Herz und Seele Frankreichs von RoostersCromedCDF
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 1 BewertungenKapitel Kapitel 22
Porthos wusste nicht, wohin mit seiner Wut und hätte am liebsten alle Fensterscheiben auf seinem Weg nach unten eingeschlagen. Wie hatte Aramis nur solche Geheimnisse vor ihm haben können? Er musste doch wissen, dass Porthos ihm vorbehaltlos vertraute und alle seine Entscheidungen immer mittragen würde. Das hatte er immer getan. Natürlich hatte Porthos nie einen Hehl daraus gemacht, dass er weder mit Ludwig noch mit Anna sonderlich warm werden konnte. Ludwig war für ihn einfach kein Mann, der es Wert gewesen wäre, sich näher mit ihm zu beschäftigen, zu arrogant, dumm und überheblich war dessen Art, jedenfalls aus Porthos' Sicht. Anna war für Porthos nur das Anhängsel Ludwigs gewesen, verwöhnt, eingebildet und kaum Notiz nehmend von ihrer Umwelt. Porthos fand, man sah ihr ihr reiches Elternhaus und die versnobte Bildung, die sie genossen hatte, sofort an. Nie hätte er gedacht, dass sich eine Frau wie sie mit einem Mann wie Aramis, der weder über viel Geld oder Macht verfügte noch einen Universitätsabschluss besaß, einlassen würde. Aramis andereseits...nun ja, Porthos wusste, dass sein Freund ein rechter Verführer war, der von vielen Frauen umschwärmt wurde. Dass es ihm aber jemals ernst sein könnte, vor allem mit einer Frau wie Anna, hätte Porthos doch nicht gedacht. Gedankenverloren starrte er auf seine Hand, die wohl seit geraumer Zeit auf einer Türklinke ruhte, ohne sie herunterzudrücken. Erstaunt stellte Porthos fest, dass er vor dem Behandlungsraum stand, in dem Lemay Aramis versorgt hatte. Er war so in seine Überlegungen und seine Wut auf Aramis und Anna vertieft gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, wie seine Füße ihn automatisch an den Ort führten, an dem sein Herz wohl gerade sein wollte.
Er seufzte und drückte vorsichtig den Türklinke herunter.
Lemay stand am Waschtisch und reinigte seine Hände, während Aramis schlafend oder bewusstlos auf der Behandlungsliege lag. Der Arzt hatte ihn sorgsam auf die Seite gelegt, damit die Wunden auf seinem Rücken keinem Druck ausgesetzt waren. Lemay, der offensichtlich ein Geräusch gehört, hatte, wandte den Kopf in Richtung Tür.
Porthos trat ganz in den Raum. „Ich wollte nur kurz sehen, wie es ihm geht“, brachte er mühsam hervor. Seine Stimme fühlte sich seltsam rau an.
„Ah, Porthos, ich bin gerade fertig geworden. Das ist gut, dass Sie da sind, ich müsste schnell noch einmal hinüber ins Krankenhaus, ich habe dort die Blutegel, die ich noch aufsetzen wollte.“ Seine Hände abtrocknend kam Lemay auf Porthos zu. „Können Sie kurz bei ihm bleiben? Die Narkose wirkt noch, aber ich denke er müsste jeden Moment zu sich kommen. Es wäre dann gut, wenn jemand bei ihm ist.“
Porthos nickte. Er merkte, wie all sein Zorn und seine Wut plötzlich verrauchten, als er Aramis so klein und ungeschützt vor sich liegen sah. „Ja, kein Problem“, krächzte er. „Ich bleibe bei ihm.“ Er zog einen Stuhl vom Tisch hinüber zur Liege und setzte sich an Aramis' Seite.
„Wenn er zu sich kommt kann es sein, dass er kurz orientierungslos ist. Achten Sie bitte darauf, dass er sich nicht aus Versehen verletzt, weil er um sich schlägt oder aufstehen will. Es kommt manchmal auch vor, dass den Patienten übel ist und sie sich übergeben müssen.“ Er deutet unter den Waschtisch. „Dort steht ein Eimer falls er ihn braucht, er soll aber unbedingt liegen blieben, bis ich wieder da bin.“
Porthos nickte erneut und strich ganz vorsichtig eine Haarsträhne aus Aramis' Gesicht. „Ich passe schon auf“, brummte er.
Kurz darauf hatte Lemay den Raum verlassen und Porthos war allein mit Aramis.
