Die vier Musketiere von CorinnaB
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 4 BewertungenKapitel Überraschende Hilfe eines Erzengels
Überraschende Hilfe eines Erzengels
Nach einigen Tagen war Aramis wieder auf den Beinen. Wenn auch
noch geschwächt, bestand er darauf dem Fechttraining
beizuwohnen.
Ab und zu focht er einen kurzen aber technisch perfekten Kampf mit
Athos oder D’Artagnan, musste aber meist aufgrund seiner Schmerzen
im Bein aufgeben.
Monsieur Treville lobte seine Musketiere und gab bekannt, dass die
Ausgangssperre bis auf weiteres aufgehoben war. „Der König lädt zu
einem Ball am Samstag. Er würde sich sehr freuen, die vier
Musketiere außerhalb des Dienstes begrüßen zu dürfen.“ D’Artagnan
feixte. „Wir sollen auf einen Ball ihrer Majestät? In Zivil?“ Athos
verbeugte sich. „Es ist uns eine Ehre.“
Am Tage des Balls hatten sich unsere vier Freunde ausgemacht direkt
zum Ball zu gehen. Sie würden sich schon finden.
D’Artagnan war als erstes da. Schließlich konnte er es kaum
erwarten die hübsche Kammerzofe ihrer Majestät der Königin wieder
zu sehen. Etwas später kamen Athos und Portos. Auch sie
unterhielten sich angeregt mit einigen Gesellschaftsdamen der
Königin. „Wo bleibt Aramis?“ Athos wurde unruhig. „Wir hätten ihn
nicht allein gehen lassen dürfen.“ Portos wollte gerade etwas
erwidern, als Aramis in der Tür stand. Athos konnte seinen Blick
nicht abwenden. Natürlich wusste er, dass sein Freund
außergewöhnlich gut aussehend war; und zu diesem Ball hatten sie
alle ihre besten Gewänder angelegt. So auch Aramis. Auch
D’Artagnan, der ihm entgegen gelaufen kam bemerkte. „Du siehst
umwerfend aus.“ Aramis musste lachen. „Ich bin doch keine Frau.
Aber vielen Dank für die Blumen.“ Er fasste seinen Kameraden am Arm
und ging auf unsere anderen beiden Musketiere zu. „Seid ihr schon
lange hier?“ Athos und Portos schüttelten den Kopf. Aramis
verdrehte die Augen. „Nun kriegt euch mal wieder ein. Ich kann das
nächste Mal auch in Lumpen kommen.“ „Würde dir auch nichts
schaden.“ Grinste Portos. „Du könntest auch nackt kommen…“ „Und die
Damen würden ihn gar nicht mehr gehen lassen.“ Kicherte Athos. Ehe
Aramis zurück schießen konnte, traten ihre Majestäten der König und
die Königin ein. Alle verbeugten sich. Als das Königspaar an seinem
Thron angekommen war, setzte sich die Königin, während der König
die Hand hob. „Ich möchte gerne einen persönlichen Dank an unsere
vier Musketiere Athos, Aramis, Portos und D’Artagnan aussprechen,
die sich für das Volk Frankreichs in höchste Gefahr begeben haben.
Durch ihren mutigen Einsatz konnten die Rebellen vertrieben
werden.“ Die Ballgäste applaudierten. Der König winkte unsere
Freunde zu sich. „Hiermit spreche ich euch meinen tiefsten Dank
aus.“ Jeder bekam einen kleinen Lederbeutel mit 100 Talern gefüllt.
Das war viel Geld. „Der Verdienst ist nicht nur uns zuzuschreiben,
sondern auch unseren Kollegen.“ Aramis verneigte sich. Ludwig XIII
fasste ihn an die Schulter. „Ich bin außerordentlich erleichtert,
dass euch nichts Schlimmeres passiert ist. Wir hatten sehr viel
Sorge um euch.“ Aramis schaute seinem König fest in die Augen. „Ich
danke euch.“ Er senkte den Kopf.
