inne. „Mein Gott!“ Dort lag Aramis, als wenn er
schliefe. Die Verletzungen sprachen allerdings eine andere Sprache.
Der Musketier lag in einer Blutlache und atmete kaum noch. „Das …
Sie haben versucht ihn umzubringen.“ D’Artagnan rannte zur Tür.
„Ich hole einen Arzt. Komm Portos, wir müssen uns beeilen!“ Athos
blickte ihnen traurig hinterher. „Wenn es dann nicht schon zu spät
ist.“ Entsetzt schaute er auf seinen Freund. Vor lauter Blut wusste
er gar nicht, wo er anfangen sollte nach den Verletzungen zu
gucken. Schnell fand er die Wunde am Bein. Für die an der Schulter
brauchte er etwas länger, da er Aramis vorsichtig umdrehen musste,
um sie zu finden. Schnell merkte er, dass die Verletzungen an sich
gar nicht tödlich waren, Aramis aber wahrscheinlich schon zu viel
Blut verloren hatte. Wie lange mochte er wohl schon so liegen?
Athos musste sich zusammenreißen, um nicht laut aufzuschreien. Er
war fassungslos über die Brutalität, mit der Aramis’ Gegner
vorgegangen war. Er oder sie hatten es darauf angelegt, Aramis
leiden zu lassen. Es sollte kein schneller, sondern ein qualvoller
Tod für ihn sein. Athos konnte nicht verhindern, dass ihm eine
heimliche Träne die Wange herunter lief. Doch er machte sich nicht
die Mühe, sie wegzuwischen. Stattdessen versuchte er mit Aramis zu
sprechen.
Kurze Zeit später kamen seine zwei Kameraden mit zwei Ärzten. Jeder
war einen Arzt suchen gegangen, falls der Andere keinen auffinden
sollte. Als diese sahen, in welchem Zustand sich ihr Patient
befand, erschraken sie. Sofort begann der Eine, die Wunden zu
säubern und zu verbinden, während der Andere Aramis Medikamente
einflösste. „Es steht sehr schlecht um Monsieur Aramis. Wenn er den
nächsten Tag und die darauf folgende Nacht überleben sollte, dann
ist er über das Schlimmste hinweg. Aber bis dahin…“ Sie sahen sich
an. „Wir werden abwechselnd alle vier Stunden vorbei kommen und
nach ihm sehen. Dieses Mittel müsst ihr ihm zu jeder vollen Stunde
geben. Versucht ihn aufzuwecken. Je länger er in seinem jetzigen
Zustand bleibt, umso näher ist er dem Tod als dem Leben.“
Die Ärzte verabschiedeten sich und verließen unsere vier
Freunde.
„Wir müssen dem Hauswirt bescheid geben und die Laken erneuern.“
Meinte Athos und verschwand. D’Artagnan und Portos blieben alleine
zurück. „Was meinst du?“ Portos sah seinen Kameraden nachdenklich
an. „Trägt das die Handschrift Myladys?“ Zornig nickte D’Artagnan.
„Ich bin mir sogar sicher.“ Portos seufzte. „Nur, wie können wir
das beweisen?“ Athos erschien mit neuen Laken. Gemeinsam schafften
sie es die blutverschmierten gegen frische Laken auszutauschen,
ohne Aramis zu sehr bewegen zu müssen. Nun hieß es abwarten und
hoffen.
„Wir haben euren Befehl ausgeführt.“ Der Mann verneigte sich vor Mylady. Diese drehte sich zufrieden herum. „Gut. Er lebt doch noch?“ Der Gardist nickte. „Ich habe ihn in der Schulter und am Bein verletzt. Die Wunden sind nicht tödlich.“ Mylady lächelte finster. „Bis ihn jemand findet wird er soviel Blut verloren haben, dass er dem Tode näher ist, als dem Leben. Es wird eine Qual für ihn sein.“ Sie schaute wieder aus dem Fenster. „Das, lieber René d’Herblay, ist meine Rache an dir. Zu sehr hast du mein Ansehen und das meines Herren in den Schmutz gezogen. Und meinen Vertrag hast du ebenfalls zerstört.“ „Könnt ihr diesen Vertrag nicht einfach erneuern?“ fragte der Gardist unterwürfig. Mylady warf ihn einen bitterbösen Blick zu. „Nein, ich müsste einen neuen Bund schließen und stände wieder am Anfang. Im Übrigen kann ich den Teufel leider nicht einfach mal so rufen. Er würde mich ganz sicher nicht hören.“ Sie setzte sich in einen Stuhl. „Nein, so ist meine Genugtuung größer. Nur schade, dass ich seinen Tod nicht mit ansehen kann.“ Dem Gardisten lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Noch nie war er einer so von Hass und Kälte besessenen Frau begegnet. „Ihr könnt jetzt gehen!“ Erleichtert verließ der Mann seine Auftraggeberin und eilte davon.
