Die vier Musketiere von CorinnaB

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Kapitel Abschied

Einige Tage später.
Die Musketiere Athos, Portos und D’Artagnan wurden zu Monsieur Treville bestellt.
„Ich habe eine Nachricht für Euch.“ Er hielt ein Schreiben in der Hand. Langsam reichte er es Athos. Dieser las es den Anderen vor.
‚Sehr geehrte Monsieur Treville.
Einst habt Ihr mich gütigst in die Garde der Musketiere aufgenommen. Ihr wusstet, welche Gründe mich aus meiner Heimat forttrieben. Es war mein Versprechen, das ich meiner damaligen Verlobten Fabienne de Jarjaye gab: Rache an ihrem Mörder zu üben. Dieses Versprechen habe ich gehalten und vollbracht. Es gibt für mich nun keinen Grund mehr Eure Großzügigkeit in irgendeiner Form auszunutzen. Daher möchte ich meinen Dienst mit sofortiger Wirkung quittieren. Meine Bestimmung ist es das Leben eines Geistlichen zu führen. Bitte teilt meinen mir überaus lieb gewonnenen Freunden und Kameraden Athos, Portos und D’Artagnan meinen Entschluss mit. Sie mögen mich in guter Erinnerung behalten und mir nicht zürnen, dass sie dies alles auf solch förmliche Weise erfahren. Ich stehe trotz allem jederzeit bereit, sollte es von Nöten sein.
Ergebens, Euer René d’Herblay’
Schweigend standen Monsieur Treville, Portos und D’Artagnan um Athos herum. Mit zitternden Händen gab er den Brief seinem Hauptmann zurück. Wortlos drehte er sich um und verließ das Zimmer. Betroffen schauten sich Portos und D’Artagnan an. Aramis war Athos wie ein Bruder ans Herz gewachsen. Er würde sicher lange brauchen, um darüber hinweg zu kommen.
Athos sattelte sein Pferd und galoppierte davon. Er hätte fast arme Bürger umgerissen, die sich nur mit einem Sprung an den Straßenrand in Sicherheit bringen konnten. Doch Athos bemerkte dies nicht einmal. Blind preschte er in eine Richtung, von der er hoffte, Aramis zu begegnen. Am Ziel angekommen, sprang er von seinem erschöpften Pferd und rannte durch das Schmiedeeiserne Tor.
Und tatsächlich…
Unweit von ihm entfernt stand Aramis in ein Gebet vertieft.
Eine Aura des Friedens schien ihn zu umgeben.
Vorsichtig trat Athos zu seinem Freund. Auf einmal durchströmte ihn eine Welle der Zuneigung für diesen so wundersamen Valinar. Er hatte nie zuvor ein Wesen gekannt, welches eine derartige Faszination auf ihn ausübte.
Aramis unterbrach sein Tun und blickte unseren Musketier tief in die Augen.
„Ihr habt die Nachricht also erhalten.“ Athos nickte und senkte den Blick.
„Du bist dir sicher, dass Du bei den Brüdern des Jesuitenordens eintreten möchtest?“ Athos wagte es nicht Aramis in die Augen zu schauen. Zu groß war seine Angst dem Blick seines besten Freundes nicht standhalten zu können. Dieser seufzte. „Du weißt, wie sehr ich mit mir haderte, all die Jahre.“ Traurig schüttelte er den Kopf. „Mir ist es nicht vergönnt, zu lieben. Ich bringe den Damen meiner Wahl nur Unglück. Was soll ich tun? Ich kann nicht mit dem anderen Geschlecht, jedoch bin ich ihm auch nicht abgeneigt. Und die Ungerechtigkeit in diesem Land macht mir zu schaffen. Ich könnte nicht als Musketier weiterleben und unschuldige Menschen angreifen müssen. Sie gar verletzen oder töten müssen.“ Aramis kniete vor dem Grab Sharmines nieder. „Nein, Athos. Es ist meine Berufung in das Amt des Herren einzutreten und ein Geistlicher zu werden.“ Athos konnte nicht verhindern, dass Tränen seine Wangen herab liefen. „Wir werden dich nicht vergessen.“
Ein letztes Mal umarmten sich die zwei Freunde.
So viele Abenteuer hatten sie miteinander erlebt. Sollte es endgültig vorbei sein?
Und doch wussten sie, dass sie einander nie verlieren würden.
Denn ein Freund bleibt immer ein Freund.
Was auch passieren würde.
Freunde bleiben immer füreinander da.
Schweigend gingen Aramis und Athos zurück durch das Tor.
Aramis bestieg seine treue Stute.
Langsam ritt er den Weg hinab.
Kurz bevor er hinter der Biegung verschwand, drehte er sich um, zu einem letzten Gruß.
Noch lange stand Athos da.
„Gott hat mir Aramis als Freund gegeben, und er hat ihn mir wieder genommen.“