Beim Anblick seines Freundes, der ungewohnt hilflos und zerbrechlich aussah, bekam Porthos ein schlechtes Gewissen und er fragte sich, was ihn eigentlich geritten hatte so über Aramis und dessen angeblichen Vertrauensbruch zu schimpfen. Hatte er ihnen vielleicht deswegen nichts gesagt, um sie zu schützen? Wie schwer musste es Aramis gefallen sein, tagein, tagaus mit ihnen zusammen zu sein, Pläne zu schmieden, Operationen auszuführen, gesellige Abende zu verbringen und ihnen doch nicht das sagen, was ihm sicherlich schwer auf der Seele lag? Wäre es nicht sogar der einfachere Weg für Aramis gewesen, ihnen alles zu sagen? Es hätte sein eigenes Gewissen erleichtert, aber die Gedanken seiner Brüder umso mehr belastet. Nein, Aramis hatte wahrscheinlich deswegen nichts gesagt, um seine Freunde vor der Gefahr zu schützen, selbst Zielscheibe von Ludwig oder den Nazis zu werden. Wer nichts wusste, konnte auch nichts verraten und war deswegen uninteressant für ihre Feinde.
„Oh Aramis“, flüsterte Porthos und streichelte sanft die Hand seines Freundes, die auf der Liege lag, fest einen Rosenkranz umklammernd. „Es tut mir leid. Ich habe mich aufgeführt wie ein Idiot. Anna wird denken, ich hasse sie. Was ich nicht tue. Wenn es die Frau ist, die du liebst und mit der du ein Kind bekommst, dann ist sie mir genauso lieb und teuer wir dir. Naja, fast“, fügte er mit einem Schmunzeln hinzu.
„Das will ich auch hoffen“, kam es plötzlich ganz leise von der Liege. „Und was hast du jetzt wieder angestellt? Kann ich Dich nicht einmal für einen Tag aus den Augen lassen?“ Aramis schlug die Augen auf und sah Porthos schief an. „Ich will es gar nicht wissen, jedenfalls jetzt nicht. Mir ist schlecht“, seufzte er.
„Dann bleib einfach still liegen. Lemay kommt gleich wieder. Er hat gesagt, dass es sein kann, dass dir von der Narkose übel ist. Wenn Du dich übergeben musst, warne mich rechtzeitig!“
„Es geht schon“, antwortete Aramis und schloss wieder die Augen. „Anna hat euch alles erzählt, oder?“, fragte er leise.
Porthos blieb einen Moment stumm, ehe er antwortete. „Ja. Sie hat uns alles erzählt. Dass ihr zusammen seid und sie Ludwig verlassen hat und sie dein Kind erwartet. Und sie hat uns auch erzählt, dass Ludwig die Verantwortung dafür trägt, dass dir das alles passiert ist.“
Aramis riss die Augen auf und versuchte, sich aufzurichten.
Porthos drückte gegen seine Schulter. „Liegenblieben hat der Arzt gesagt!“ Mit sanfter Gewalt brachte er Aramis dazu, sich wieder hinzulegen. „Das hat Zeit bis später, nur so viel: Ludwig hat im Suff Rochefort von dem Konvoi erzählt und der hat es mit Sicherheit an die Nazis weitergegeben. Deswegen wollten sie dich haben.“
„Daher wussten sie davon!“ keuchte Aramis und starrte Porthos an. „Und ihr wisst von dem Konvoi?“
„Ja, auch davon.“
„Hör zu Porthos, es tut mir leid, dass ich euch nichts davon erzählt habe. Auch nicht von der Sache mit Anna. Ich...“
„Athos wusste davon“, unterbrach in Porthos. Er konnte es sich einfach nicht verkneifen. Dass Athos es gewusst hatte und er nicht, hatte ihn vielleicht am meisten getroffen.
Aramis blieb kurz stumm. „Ich hätte es ihm nicht gesagt, wenn er uns nicht erwischt hätte. Ich...“
„Schon gut“, unterbrach ihn Porthos erneut. „Ich glaube ich weiß, wieso du alles für dich behalten hast. Nicht, dass ich damit einverstanden wäre, das trage ich Dir nach, aber ich verstehen dich. Denke ich jedenfalls.“
„Es tut mir leid, wirklich.“
„Lass uns später darüber sprechen, wenn es Dir besser geht. Lemay bringt es fertig und sticht mir ein Skalpell in den Rücken wenn, ich dich nicht ausruhen lasse. Er ist sehr verbissen, wenn es um seine Patienten geht.“
„Von welchen Patienten sprecht ihr, Porthos?“ Lemay stand in der Tür und schaute amüsiert zu den beiden Musketieren, die sich nun betreten anschauten.
*~*~*~*~*~*
Treville massierte seine Schläfen, die Ellbogen auf den Tisch gestützt und den Kopf tief zur Tischplatte gesenkt. Er überlegte seit einer halben Stunde, wie er das Gespräch mit Ludwig beginnen sollte und noch immer war er unschlüssig. Jäh wurde er in seinen Gedanken unterbrochen, als es kurz und laut an der Tür klopfte, die unmittelbar danach mit Schwung aufgestoßen wurde, eher er überhaupt auf das Klopfen reagieren konnte.
Treville schaute auf. „Schön, dass Du so kurzfristig kommen konntest. Setzt dich bitte“, seufzte er und deutet auf den Stuhl vor seinem Tisch während er sich aufrichtete.