Als unsere drei Freunde ein wenig Abseits standen, D’Artagnan war
mit Constance verschwunden, fiel Aramis’ Blick auf eine ihm
unbekannte dunkelhaarige Schönheit. Immer wieder musste er zu ihr
schauen. Schließlich fiel es nicht nur Athos, sondern auch Portos
auf. „Wen hast du dir denn ausgeguckt?“ Portos linste unauffällig
hinüber. Athos nickte anerkennend. „Unser junger Freund hat
Geschmack.“ Aramis errötete. „Wer ist sie? Ich habe sie noch nie
auf einem Ball gesehen.“ „Du hast doch nie auf Frauen geachtet.“
Athos gluckste. „Und wenn sie dir fast auf die Füße getreten sind,
um deine Aufmerksamkeit zu erhaschen.“ Portos legte nachdenklich
den Kopf zur Seite. „Ich glaube, sie ist eine der neuen Kammerzofen
ihrer Majestät der Königin.“ „Man müsste wohl mal Constance
fragen.“
Unterdessen fiel auch jener jungen auserwählten Dame auf, dass
höchst interessante Männer dem Ball beiwohnten. Ihre Freundinnen
schwärmten von Aramis und Athos, während sie gar nicht hin hörte.
Verstohlen suchte sie diesen eleganten anmutigen und sehr süßen
Musketier, welcher eben vom König ausgezeichnet wurde. „Wen suchst
du denn die ganze Zeit?“ Ihre Freundinnen wurden neugierig. Sie
schielte zu unserem beliebten Musketier. Ihre Freundinnen
verdrehten verzückt die Augen. „Das ist Aramis. Aber den kannst du
vergessen.“ Erschrocken schaute unsere verzückte Kammerzofe auf
ihre Freundin. „Ist er vergeben?“ Unwillkürlich krampfte sich ihre
Kehle zusammen. „Nein, aber ausgerechnet er ist der Schwierigste
der Musketiere. Er hat zwar viele Frauen, die ihn anbeten und mit
denen er redet, aber er lässt keine an sich ran. Nicht mal einen
Kuss kann man ihm entlocken.“ Eine andere Freundin seufzt. „Dabei
ist er so schnuckelig.“ Unsere junge Dame strich sich eine
herabgefallene Strähne aus ihrem Gesicht und suchte abermals den
Blick unseres Musketiers. Als er sie genau in diesem Moment
anschaute, zuckte sie freudig erregt zusammen. Seine Augen hatten
etwas unergründliches. Jetzt wurde er von seinem Gesprächspartner
abgelenkt.
Aramis wandte sich wieder Athos zu. Dieser lächelte ihn an. „Komm,
gehen wir ein Stück an die Luft.“ Sie wollten Portos bescheid
geben, konnten ihn aber nirgends sehen.
Sie schritten durch die wunderschöne gepflegte Parkanlage.
Versonnen schaute Aramis sich den klaren Sternenhimmel an. Sein
Freund blieb vor ihm stehen. „Kann es sein, dass sich unser lieber
Aramis soeben verliebt hat?“
Dieser nickte langsam. „Ich glaube ja.“
Sie setzten sich auf eine Bank. Aramis holte tief Luft. „Ich möchte
dir erzählen, warum ich Musketier wurde.
Nun war er bereit.
Und so konnte er sein Leid endlich mit seinem besten Freund
teilen.
Athos hörte einfach nur zu.
Ein paar Monate später fand das große Reiterduell statt. Zehn
Musketiere traten gegen zehn Gardisten des Kardinals an. Ein
Reiterduell wurde immer Mann gegen Mann zu Pferde ausgetragen. Beim
Kampf mit der Lanze kam es auf Zielgenauigkeit und Geschicklichkeit
des Reiters an, beim Kampf mit dem Degen auf die Wendigkeit des
Pferdes, Beherrschung der Fechtkunst und das perfekte Zusammenspiel
zwischen Reiter und Pferd.