Stunde um Stunde verging und Aramis’ Zustand verschlechterte
sich zusehends. Sein Atem wurde immer flacher. Ab und zu, so schien
es Athos, atmete er gar nicht mehr. Aber er lebte noch, als der
nächste Tag hereinbrach. Erleichtert stellten die Ärzte am
Nachmittag fest, dass sich der Zustand unseres Freundes langsam
stabilisierte. Trotz allem war er noch nicht außer Lebensgefahr.
Athos wich keine Minute von Aramis’ Seite. Schließlich dämmerte es
und die Nacht war gekommen. Plötzlich fuhr Athos auf. „Verdammt,
Aramis! Du darfst nicht sterben. Willst du, dass Mylady über dich
triumphiert? Du hast Fabienne versprochen, ihren Tod zu rächen. Das
kannst du nicht, wenn du als Engel im Himmel rum fliegst.“ Portos
warf seinem Kameraden einen überraschten Blick zu. Doch dieser
sprach unbeirrt weiter. „Ich weiß, es klingt jetzt unfair, aber: du
bist ein Valinar. Also hilf dir selbst. Du kannst es, ich weiß es.
Mir ist bewusst, dass du mich schelten wirst, wenn du wieder unter
den Lebenden weilst. Schließlich steht in der ibel, dass der
Teufel Jesus Christus aufforderte, von einem hohen Turm zu
springen. Die Engel Gottes würden ihn schließlich auf Händen
tragen, dass sein Fuß nicht an einen Stein stoße. So würde er
gerettet werden. Und jetzt verlange ich dasselbe von dir. Und
trotzdem sage ich es noch mal: bitte hilf dir, bezwinge den
Todesboten und kehre zu uns zurück. Wir brauchen dich hier.“
D’Artagnan wollte eben das Zimmer verlassen, war jedoch ergriffen
stehen geblieben. „So kenne ich dich überhaupt nicht.“ Athos
schaute ihn verzweifelt an. „Ich erkenne mich selbst nicht wieder.
Aber ich liebe Aramis, wie meinen kleinen Bruder. Er ist mein
bester Freund und Kamerad. Ich würde es nicht überleben, wenn er
stürbe.“ Er griff nach Aramis Händen. „Bitte komm zurück.“
Athos schrak auf, als er ein Geräusch vernahm. Verwirrt wurde ihm
bewusst, dass er eingeschlafen war. Sofort stand er auf und tastete
vorsichtig nach seiner Waffe. Erschrocken bemerkte er eine Gestalt
über Aramis gebeugt. Schnell zog er seinen Degen. „Ich bin es,
D’Artagnan!“ Erleichtert ließ Athos seine Waffe sinken. Beunruhigt
fragte er: „Was ist los? Atmet er noch?“ Er legte seinen Degen weg.
„Ja.“ Antwortete D’Artagnan. „Ich glaubte, er hätte die Augen
geöffnet.“ Athos konnte es nicht glauben und beugte sich über
Aramis. Doch dieser schien immer noch bewusstlos zu sein, bzw. zu
schlafen. „Naja, wir haben uns wohl geirrt.“ Die beiden Musketiere
gingen wieder auf ihre Plätze. So bemerkten sie nicht, dass Aramis
tatsächlich seine Augen öffnete. Allerdings war es diesem ganz
recht, dass seine Kameraden sich wieder entfernten. Blieb ihm doch
so die Möglichkeit, seine Gedanken zu ordnen und sich zu
orientieren. Einige Zeit später schien die Sonne in das Zimmer und
Aramis freute sich auf die Gesichter seiner Freunde. Da, Athos
wachte auf. Portos kam gerade wieder zur Tür herein, bestimmt hatte
er schon gefrühstückt, und D’Artagnan reckte sich ebenfalls. Durch
seine Gedanken über Portos bemerkte Aramis, welchen Hunger er
hatte. „Guten Morgen, die Herren. Ich würde gerne mal etwas zu
Essen bekommen.“ Portos ließ das Glas fallen, welches er
mitgebracht hatte. Athos blieb die Spucke im Hals stecken und
D’Artagnan erstarrte mitten in seiner Bewegung. Alle drei fuhren
herum und sahen in ein strahlendes Gesicht, zwar noch etwas bleich,
aber mit offenen Augen und ziemlich wachen Blick. „Er ist
aufgewacht!“ Portos trat voll in die Scherben seines
fallengelassenen Glases und stürmte so auf Aramis zu, dass dieser
hoffte, sein kräftiger Kamerad möge noch vor seinem Bett zum Halten
kommen. „Portos! D’Artagnan! Athos, mein Freund!“ lachend umarmten
die vier Musketiere sich. Erschöpft sank Aramis wieder in seine
Kissen zurück. Die Schulter schmerzte und sein Bein pochte, aber er
lebte! „Er ist erstanden, Halelluja!“ Athos streckte seine Hände
zum Himmel. „Herr Gott, ich danke dir aus tiefstem Herzen.“ Aramis
sah ihn verwundert an. „Solche Töne von dir?“ D’Artagnan grinste.