„Was gibt es denn so Dringendes?“, fragte Ludwig, noch ehe er sich hingesetzt hatte. In seiner Stimme schwang Unsicherheit mit, die er jedoch wie so oft mit seiner üblichen Arroganz zu überspielen suchte. Fast lauernd schaute er auf Treville herab. „Ist etwas schief gelaufen bei der Befreiungsaktion?“
„Genau deshalb wollte ich mit dir sprechen. Bitte setzt dich.“ Treville unterstrich seine Worte mit einem nachdrücklichen Blick, der nun endlich Wirkung zeigte.
Ludwig zog den Stuhl ein Stück zurück und ließ sich nieder. „Ist Anna hier?“, fragte er unvermittelt. „Hat sie mit Dir gesprochen?“
Überrascht schaute Treville sein Gegenüber an. Die Worte, die ihm auf der Zuge gelegen hatten, schluckte er sich krampfhaft zurückhaltend hinunter. „Wieso fragst Du nach Anna?“
„Ich denke du weißt, wieso, oder?“ Ludwig schaute so zornig, als sei alles Trevilles Schuld. „ Sie hat heute morgen in aller Frühe ihr kleines Köfferchen gepackt und behauptet, sie würde mich verlassen. Sie bildet sich ein in diesen Scharfschützen verliebt zu sein und will mit ihm ein neues Leben anfangen. Kannst du dir das vorstellen? Wie stehe ich denn jetzt da!“ Ludwigs Stimme war mit jedem Wort lauter geworden. „Hast Du davon gewusst? Hast Du das etwa geduldet, dass sich dieser Casanova an meine Frau ran macht? Ich...“
„Es reicht!“ Trévilles schneidender Befehlston ließ Ludwig augenblicklich verstummen. „Ich habe Dich nicht hergebeten, damit du mir von deinen Eheproblemen vorjammerst, an denen du, ganz nebenbei bemerkt, wohl nicht ganz unschuldig bist.“ Treville hob die Hand um Ludwig zu signalisieren, dass er ihn nicht unterbrechen sollte. „Ich bin noch nicht fertig. Dein Privatleben geht mich nichts an, was mich aber sehr wohl angeht, ist, wenn durch dein unvorsichtiges Verhalten meine Männer in Gefahr geraten oder, noch schlimmer, womöglich mit dem Leben dafür bezahlen müssen.“
Ludwig schaute den Hauptmann einen Moment lang stumm an, dann verfinsterte sich seine Miene. „Was meinst Du damit?“, zischte er. „Was hat Anna über mich erzählt?“
„Das kann ich dir sagen.“ Treville holte einmal tief Luft und atmete langsam aus. „Hast Du Rochefort von dem Konvoi mit den Kunstschätzen erzählt?“
Ludwig schaute ihn mit einem undurchsichtigen Gesichtsausdruck an. „Was?“, fragte er schließlich. „Wie meinst Du das?“
„So wie ich es sage. Hast du?“
„Ich weiß jetzt nicht, wie du darauf kommst, aber wenn...“
„Es ist eine einfache Frage!“ Treville schnitt Ludwig scharf das Wort ab und stand auf. Sich mit beiden Hände auf dem Tisch abstützend beugte er sich zu Ludwig hinüber. „Stimmt es, dass du Rochefort von dem Konvoi erzählt hast und Aramis dabei genannt hast als einen von den Männern, die den Konvoi begleitet haben?“
„Ich habe Aramis nie namentlich erwähnt! Das stimmt nicht! Das ist eine infame Lüge, die Anna jetzt nur in die Welt setzt, weil sie mich schlecht darstellen will“, maulte Ludwig schmollend und verschränkte demonstrativ die Arme. „Wenn ihr Liebhaber...“
„Es geht hier aber nicht um Anna!“, brüllteTreville von seinen angestauten Emotionen übermannt. Er atmete heftig, als hätte er gerade einen kurzen Sprint hinter sich und war sich sicher, dass zwischenzeitlich wohl deutlich sichtbare Zornesröte sein Gesicht überzog. Nur unwesentlich die Stimme senkend fuhr er fort. „Ich möchte von dir eine klare Antwort auf die Frage, ob du, aus welchen Gründen auch immer, an einen Außenstehenden und damit meine ich explizit Rochefort, verraten hast, dass du Kunstschätze aus dem Louvre vor den Nazis in Sicherheit gebracht hast und dass Aramis als Scharfschütze an dieser Aktion beteiligt war.“ Seine Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen zusammengezogen, aus denen er Ludwig nun böse anfunkelte. „Ja oder Nein?“
„Ich war...“
„JA ODER NEIN?“ Treville unterstrich seine Aussage indem er mit der Faust auf den Tisch hieb.
