Porthos von AstridB
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 21 BewertungenKapitel Eine königliche Jagd
S'agissait-il de science héraldique, Athos connaissait toutes les familles nobles du royaume, leur généalogie, leurs alliances, leurs armes et l'origine de leurs armes. L'étiquette n'avait pas de minuties qui lui fussent étrangères, il savait quels étaient les droits des grands propriétaires, il connaissait à fond la vénerie et la fauconnerie, et un jour il avait, en causant de ce grand art, étonné le roi Louis XIII lui-même, qui cependant y était passé maître.
(les trois musquetaires, Chapitre XXVII La femme d’Athos)
An die folgenden Wochen konnte Porthos sich später nicht mehr richtig entsinnen. Die meiste Zeit verbrachte er fiebernd im Bett im Haus seines Onkels. Michel d’Hugues war ein in Paris wohlbekannter Fechtmeister, der viele junge Adlige unterrichtete. Bei d’Hugues studiert zu haben, öffnete die Türen in etliche durchaus angesehene Regimenter. So ist es kein Wunder, dass M. de Tréville regelmäßigen Kontakt mit Michel d’Hugues pflegte. So blieb M. de Tréville ständig über Porthos Befinden orientiert.
Kaum war Porthos ausreichend genesen, reiste er mit dem ebenfalls genesenen Michol ins Gâtinais Français zu ihrem Regiment. Dieses befand sich schon einige Wochen im Manöver kaum eine Tagesreise nordwestlich von Fontainebleau. Das Manöver war in Folge des vor Montauban gezeigten ungebührlichen Verhaltens und der daraus resultierenden Affäre um Athos.
Inzwischen war es Spätsommer. Diese Jahreszeit zeichnete sich durch kühleres Wetter am Übergang zum Herbst aus. Dennoch waren die starken und zahlreichen Regenfälle ungewöhnlich. Die Bäche und Flüsse konnten die Wassermassen kaum mehr Richtung Meer ableiten. Die abgeernteten Felder erinnerten eher an Schlammbäder, manche an geflutete Reisfelder und auf den Wiesen stand zum Teil knöcheltief das Wasser. Man kann sich leicht vorstellen, dass sich unter diesen Umständen jegliches Manöver mühselig und schlammig gestaltete. Schießübungen wurden dadurch erschwert, dass das Pulver leicht durchfeuchtete und dann nicht mehr zündete. Gelang es dennoch, einen Schuss abzufeuern, so war das Zielen durch einen dichten Regenvorhang erschwert. Die Fechter tanzten wie auf rohen Eiern, um auf dem glitschigen Untergrund nicht auszugleiten.
Unter diesen Umständen gestaltete sich das Marschieren in Formation sicherlich als schwierigste Übung. Hier kam es vor allem darauf an, dass alle Mann präzise und gleichzeitig auf Befehle reagierten. Im Kampf mit Nässe und Schlamm war das nicht gerade einfach. Porthos, der sich diesen Übungen zum ersten Mal in seinem Leben gegenüber sah, kam sich häufig wie ein Tollpatsch vor, wie er da, beim Versuch den anderen zu folgen, durch den Matsch stolperte. Dies änderte sich aber schnell und Porthos blieb genauso Präzise in der Formation, wie seine Kameraden.
Von morgens bis abends und manchmal auch des Nachts wurden die Soldaten von M. d’Enghien und seinen Leutnants zu immer neuen Übungen befohlen, so dass ihnen kaum Ruhe blieb. In den wenigen Pausen, die ihnen gegönnt wurden, fielen sie auf ihre Feldbetten und schliefen sofort ein.
Trotz der widrigen Umstände, fühlte sich Porthos wohl. Allerdings fehlte ihm die ungezwungene Kameradschaft, die zwischen Ronjeau, Vazins, Michol und ihm im Lager vor Montauban bestanden hatte. Das konnte daran liegen, dass sie immer zu erschöpft waren, um noch miteinander zu reden, oder, was Porthos im Stillen argwöhnte, dass die ganze Affäre um Athos, die nach dem Spießrutenlauf erledigt sein sollte, eben doch nicht vergessen war.
Große Freude im Regiment löste dann die Nachricht aus, dass König Ludwig XIII die Truppe inspizieren wolle und auch gleich einen neuen Einsatzbefehl überbringen werde. Das ersehnte Ende der Schinderei gelangte in greifbare Nähe!