„Na schon aufgeregt?“ Athos legte D’Artagnan die Hand auf die
Schulter. Dieser nickte. „Das ist mein erstes Reiterduell. Wo ist
Aramis?“ „“Hier!“ erscholl es hinter einem Pferdehintern. Aramis
putzte seine Stute, so dass ihr lackschwarzes Fell noch mehr
glänzte. „Mann, was freue ich mich mal wieder an einem Reiterduell
teilnehmen zu können.“ Sie bekamen Besuch.
„Durch Schönheit gewinnt ihr hier nichts, Aramis.“ Jussac baute
sich vor ihm auf. „An eurer Stelle würde ich mal trainieren.“
Aramis machte sich nicht die Mühe seine Arbeit zu unterbrechen.
„Danke für euren gut gemeinten Rat. Falls ich nach dem Kampf noch
lebe, werde ich ihn vielleicht beherzigen.“ Athos und D’Artagnan
grinsten sich an. Jussac wollte nicht so einfach aufgeben. „Euren
Grünschnabel habt ihr auch mitgenommen?“ Verächtlich schaute er zu
D’Artagnan. Bevor dieser auffahren konnte entgegnete Athos „Was
wollt ihr Jussac? Schlagen könnt ihr euch auf dem Schlachtfeld.
Aber nicht hier.“ Wütend verließ der Hauptmann des Kardinals den
Stall. „Es gibt niemanden, dem ich mehr die Visage polieren würde,
als ihm.“ Schimpfte Aramis. „So etwas aus deinem Munde?“ Überrascht
versuchte Athos seinen Freund hinter dessen Pferd ausfindig zu
machen.
Alle Reiter wurden auf den Turnierplatz bestellt. Dort begrüßte man
sich förmlich und bekam seinen Gegner zugeteilt. Unsere drei
Freunde bekamen ihnen unbekannte Gardisten zugesprochen.
Mittlerweile waren die Zuschauerplätze gefüllt, auch die
Ehrenplätze der königlichen Familie und der Kaptäne beider Truppen
waren belegt.
Als sie ihre Pferde fertig hatten kam ihnen Portos entgegen. „Ich
wollte euch Dreien viel Glück wünschen. Habt Acht. Die Garde des
Kardinals kämpft nie mit fairen Mitteln. Rechnet immer mit einer
Finte.“ Die Anderen nickten.
Nachdem vier Reiterpaare dran waren, von denen zweimal Musketiere
gewonnen hatten und zweimal Gardisten des Kardinals, kam Athos an
die Reihe. Auch er meisterte sein Duell mit Bravour.
Beeindruckend war vor allem das Zusammenspiel mit seinem
Wallach.
Danach folgten Aramis und D’Artagnan, welcher allerdings
verlor.
So waren in der zweiten Runde nur noch zehn Teilnehmer. Sechs
Musketiere und vier Gardisten.
Auch hier kamen unsere beiden Freunde, allerdings auch Jussac
weiter. Da eine ungerade Zahl zustande kam, wurden zwei Paare
ausgelost, welche gegeneinander antraten. Aus diesen Gewinnern
wurde einer ausgelost, der gegen den übrig gebliebenen fünften Mann
kämpfen musste. So wollte es das Schicksal, das Jussac und Aramis
gewannen, das Los jedoch entschied, Aramis müsse gegen den fünften
Mann kämpfen. Athos. Natürlich waren unsere Freunde alles andere
als begeistert, aber so waren die Regeln. In einem packenden Kampf
zweier fast gleich starker Gegner mit dem Degen ging Aramis
schließlich als Sieger hervor.
Das bedeutete, das Aramis im Finale auf Jussac traf.