Der Wutausbruchs seines Mentor und Freunds ließ Ludwig merklich zusammenzucken. „Ja“, antwortete er schließlich kleinlaut. „Aber das hat auch einen guten Grund! Rochefort hat mir seinen Verdacht geäußert, dass Anna und Aramis eine Affäre haben könnten.“ Ludwigs anfangs unsichere und weinerliche Stimme hatte sich mich jedem Wort immer mehr in Trotz verwandelt. „Was meinst du, wie ich mich da gefühlt habe?“
„Das tut nichts zur Sache“, zischen Tréville. „Dein Privatleben ist mir völlig egal, aber wenn es Auswirkungen auf die Sache der Résistance hat, dann bist du hier wohl fehl am Platz!“
Ludwig öffnete und schloss den Mund ein paar Mal wie ein Fisch, der plötzlich auf dem Trockenen gelandet ist, eher er sich wieder gefangen hatte. Sein Trotz mischte sich nun mit Selbstmitleid und Arroganz, als er weitersprach. „Das tut sehr wohl etwas zur Sache! Ich werde ja wohl das Recht haben, meinen Kummer in Alkohol zu ertränken, wenn ich gerade erfahren habe, dass meine Frau mich hintergeht! Wahrscheinlich wusstet ihr alle davon und habt euch hinter vorgehaltener Hand lustig gemacht über den gehörnten Ehemann! Rochefort ist wenigsten ein Freund, dem es nicht egal ist, ob meine Frau mit einem anderen rumvögelt oder nicht.“ Treville presste seine Zähne und Augenbraue zusammen und hoffte, dass er sich nicht vollständig vergessen würde. Ludwig ruderte nun doch ein wenig zurück. „Ich war verzweifelt, das musst du doch einsehen, da habe ich halt ein bisschen zu tief ins Glas geschaut. Das kann doch jedem einmal passieren.“
„Man verrät keine Geheimnisse von nationaler Tragweite.“Trevilles Stimme war kalt wie Eis. „Meine Männer verraten nicht mal dann Geheimnisse, wenn sie zu Tode gefoltert werden.“ Treville war fast ein wenig erstaunt, dass Ludwig nicht augenblicklich tot vom Stuhl fiel, so intensiv wie er ihn gerade anschaute. Er war überzeugt davon, sein Blick müsste für sein Gegenüber tödlich sein.
„Ich bin aber nicht einer deiner Männer!“ maulte Ludwig, der eine Lücke in Trevilles Vorwurfkette gefunden zu haben schien, auf die er augenblicklich ansprang. „Außerdem, wer weiß schon, was die berühmten Inseparables nicht selbst schon alles ausgeplaudert haben, wenn sie besoffen und befriedigt im Arm einer Hure gelegen sind? Ist nicht Athos derjenige, der jeden Abend mit einer Flasche Wein ins Bett steigt? an den Gerüchten wird schon etwas dran sein.“
„Halte Deinen Mund!“ Treville ging in drei schnellen Schritten um den Schreibtisch herum und krallte seine Hand in Ludwigs Jacke. Er zog Ludwig vom Stuhl, so dass ihre beiden Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. „Hast Du Rochefort von dem Konvoi und dessen Inhalt erzählt?“
Ludwig schluckte, dann nickte er.
„Hast du Rochefort erzählt, wo die Kunstschätze lagern?“
Ludwig schüttelte energisch den Kopf. „Nein, das habe ich nicht! Ehrlich!“
„Hast Du Rochefort von Aramis' Beteiligung erzählt und durchblicken lassen, dass Aramis den Standort des Verstecks kennt?“
Ludwigs Augen flackerten hin und her, als suche er Milde oder Verständnis in den Augen des Hauptmanns. Schließlich nickte er ganz leicht. „Ich habe ihm nur gesagt, dass der Scharfschütze dabei war und dass ich mir wünschte, ich hätte es nicht getan, jetzt, wo ich wusste, dass er mit meiner Frau ins Bett steigt. Welche Schlüsse Rochefort daraus gezogen hat, weiß ich nicht.“ Ludwigs Stimme war wieder umgeschlagen in ein Mitleid heischendes Flehen.
Treville ließ Ludwig ebenso abrupt los, wie er ihn hochgezogen hatte.
Ludwig sank zurück auf seinen Stuhl. „Hör zu, Jean, ich weiß ich habe einen Fehler gemacht, aber das müsstest selbst du verstehen. Wie würdest du dich fühlen, wenn...“
„Schweig! Ich kann deine Ausflüchte nicht mehr ertragen. Wegen dir wäre beinahe einer meiner Männer gestorben, von den Qualen und Schmerzen will ich gar nicht erst reden.“
Ludwig wollte etwas erwidern, entschied sich dann aber dagegen.
„Was hast du noch alles an Informationen an den Verräter Rochefort weitergegeben? Ist dir immer noch nicht klar, dass man diesem Mann nicht trauen kann? Entweder verkauft er seine Informationen an die Deutschen oder er arbeitet für sie.“
„Nichts habe ich weitergegeben!“ Ludwig funkelte Treville nun böse an, wie weggewischt war das Weinerliche, Flehende in seiner Stimme. „Du vergisst wohl, wer dies hier alles ins Leben gerufen hat! Meinst Du, ich würde jeden Außenstehen einweihen und könne nichts für mich behalten? Das war eine Ausnahmesituation, und da ich weder Standort noch sonstige Hinweise auf den Lagerort der Schätze verraten habe, ist hier auch kein Schaden entstanden. Wenn Rochefort mit den Deutschen kollaboriert, dann wird er mir Rede und Antwort stehen müssen.“ Ludwig war aufgestanden und starrte Treville herausfordernd an.