Leider verbesserte sich das Wetter nicht so, wie die Laune der Soldaten. Es blieb regnerisch und trüb. Inzwischen wurde die Gefahr von Überschwemmungen durchaus real. Capitaine d’Enghien betraute vier Freiwillige mit der verantwortungsvollen Aufgabe, der königlichen Entourage entgegen zureiten und den König sicher durch mögliche Überflutungen zu geleiten. Porthos, der insgeheim auf ein Zusammentreffen mit Athos hoffte, da dieser ihm sehr imponierte und er sich für Montauban entschuldigen wollte, meldete sich sofort für diese Aufgabe. Unter seinen Begleitern fand sich noch Michol. Gerade Ronjeau, Porthos erster Freund bei den Dragonern, der sonst alle Sonderaufgaben mit Begeisterung erfüllte, meldete sich diesmal nicht. Vielleicht wollte er nicht mit Porthos reiten? Die Leitung erhielt ein älterer Dragoner namens Lapierre.
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König Ludwig XIII war bereits auf dem Weg nach Fontainebleau. Dort wollte er zunächst einen kurzen Halt einlegen, bevor er zur Inspektion des Regiments d’Enghien aufbrechen würde.
König Ludwig XIII hatte es nicht eilig, Fontainebleau zu erreichen. Er betrachtete das Ganze als spätsommerliche Vergnügungsreise. Dennoch reiste er mit einer eher kleinen Entourage. Außer dem Herzog François de Bonne, befanden sich in der Reise-Gesellschaft noch die notwendige Dienerschaft, sowie eine Abordnung seiner Musketiere unter der Leitung von M. de Tréville. Bei den Musketieren befand sich auch Athos, der M. de Tréville besonders ans Herz gewachsen war. Da Fontainebleau ein gutes Jagdrevier bot, begleiteten auch der Falkenmeister mit einem Gehilfen und zwei Falken den König.
Trotz des zunehmend schlechteren Wetters, unterbrach der König die Reise, für seine Lieblingsbeschäftigung, die Falkenjagd. Der König beabsichtigte, sich bis zum Abend in Fontainebleau einzufinden. Daher schickte er den gesamten, langsameren Tross aus Hausstand und Dienerschaft voraus. M. de Tréville begleitete mit einigen Musketieren den Tross, mit einer Nachricht für Kardinal Richelieu. Der König übertrug M. de Tréville die Leitung des Trosses und damit die Verantwortung, dass Schloss Fontainebleau bis zum Abend für die Ankunft des Königs vorbereitet wurde. Die verbleibenden Musketiere wurden von einem erfahrenen Leutnant, namens Leblanc befohlen.
Die Jagd führte den König und seine Eskorte weit ab vom üblichen Weg. Die ersten kleineren Gewässer waren bereits über die Ufer getreten und die Jagdgesellschaft kämpfte mit den gleichen Widrigkeiten wie die Dragoner während ihres Manövers. Eine Jagd war unter den widrigen Umständen eigentlich kaum möglich, da die Falken im Regen kaum fliegen mochten und die Beute sich auch größtenteils verkrochen hatte. Dennoch gab der König nicht auf. Die beiden Falken hatten der König und der Herzog de Bonne auf dem Sattel, damit sie sie jederzeit aufsteigen lassen konnten. Da passierte das Unglück. Gerade bei der Durchquerung eines Flusses in einer Furt schwoll der Fluss zu einem reißenden Strom an. Der König, de Bonne und auch die Musketiere, die allesamt gute Reiter waren, konnten sich gerade noch ans andere Ufer retten. Das Unglück traf den Falkenmeister und seinen Gehilfen am Ende des Zugs. Sie beide wurden im reißenden Strom mitgerissen. Leutnant Leblanc wollte unverzüglich den beiden Falknern folgen, in der Hoffnung, sie vor Einbruch der Dunkelheit aus dem Fluss retten zu können. An eine Weiterreise und damit an ein warmes Abendmahl auf Schloss Fontainebleau war nicht zu denken. Leblanc betraute Marillac und Athos, die jüngsten und unerfahrensten unter den Musketieren, damit, im benachbarten Dorf für die Unterbringung des Königs zu sorgen.
Das Dorf bestand aus wenigen Häusern darunter ein Gasthaus. Es bot kaum Platz für König, Herzog und die Musketiere. Marillac, der von Haus aus eher den Umgang mit Tieren gewohnt war, kümmerte sich um die Unterbringung der Pferde. So fiel Athos die Aufgabe zu, sich um den Hausstand zu kümmern. Athos bewies ein unerwartetes Geschick in der Erfüllung dieser Aufgabe. Trotz widriger Umstände gelang es ihm, aus einem einfachen Gasthof eine beinahe königl. Unterkunft zu zaubern.