Das Turnier wurde zugunsten der zwei unterbrochen, dass sie kurze
Verschnaufpause einlegen konnten. „Dein Wunsch soll dir erfüllt
werden.“ Feixte Athos auf Aramis’ Bemerkung im Stall anspielend.
Aramis nickte, vom Duell mit Athos noch ziemlich außer Atem. „Dem
werde ich zeigen, was ein Degenstreich ist.“ „Aber eigentlich ist
das doch unfair.“ Warf Portos ein, der zu seinen Freunden
hinzugetreten kam. „Aramis hat ein Duell mehr als Jussac
auszufechten.“ Aramis zuckte die Schultern. „Ich werde trotzdem
gewinnen.“ Meinte er grimmig. Athos blinzelte. Das waren ja ganz
neue Töne von Aramis. Sonst war er eher zurückhaltend mit seinen
Äußerungen. Er musste jedoch zugeben, dass ihm dieser etwas
selbstbewusstere Aramis nicht unsympathisch war. „Du wirst es
schaffen.“ Davon war Athos überzeugt, obwohl Jussac zu den besten
Fechtmeistern des Landes gehörte. Nachdem Athos seinen Freund
allerdings bei seinem Probeduell gegen Treville gesehen hatte,
räumte er Aramis gute Chancen ein zu gewinnen.
Die Duellanten wurden aufgefordert auf den Turnierplatz zu kommen.
Aramis wollte gerade losreiten, als sein Hauptmann Fenenas Zügel
festhielt. „Viel Glück mein Sohn. Für die Ehre der Musketiere.“
Lächelnd senkte Aramis sein Haupt. „Einer für Alle!“ „Alle für
Einen“
Auf dem Turnierplatz wartete bereits sein Gegner. „Na, noch mal
hübsch gemacht?“ spottete dieser. „Euch wird euer Hochmut noch
vergehen.“ Aramis ritt zum Ausgangspunkt für das Duell und nahm die
Lanze auf.
Ihre Majestät der König schoss in die Luft, womit das Duell
beginnen konnte. Beide setzten ihre Pferde in Bewegung. Als sie
aufeinander stießen, trafen beide so gut, dass keiner auf seinem
Pferd blieb. Dieses Duell ging also unentschieden aus.
Die Zuschauer warteten gespannt auf das alles entscheidende
Duell.
Jeder schwang sich auf sein Pferd. Unser edler Musketier auf seinen
herrlichen Rappen, Jussac auf dessen gut trainierten
Schimmel.
Nun standen sich die zwei so unterschiedlichen Gegner
gegenüber.
Der Eine immer ruhig und kontrolliert kämpfend, der Andere ein
Hitzkopf.
Wieder schoss Ludwig XIII. in die Luft.
Übereifrig stieg Aramis Stute in die Luft und schlug mit den
Vorderhufen aus.
Jussac wich aus und griff seinen Gegner von hinten an. Aramis
duckte sich unter dem Degen, wendete Fenena und griff nun
seinerseits an. Allerdings hob er seinen Degen erst kurz vor
Jussacs Pferd, wodurch dieses erschrak und seitlich ausbrach.
Dadurch war dessen Reiter ohne Deckung, was unser Musketier sofort
ausnutzte und ihn mit seinem Degen am Arm verletzte.
Begeistert applaudierte die Menge.