Treville hielt Ludwigs Blick stand, ohne auch nur mit einem Muskel zu zucken. „Wenn Du den Aufenthaltsort von Rochefort herausfindest, lass es mich wissen.“ Treville reckte das Kinn; seine Leute hätten sofort verstanden, dass sie entlassen waren. Bei Ludwig war er sich nicht sicher, ob er den Hinweis verstand. „Und noch etwas, Ludwig.“ Er fixierte den jüngeren Mann aus leicht zusammengekniffenen Augen. „Sollte es jemals wieder vorkommen, dass einer meiner Männer zu Schaden kommt, weil du deinen Mund nicht halten kannst, dann wirst du dafür gerade stehen!“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Du kannst gehen.“
Ludwig warf Treville einen wütenden Blick zu, erwiderte aber nichts. Er wandte sich ohne ein weiteres Wort ab und ging in großen Schritten zur Tür. Als er den Raum verließ, warf er hinter sich die Tür krachend in Schloss.
Treville ließ sich langsam zurück auf den Stuhl sinken. Er rieb sich zweimal mit der Hand übers Gesicht und fühlte sich nicht zum ersten Mal am heutigen Tag wesentlichl älter, als er tatsächlich war.
*~*~*~*~*~*
Aramis hielt es einfach nicht mehr aus in dem Behandlungszimmer, er wollte zu Anna. Lemay hatte ihm, nachdem er die Blutegel von den Hämatomen entfernt hatte, zwar gesagt, er solle sich noch eine Weile ausruhen, aber das konnte er genauso gut in seinem Zimmer machen. Er wusste zwar noch nicht so genau, wie er die drei Stockwerke ohne Hilfe nach oben schaffen würde, aber er wollte nun nicht mehr länger warten, bis entweder Lemay oder einer seiner Freunde zurückkam und nach ihm sah. Langsam richtete er sich auf, wobei sein Körper sofort wieder in Flammen zu stehen schien. Lemay war nach der kurzen Narkose etwas zurückhaltend gewesen mit dem Morphium und so kam es Aramis vor, als würde er jede einzelne Wunde, die seinen Körper überzogen, spüren. Er biss die Zähne zusammen und schwang die Beine von der Liege. So sitzend verharrte er eine Moment, ehe er den nächsten Schritt wagte und sich vorsichtig auf seine Füße schob. Als er schließlich stand, ging es doch besser, als er erwartet hatte und er schlurfte wie ein alter Mann zur Tür.
Er hatte Anna gebeten, sich in seinem Zimmer auszuruhen, nachdem sie ein Stunde zuvor plötzlich von einer heftigen Übelkeitsattacke heimgesucht worden war. Lemay, der zufällig vorbeigeschaut hatte, um nach Aramis zu sehen, hatte Anna ebenfalls empfohlen sich hinzulegen und einen Tee zu trinken, da er sofort die Anzeichen einer Schwangerschaftsübelkeit erkannt hatte. Dies war ein weiterer Grund, wieso es Aramis hier nicht mehr aushielt und er endlich dieses Zimmer verlassen wollte, in den ihn seine Brüder heute morgen mehr getragen als geführt hatten.
Er zog die Tür hinter sich zu und wandte sich in Richtung Treppe, von der die Geräusche hastig herabeilender Schritte zu hören waren. Einen Augenblick später bog eine Gestalt um die Ecke und kam in schnellem Tempo, den Kopf gesenkt und leise vor sich hinmurmelnd, auf ihn zu. Aramis ging ihm langsam entgegen und erkannte einen Augenblick später, dass es sich um Ludwig handelte, der geradewegs auf ihn zusteuerte. Automatisch richtete Aramis sich ein wenig mehr auf und blieb stehen. Er wollte nicht, dass Ludwig sah, wie angeschlagen er war.
Kurz bevor er ihn erreicht hatte, schaute Ludwig plötzlich auf und blieb abrupt stehen. „Aramis“, stieß er überrascht aus, dann verfinsterte sich sein Blick.
„Ludwig“, grüßte Aramis ihn mit einem Kopfnicken.
Beide schauten sich taxierend an und keiner der Männer sprach ein Wort. Ludwig schließlich war der erste, der den Mund aufmachte. „Wie ich sehe, hast du dich einigermaßen von deinem Ausflug zu den Nazis erholt. Ich nehme einmal an, du bist auf dem Weg nach oben, wo Anna schon sehnsüchtig auf dich wartet. Sie ist doch hier, oder?“ Der Hass, der in Ludwigs Stimme mitschwang, war unüberhörbar.