„Du hättest ihn mal gestern Abend hören müssen…“ Aramis lächelte
zurück. „Du meinst: Du bist ein Valinar, hilf die selbst?“ Die
Anderen waren sprachlos. „Du hast es gehört?“ fragte Athos
zerknirscht. Aramis nickte. „Ich habe ziemlich viel mitbekommen,
konnte aber nicht reagieren. Ich hatte nur Angst, dass mich diese
Ärzte aufgeben. Ich betete die ganze Zeit zum Herren, dass er mich
nicht sterben lassen dürfe.“ Aramis seufzte. „Obwohl damit
wenigstens meine Probleme weg gewesen wären. Dann wäre ich in einem
besseren Leben und in einer anderen Welt, und … schon gut.“
Beschwichtige er, als er die entsetzten Mienen seiner drei Freunde
wahrnahm. „Ich bin ja noch hier.“ Mit Athos Hilfe setzte er sich
auf. „Was ist jetzt mit meinem Essen?“ Portos grinste. „Jetzt weißt
du mal, wie das ist, wenn ihr immer mein Hungergefühl ignoriert.“
Aramis schaute ihn aus großen sanften Augen an. „Ich werde ab jetzt
deine Gelüste nicht mehr übergehen.“ Athos und D’Artagnan mussten
lachen. „Er ist tatsächlich wieder der Alte.“ „Das befürchte ich
auch.“ Knurrte Portos und verschwand, um etwas zu Essen
aufzutreiben. D’Artagnan nahm einen Stuhl und setzte sich zu Aramis
ans Bett. „Nun erzähl mal. Was ist an dem Abend passiert? Hast du
uns wirklich einen Brief geschrieben?“ Aramis schüttelte den Kopf.
„Nein, aber Mylady sagte mir, dass ihr alle einen bekommen hättet.“
„Also trug die ganze Sache tatsächlich ihre Handschrift.“ Meinte
Athos. „Ja.“ Aramis erzählte seinen Freunden, was sich an jenem
Abend zugetragen hatte. Zwischendurch kam auch Portos wieder mit
dem Essen.
So vergingen die Wochen und Aramis’ Genesung schritt voran.
Schließlich ging es ihm wieder so gut, dass er seine Kameraden zum
Hauptquartier der Musketiere begleiten konnte, wenn auch nicht
dienstlich, sondern nur privat. Monsieur Treville hatte seinem
Schützling Urlaub verordnet und ihm deutlich gemacht, er wolle ihn
erst wieder im Dienst sehen, wenn der Arzt es ihm ausdrücklich
erlaubt habe.
Eines Nachmittags saßen die vier Musketiere bei Athos im
Zimmer.
Da klopfte es. „Monsieur Athos? Monsieur Treville schickt mich. Es
wurde ein Brief für Monsieur Aramis bei ihm abgegeben.“ Athos ging
zur Tür, bedankte sich und übergab ihn seinem Freund. „Woher weiß
Treville, dass …“ setzte Aramis beunruhigt an. „Das dürfte nicht
schwer gewesen sein.“ Meinte Portos. „Wahrscheinlich hatte der Bote
order, all unsere Unterkünfte abzuklappern, bis er uns gefunden
hat.“ Nachdem Aramis gelesen hatte, wurde er bleich und setzte sich
auf den Stuhl am Fenster. „Nun ratet mal, von wem der Brief ist.“
D’Artagnan verdrehte die Augen. „Wie könnten wir das wissen.“
Aramis holte tief Luft. „Er ist von Mylady. Die Nachricht meiner
Genesung ist also auch bei ihr angekommen. Sie fordert mich zum
Duell heraus.“
Die drei Musketiere guckten ihren Kameraden entsetzt an. „Was
willst du machen?“ Aramis wirkte nachdenklich. „Ich werde
annehmen.“ D’Artagnan sprang vom Stuhl auf. „Bist du des
Wahnsinns?“ „Sie ist eine exzellente Fechtkünstlerin“ gab Athos zu
bedenken. „Ich habe es ihr einst gelernt.“ Portos pflichtete ihm
bei. „Und durch den Vertrag hat sie teuflische Kräfte hinzu
erworben, die ihr auch nach der Vernichtung des Paktes geblieben
sind.“ Aramis ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. „Ich
werde gegen sie antreten.“ Athos sah seinen Freund nachdenklich
an.
„Du weißt, das wird ein Kampf auf Leben und Tod.“