Wütend lenkte Jussac sein Pferd in Richtung Aramis. Dieser ritt ihm
entgegen. Kurz bevor die beiden Duellanten aufeinander trafen,
stellte der Musketier seine Stute leicht schräg, stoppte und hielt
die blanke Degenspitze Richtung Jussac. Dieser völlig überrascht
von dem Manöver, konnte geradeso ausweichen und den Angriff
abwehren. „Unser Hauptmann des Kardinals wird langsam ungeduldig.“
Raunte Athos D’Artagnan zu. „Genau das provoziert Aramis.“ Dieser
ließ seinen Gegner mehrmals ins Leere reiten, ohne diesen jedoch
anzugreifen. Als sich beide wieder gegenüber standen galoppierte
Aramis plötzlich in die entgegengesetzte Richtung. Die Zuschauer
waren verwirrt. Jussac folgte ihm, als Aramis sein Pferd in einem
Bogen lenkte, abrupt stoppte und Fenena im fast rechten Winkel auf
den Gardisten zu trieb. Dadurch kreuzte er den Weg Jussacs so, dass
dessen Pferd nach rechts ausweichen musste, um das ihm auf einmal
im Weg stehende Hindernis nicht umzurennen. Alles ging so
blitzschnell, dass Jussac keine Zeit zur Reaktion hatte und sich
somit nicht mehr im Sattel halten holten. „Potzblitz.“ Portos
klatschte in die Hände. „Schaut euch das an.“ Er grinste. „Ich
hätte nicht gedacht, dass sein Pferd so wendig und schnell ist.“
Athos nickte zustimmend. „Die Beiden verstehen sich blind. Da
reicht der kleinste Befehl und das Pferd agiert.“ Gespannt wandten
sich die Freunde wieder dem Geschehen auf dem Turnierplatz
zu.
Da Jussacs Pferd davon galoppierte hielt Aramis seine Stute an und
stieg ab.
Die Menge jubelte. Der Kampf ging weiter, obwohl Aramis bereits
gewonnen hätte, da Jussac vom Pferd gefallen war.
Jussac griff ohne große Taktik an, wodurch es Aramis ein Leichtes
war, ihn zu parieren. Als er jedoch angreifen wollte machte Jussac
einen Schritt zur Seite und ließ den Fuß stehen, so dass Aramis
drüber stolperte und stürzte. Dadurch beging Jussac den gleichen
Fehler wie damals Treville und griff den Musketier von hinten an.
Dieser drehte sich blitzschnell um und stach zu. Jussac riss die
Augen auf und fiel auf die Knie. Die Degenspitze hatte sich in
dessen Bauch gebohrt. Aramis stand wieder auf und zog seine Waffe
aus dem Körper des Verwundeten. Dieser richtete sich mit Gebrüll
auf und stürmte auf seinen Gegner zu. Dieser wehrte den Angriff mit
seinem Degen ab.
Plötzlich spürte er den stechenden Schmerz in der Brust.
Ungläubig blickte er an sich herunter und starrte auf den
glänzenden Griff des Dolches, den ihn Jussac ins Herz gestoßen
hatte.
Entsetzt sah er seinem Gegner in die Augen.
Aramis taumelte und brach in die Knie.
Er keuchte.
Zitternd umklammerte seine Hand den Dolch.
Auf dem Platz war es Totenstille.
Jussac zog den Dolch mit Genuss wieder aus Aramis Brust.
„Sagte ich dir nicht, du solltest lieber trainieren?“
Selbstgefällig betrachtete Jussac seinen jungen Gegner. Selbst im
Augenblick des Todes schien dieser Musketier nichts von seiner
Schönheit zu verlieren.
Der Hauptmann der Gardisten hatte gesiegt.
Aramis merkte, wie ihm das Blut durch die Finger rann und sein Herz
schwächer schlug. Sein Atem röchelte. Blut lief über seine
Lippen.
„Aramis!!!!!!!!!!!!!“
Athos schlug sich durch die Menge. Er war gerade rechtzeitig bei
ihm um ihn aufzufangen.
„Aramis halte durch. Wir holen einen Arzt.“
Auch Treville war zu ihnen geeilt.
„Das war eine Falle.“ D’Artagnan war fassungslos. Auch Portos stand
starr vor Schreck.
„Mein Gott, schreckt denn der Kardinal vor nichts zurück?“
Auch auf dem Turnierplatz herrschte Verzweiflung. „Bitte Aramis,
halte durch.“ Athos hielt den Kopf seines Freundes, sah dass dieser
unsagbare Schmerzen litt und konnte ihm doch nicht helfen.