„Ich wüsste nicht, dass ich dir Rechenschaft ablegen müsste, wohin ich gehe oder wer auf mich wartet.“
„Ach so, meinst Du nicht? Die Frau eines anderen zu stehlen ist für dich sicherlich nur ein Klacks, das machst du anscheinend ständig. Werte wie das Sakrament der Ehe scheinen für dich ja nicht zu zählen.“
Aramis machte einen Schritt auf Ludwig zu, so dass er nun ganz nahe bei ihm stand und nur wenige Zentimeter die beiden Männer trennten. „Sprich du nicht von Werten,“ zischte Aramis. „Du bist es doch, der weder Ehre noch Werte kennt. Wenn Du deine Ehe in Ehren gehalten und dich ordentlich verhalten hättest, wäre es nie soweit gekommen, dass Anna sich von dir abwendet. Im Gegensatz zu dir hat sie sich viel zu lange dem Eheversprechen verpflichtet gefühlt. Du bist derjenige, der durch seine Herumhurerei und Sauferei jegliches Recht einer Treueverpflichtung seitens Anna verwirkt hat.“
„Noch ist sie meine Frau und an ihr Versprechen gebunden. Du willst doch nur haben, was mir gehört“, geiferte Ludwig zurück.
„Anna gehört Dir nicht, sie gehört niemandem“, antwortete Aramis ruhig. „Und ich kann dir nichts stehlen, was niemals dir gehörte.“
Aramis musste sich zusammenreißen, um nicht vor dem hasserfüllten Blick, den Ludwig ihm zuwarf, zurückzuschrecken. „Sei es, wie es will. Aber ich sage dir das Eine: Lass Anna in Ruhe! Sieh es als ausgleichende Gerechtigkeit oder den Tribut, den du nun zahlen musst. Ohne Dein loses Mundwerk und deinem Verrat an der Sache wäre ich nie in die Hände der Gestapo gefallen. Ich habe…“ Aramis hielt kurz inne und musste mit zusammengepressten Augen einen Moment lang die Bilder, die sich ungefragt in sein Gedächtnis schoben, zurückdrängen. „Ich habe meinen Tribut bezahlt! Wenn das der Preis ist, den du haben wolltest,nun sind wir quitt. Lass mich und Anna in Ruhe.“
Ohne auf eine Antwort Ludwigs zu warten schob sich Aramis an ihm vorbei und ging langsam weiter zur Treppe. Er hatte alles gesagt, was es zu dieser Sache zu sagen gab.
*~*~*~*~*~*
Athos zog leise die Tür hinter sich zu. Obwohl er geklopft hatte, bevor er eintrat, schien Aramis ihn nicht gehört zu haben. Der Scharfschütze lag im Bett, zur Seite gedreht, wohl um seinen Rücken nicht zu belasten, und hatte die Augen geschlossen. Seine Gesichtszüge wirkten angestrengt und ausgelaugt.
Leise zog Athos den einzigen Stuhl, der sich im Zimmer befand, zu Aramis' Bett heran und setzt sich darauf. Die Flasche Wein, die er mitgebracht hatte, stellte er auf dem kleinen Nachttisch ab. Anscheinend nicht leise genug, denn Aramis schrak hoch und starrte Athos einen Moment lang verwirrt an. Dann wurde sein Blick klar und seine Gesichtszüge entspannten sich.
„Bist du schon lange da?“, fragte Aramis.
„Nein, gerade esrt gekommen. Du hast mein Klopfen nicht gehört, und ich wollte dich nicht wecken.“ Athos zuckte mit den Schultern und grinste schief. „Hat offensichtlich nicht geklappt, entschuldige. Wo ist Anna?“, fragte er und schaute sich demonstrativ in dem kleinen Zimmer um. Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte Anna hier nirgends einen Platz gefunden, um sich zu verstecken, aber Athos hielt es trotzdem für angebracht, seine Frage mit einer eindeutigen Geste zu bekräftigen.
Aramis stützte sich mit der Hand ab und richtete sich langsam auf. „Sie ist zu ihrem Vater. Sie wollte es hinter sich bringen, ihren Eltern von ihrer Trennung zu berichten. Das wird ein übler Kampf, aber sie wollte mich nicht dabei haben“. Aramis schwang vorsichtig die Beine über die Bettkante und saß nun Athos direkt gegenüber. „Nicht dass ich viel Hilfe hätte sein können, aber trotzdem. Nun ja, das Gute daran ist, dass ihr Vater Ludwig wohl noch nie hat richtig leiden können, das dürfte also kein allzu großer Verlust für ihn sein. Mich kennt er allerdings noch nicht“, grinste Aramis.
Athos nickte leicht während ein kleines Lächeln seine Mundwinkel umspielte. „Ich wüsste nicht, was es an Dir nicht zu mögen gäbe. Wird schon werden, hrumph.“
Nun mussten beide lachen.