Als erstes reservierte er die zwei Tische am Kamin für den König, den Herzog und die Musketiere und hieß den Wirt, seinen besten Wein auszuschenken. In der Küche stellte er mit der Wirtin aus den wenigen vorhandenen Zutaten ein wahrhaft königliches Mahl zusammen. Die Jagdgesellschaft konnte ein paar Hasen und sogar Vögel, beisteuern, hinzu kam, dass die Wirtsleute am selben Tag geschlachtet hatten. Die Wirtstochter suchte im Wald noch ein paar passende Kräuter.
Die Zimmer waren erfreulicherweise relativ sauber. Athos bestimmte zwei für König und Herzog. Marillac und er würden sich mit Plätzen im Gastraum begnügen.
Marillac hatte inzwischen die Pferde über das halbe Dorf verteilt, weil im Stall nicht genug Plätze waren, jetzt stand er einigermaßen ratlos im Gastraum, da er nicht wusste, was er mit den beiden Falken anfangen sollte. „Athos, könnt ihr mir sagen, was ich mit den Falken anfangen soll?“ Athos, der schon etwas erschöpft wirkte, nickte bejahend. „Schaut als erstes nach einem geeigneten Raum, eine Scheune oder was ähnliches.“ „Wie wäre es im Stall?“ schlug Marillac vor. „Das ist kein geeigneter Platz, da sind zu viele Tiere zusammen. Schaut euch lieber die Scheune an. Ein paar Sitzblöcke brauchen wir auch, Schaut euch um, ob ihr Holz findet.“ erwiderte Athos. Während Marillac sich die Scheune ansah, sah Athos sich die Vögel an, die der ratlose Marillac auf den Sitzstangen an den Sätteln sitzen gelassen hatte. Die Falken waren aufgeregt und hungrig. Die Scheune erwies sich als geeignete Unterkunft für die Vögel, nicht zu warm, aber auch nicht zu zugig. Aus dem herumliegenden Feuerholz improvisierten die zwei Musketiere Blöcke mit Sitzstangen für die beiden Vögel. „Kommt, Marillac, holen wir die Falken.“ „Äh, Athos, macht es euch was aus, die Falken alleine zu tragen? Ich weiß doch gar nicht, wie man die hält.“ Athos stülpte sich seinen Reithandschuh über, er hätte lieber einen Falknerhandschuh gehabt, aber die Reithandschuhe schützten wenigstens etwas vor den Krallen, dabei bemerkte er zu Marillac „Marillac, wir brauchen Atzung, fangt Ihr schon mal ein paar Mäuse für die Falken.“ Sprachs und ging hinaus, um den ersten Falken zu holen. Mit geübtem Griff nahm er den Vogel auf sein Handgelenk. Marillac brachte einige Mäuse in die Scheune und beobachtete staunend, wie Athos den zweiten Falken auf seinen Block setzte, die Leine schnell und sicher befestigte, die verkappten Vögel beruhigte und anfing mit den Resten der Jagdbeute zu atzen. Bei Marillacs Eintreten schlugen die Falken mit den Flügeln und wurden laut. Marillac, der einen enormen Respekt vor den Tieren hatte, reichte Athos mit weit ausgestreckter Hand die verlangten Mäuse und verließ die Scheune auf schnellstem Wege wieder. Athos atzte die Vögel, bevor er sich im Gastraum am Mahl von König und Herzog beteiligte, an dem auch Marillac bereits Platz genommen hatte.
Der Gasthof bestand aus einem Wohngebäude, dem Stall und einer Scheune, um einen kleinen Hof gruppiert. Er befand sich an einer Straßenkreuzung, so dass der Zugang zum Gastraum und Hof über verschiedene Straßen erfolgte. Zur Straße hin, begrenzte eine Mauer den Hof. Ein großes Tor bildete den Zugang. Von der Hauptstraße aus, führte zudem eine Tür in den Gastraum. Den Hof konnte man vom Flur aus durch die Hintertür erreichen.
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Unterdessen ritten Leblanc und die anderen Musketiere flussabwärts, in der Hoffnung auf Spuren der beiden Vermissten zu stoßen. Obwohl sie unter Lebensgefahr beide Ufergründlich absuchten, fanden sie zunächst keine Spuren. Die Pferde der Falkner trieben Tod an verschiedenen Stellen der Uferböschung an. So konnten sie immerhin die Sättel und das Gepäck der Falkner bergen. Es dämmerte schon, da begegneten sie der Vorhut der Dragoner. Und wie durch ein Wunder, auch ihren Falknern. Diese waren, wie durch ein Wunder, den Dragonern quasi in die Arme getrieben. Porthos, unbestreitbar der Kräftigste, rettete die Erschöpften aus dem Wasser. Porthos und Lapierre stellten ihre Pferde den beiden Falknern zur Verfügung und liefen nebenher. So begegneten Leblanc und seine Musketiere dieser eher seltsamen Karawane. Unverzüglich brachen sie alle auf zu dem kleinen Dorf, in dem der König nächtigte.