Was sollte er nur machen?
Aramis bekam immer schlechter Luft. Er versuchte zu sprechen, aber
Athos schüttelte den Kopf. „Nicht. Du darfst jetzt nicht
sprechen.“
Plötzlich konnte er seine Tränen nicht mehr zurück halten.
„Bitte, o Herr, lass ihn nicht sterben.“
Auf einmal kam eine Gestalt hinzu, welche von niemandem bisher
gesehen wurde. Sie war hochgewachsen, hatte blondes Haar und war
wie von einem hellen Licht umgeben.
„Lasst mich zu ihm.“ Unwillkürlich machten die Anderen Platz.
Athos zögerte, seinen Freund zu verlassen. „Keine Angst, ich möchte
deinem Freund helfen.“
Jussac war bleich geworden und fing an zu zittern. „Ich habe euch
gewarnt.“ Sprach die Gestalt mit donnernder Stimme. „Niemand von
euch kann ein Geschöpf unseresgleichen vernichten. Weder du, noch
dein Herr Luzifer!“
Athos schluckte. Ein Geschöpf unseresgleichen? War Aramis ein
Geschöpf Gottes? Sagte er nicht immer, wir alle seien Geschöpfe
Gottes? Athos war verwirrt.
„Ich bin Gabriel.“ Erklärte die Gestalt Athos und kniete vor
Aramis. „Ein Erzengel. Aramis ist sozusagen ein Schützling von
mir.“
Athos wollte nicht verstehen, was er da hörte.
Gabriel hielt seine Hände über Aramis Verletzung.
Wie durch ein Wunder schloss sich die Wunde wieder.
Aramis atmete wieder gleichmäßig.
„René d’Herblay wuchs bei seinem Onkel und bei seiner Tante auf,
weil seine Eltern ums Leben kamen, als er fünf Jahre alt war.
Allerdings weiß er nicht, dass seine Eltern vergiftet wurden und
vor allem nicht von wem.“ Athos begriff. „Kardinal Richelieu.“
Gabriel nickte. „Von Luzifer, in der Gestalt Kardinal Richelieus.
Sie sind eins.“ Gabriel schaute Athos tief in die Seele.
„Renés Eltern waren Geschöpfe der Valinar.“
Athos stockte der Atem. „Einer Sage nach sind die Valinar die
letzten Nachfahren des Elbenvolkes, welche Mittelerde bewohnten.
Nach ihrem Untergang sind die meisten Elben zu den grauen Anfurten
gefahren. Doch einige wenige Elben sind auf der Erde geblieben, als
sie zu dem wurde, was sie jetzt ist.“
Gabriel nickte. „Und das waren die Valinar.“ Er deutete auf Aramis.
„Habt ihr euch nie gefragt, wie es kommen kann, dass ein Mensch so
vollkommen, so perfekt sein kann? Mit nur so wenigen
Schwächen?“
„Doch“ Athos nickte. „Niemand konnte sich seiner Ausstrahlung
entziehen. Es war, als besäße er eine unsichtbare Aura, die ihn
umspielte. Als wäre eine Macht in ihm, die er selbst nicht
begreifen konnte.“
„Kann er auch nicht. Er weiß nichts von seinen Kräften. Auch nichts
von seiner Herkunft und schon gar nicht von seiner Bestimmung.“
Gabriel stand auf. „Euer Freund lebt. Es ist ihm nicht bestimmt
durch die Hand Luzifers, oder einer seiner Handlanger zu
sterben.“
Gabriel wusste um die Verantwortung, die er dem Musketier
auftrug.
„Eure Aufgabe wird es sein, ihn niemals aus den Augen zu lassen.
Euer Freund Aramis ist der letzte Nachkomme der Valinar,
Athos.“
Er wandte sich Jussac zu.
„Und er wird euer Schicksal sein.“