„Wie geht es Dir?“, fragte Athos und aus seiner Stimme war jegliche Heiterkeit gewichen.
Aramis schaute zu Athos und hielt seinen Blick einen Moment lang. „Ich werde es überleben. Lemay ist guter Hoffnung, dass alles vollständig abheilt. Es werden ein paar Narben zurückbleiben, aber das ist okay. Narben beeindrucken die Ladies.“, füge er schmunzelnd hinzu. „Nun ja, zumindest die eine Lady.“
„Und die Narben, die man nicht sieht?“ fragte Athos leise.
Aramis wandte den Blick ab und blieb stumm. „Die werden ebenfalls verheilen, glaub mir,“ antwortete er schließlich leise. „Du hast Wein gebracht?“ wechselte er allzu schnell das Thema, mit dem Kopf Richtung Nachttisch deutend.
Athos seufzte kurz, aber er beließ es dabei. „Ich finde, heute ist ein guter Grund für einen guten Tropfen. Porthos und d'Artagnan sind schon auf dem Weg, weiß Gott, was die beiden schon wieder aufhält.“ Athos schaute kurz auf seine Hände, die er im Schoß übereinandergelegt hatte. „Da ist noch etwas, was ich dich fragen muss.“
„Ja?“
„Glaube mir, ich kenne die Antwort, aber Tréville besteht darauf, es von dir persönlichzu hören.“ Athos machte eine kurze Pause. Innerlich holte er mehrmals tief Luft, äußerlich blieb er genauso ruhig und stoisch, wie seine Freunde es von ihm gewohnt waren. „Wir wissen inzwischen von dem Konvoi und auch, wie die Nazis davon erfahren haben. Wir wissen auch, dass dies wohl der einzige Grund war, wieso sie genau dich haben wollten. Um von dir den Ort des Verstecks zu erfahren.“ Athos räusperte sich kurz, eh er weitersprach. „Treville möchte nun wissen, was die Gestapo diesbezüglich weiß.“
Aramis schaute Athos eine geschlagene Minute ausdruckslos an. Kein Mienenspiel verriet, wie er die Frage aufgefasst hatte. Dann verzog sich sein Mund zu einem schiefen Grinsen und er streckte den Arm aus, um Athos fest an der Schulter zu fassen. „Was du eigentlich fragen sollst, ist, ob ich den Nazis den Standort verraten habe, richtig? Und weil du der Freund bist, der du bist, hast du deswegen unheimliche Gewissensbisse. Ich schätze mal, du hast dich selbst dafür angeboten, der Überbringer der schlechten Nachrichten zu sein, oder? Treville hätte mich sicher selbst gefragt.“
Athos hoffte, Aramis würde seinem Gesicht nicht die Verlegenheit ablesen können, die ihn ergriff. Er nickte.
„Ich habe nichts verraten, die Kunstschätze sind sicher“.
Der Stolz, der in Aramis' Stimme mitschwang, machte Athos beinahe noch mehr verlegen. „Ich habe auch nichts anderes erwartet. Porthos hat Treville bereits ordentlich seine Meinung diesbezüglich gesagt , aber Du weißt ja, wie Befehlshaber sind.“
Ehe Aramis darauf erwidern konnte, ging die Tür auf und d'Artagnan betrat den Raum, dicht gefolgt von Porthos. Beide hatten Gläser in der Hand, Porthos noch eine weitere Flasche Wein.
„Zu unserer Zeit wurde noch geklopft“, begrüßte Athos die Neuankömmlinge.
D'Artagnan blieb abrupt stehen und schaute abwechselnd Athos und Aramis unsicher an. „Ich dachte,“ stotterte er, „naja, also...“
Zeitgleich konnten sich Athos und Aramis ein Lachen nicht mehr verkneifen und prusteten los, Aramis ein bisschen weniger heftig als Athos, sehr darauf bedacht, seine angeknacksten Rippen nicht übermäßig zu strapazieren.
Porthos hieb d'Artagnan einmal kräftig auf den Rücken und lies ebenfalls sein bellendes Gelächter durch den Raum schallen. Mit einem Fußtritt schloss er die Tür. „Wer hat Durst?“ fragte er, sobald er wieder Luft bekam.
Porthos verteilt die Gläser und Athos schenkte ein. Porthos ließ sich neben Aramis auf dem Bett nieder und d'Artagnan lehnte sich am Fenster an die Fensterbank. Dann prosteten sie sich zu.
„Auf uns“, sagte Athos und schaute jedem seiner Brüder nacheinander in die Augen.
„Auf uns und Aramis, der alles gegeben und noch mehr gewonnen hat“, erwiderte Porthos. „Glückwunsch, übrigens, Du wirst bestimmt ein toller Vater“, fügte er hinzu. Dann leerte er sein Glas auf einen Zug und streckte es Athos wieder hin.
Nachdem auch die zweite Flasche fast geleert war und sie sich über Gott und die Welt unterhalten hatten, reckte sich d'Artagnan. „Ich mache mich auf den Weg. Constance hat mir eine Nachricht zukommen lassen, dass wir uns treffen können.“
„Wieso schaust du dann, als hättest Du gerade in eine Zitrone gebissen, mon ami“, frage Aramis amüsiert.
„Weil ich immer noch sauer bin, dass Constance all das vor mir geheim gehalten hat!“, erwiderte d'Artagnan heftig und seine bis eben noch gute Laune war wie weggeblasen. „Es ist schon schwer genug, dass ich sie immer nur dann sehen kann, wenn Bonacieux nicht da ist oder sie eine gute Ausrede hat, aber dass sie sich noch in viel größere Gefahr begibt, ohne mir etwas davon zu erzählen, das ist schon ein großer Vertrauensbuch, finde ich.“
„Nun mal langsam mit den jungen Pferden“, warf Porthos ernst ein. „Constance ist erstens eine ganz tolle Frau und zweitens hat das eine nichts mit dem anderen zu tun. Ich gehe mal davon aus, dass es eurem Liebesleben nicht geschadet hat, dass Constance für die Résistance arbeitet, oder?“
D'Artagnan schaute plötzlich sehr verlegen und wandt sich etwas, ehe er kleinlaut antwortete. „Ja, schon, aber trotzdem! Ich finde, sie hätte es mir sagen müssen! Sie riskiert täglich ihr Leben dort und ich weiß von nichts. Ich mache mir auch so schon genug Sorgen um sie!“
„Eben“, erwiderte Athos und unterstrich seine Aussage, indem er mit dem ausgestreckten Finger auf d'Artagnan deutete. „Dann denke mal darüber nach.“
„Athos, bitte, siehst du nicht wie der Junge sich quält?“ Aramis blickte tadelnd zu Athos eher er seinen Blick auf den jungen Gascogner richtete. „D'Artagnan, du musst noch viel lernen in Sachen Liebe. Nimm einen guten Rat an von jemanden, der sich mit den Frauen auskennt.“
„Hört, hört!“ Porthos prostete Aramis zu und trank einen Schluck.
„D'Artagnan, es gibt kein kostbareres Geschenk als die Liebe! Ihr beide werdet noch zusammenwachsen und erkennen, was es bedeutet, dem anderen zu vertrauen, auch wenn nicht jedes Geheimnis miteinander geteilt werden kann. Das ist nämlich nicht nötig, weißt du? Wichtig ist, dass eure Liebe aufrichtig ist und ihr eine neue Einheit bildet. Und du wirst sehen, du wirst auch ganz neue Seiten an dir selbst kennen lernen!“
D'Artagnan schaute verwirrt, zuerst zu Aramis, dann hilfesuchend zu Porthos. Der schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern.
„Und was soll ich jetzt tun? Ich möchte trotzdem gerne wissen, wieso sie es mir verheimlicht hat. Ich meine, ein bisschen sauer darf ich ja wohl sein, oder etwa nicht?“
Aramis schüttelte traurig den Kopf. „Du verstehst es nicht, Junge.“
„Du kannst Folgendes tun:Sprich sie darauf an, wie sehr du dich darüber geärgert hast! Zeige es ihr!“ Porthos stand auf und trat zu d'Artagnan. Mitfühlend legte er eine Hand auf dessen Schulter. „Sage es ihr. Und dann hörst du dir an, was sie zu sagen hat. Glaube mir aber, wenn ich dir sage, dass du gegen eine Frau wie Constance keine Chance hast. Am besten du entschuldigst dich schon bevor du überhaupt mit deinen Vorwürfen loslegst.“
Athos grinste. „Sie wird ein Hühnchen mit dir rupfen.“
D'Artagnan schüttelte Porthos' Hand ab und schaute beleidigt in die Runde. „Macht ihr euch nur lustig über mich. Ich werde ihr sagen, wie ich mich bei ihrer Heimlichtuerei gefühlt habe. Dann werde ich ja sehen, wer sich bei wem entschuldigen muss“. Er stiefelte zur Tür und drehte sich nochmal kurz um. „Gute Besserung“, murmelte er in Richtung Aramis, dann öffnete er die Tür.
„Viel Erfolg bei deinem Gang nach Canossa!“, rief ihm Porthos hinterher, ehe die Tür hinter dem Jungen ins Schloss fiel.
Die drei Männer schauten sich an und abermals schafften sie es nicht sehr lange, ihr Lachen zu unterdrücken, sobald sich auf dem ersten Gesicht ein schiefes Grinsen breit machte.
„Der arme Junge“, japste Porthos. „Constance wird ihn mit Haut und Haaren fressen. Das wird der kürzeste Gang nach Canossa aller Zeiten!“
„Ich kann euch hören!“ klang es dumpf durch die Tür, danach war es wieder still im Flur.
Oder vielleicht hörten auch die Inseparables einfach deswegen nichts mehr, weil der Raum erfüllt war von herzhaftem, befreiendem Gelächter, das nur sehr langsam verklang.