Es war schon Dunkel, als Leblanc, und Lapierre die Männer in den Hof des Gasthofs führten. Marillac nahm sich der Pferde an, er wußte bereits, wo er die Pferde unterbringen konnte. Der Falkenmeister, obwohl er fror wie ein Schlosshund, schaute erst nach den Falken. Zufrieden über deren vorzügliche Unterbringung wärmte er sich erst mal am Kaminfeuer des Gastraums auf, wo der Gehilfe bereits Platz genommen hatte. Jetzt wurde es allerdings richtig eng! Immerhin waren es plötzlich zehn Personen mehr! Ein Falkenmeister trennt sich jedoch ungern von seinen Vögeln, sodass beide Falkner sich für die Scheune als Schlafplatz entschieden. Neben der Nähe zu den Falken, gab es auch viel Stroh, das Garantierte ein weiches und warmes Nachtlager. Leutnant Leblanc requirierte das letzte verfügbare Zimmer für sich und Lapierre. Die restlichen sechs Männer richteten sich ihr Lager im Gastraum am Kamin ein. Das war zwar hart, aber dafür warm. Porthos und seine Kameraden boten sich als Unterstützung bei der nächtlichen Wache an. Ein Angebot, das Leblanc gerne annahm, war es so doch möglich, dass alle den dringend benötigten Schlaf fanden. Es wurde vereinbart, dass immer drei wachten. Einer an der Tür des Gastraums, zwei am Hoftor. Nach vier Stunden wurde gewechselt. Jede Wache bestand gemischt aus Dragonern und Musketieren. In dieser Nacht geschah nichts.
Auf den Schreck beschlossen König Ludwig XIII und Herzog de Bonne einen Ruhetag einzulegen, da die Eskorte immer noch zu klein war, um die Gesellschaft aufzuteilen. Lediglich Michol und der vierte Dragoner wurden als Boten nach Fontainebleau geschickt. Der König änderte den Plan und wollte am nächsten Tag nicht nach Fontainebleau, sondern direkt zu Hauptmann d’Enghien reiten. Richelieu und Tréville sollten ihn dort treffen.
Natürlich hatte es sich herumgesprochen, wer im Dorfgasthof abgestiegen war. Dies war auch einigen Banditen aus der Gegend zu Ohren gekommen. Normalerweise gingen sie dem Viehdiebstahl und der Wilderei nach, doch eine Entführung des Königs erschien ihnen eine interessante Option. Sie beobachteten den Gasthof und sehr genau alle die Ein- und Ausgingen.
Das Wetter war auch an diesem Ruhetag trüb und regnerisch. Dies begünstigte vor allem die Banditen. Da sie jederzeit mit der Abreise des Königs rechnen mussten, und dann jede Chance auf ein Lösegeld vertan wäre, wollten sie schnell zuschlagen. Die Banditen waren denkbar schlecht für so eine Mission vorbereitet, sie wußten nicht mal, wie der König aussah. So hielten sie Ausschau nach einem Mann, der ihrer Ansicht nach königlich wirkte. So schnappten sie sich übereilt den ersten, der ihnen in vornehmem Gebaren und Kleidung über den Weg lief. Sie lauerten gerade um die Ecke der Gasthof-Mauer in einer Nische. Ihrem Opfer stülpten sie von hinten einen Sack über den Kopf und ehe er sich’s versah, war er in Seile eingewickelt, wie ein Kokon. Das Gerangel und die ersten überraschten Schreie hatten die Wache am Tor aufmerksam gemacht. Wie der Zufall es will, handelte es sich um Porthos. Er stürmte um die Mauer, konnte aber nur noch sehen, wie mehrere Männer ein zappelndes Paket bäuchlings über ein Pferd warfen. An den Stiefeln erkannte er, dass es ein Musketier sein musste. Ohne groß Nachzudenken rannte er in den Stall und sattelte sein Pferd. Die Banditen waren natürlich nicht mehr zu sehen, bis Porthos die Stelle erreicht, wo er die Pferde gesehen hatte, allerdings konnte er im matschigen Untergrund den Spuren bequem folgen. Den Tag über konnte er den Abstand nicht verkürzen, da er immer wieder anhalten musste und nach neuen Spuren suchen. Er nahm an, dass die Banditen über Nacht ein Versteck aufsuchen würden. Da er das Gelände nicht so gut kannte, konnte er nur hoffen, dass die Verfolgten nicht bis in die tiefste Dunkelheit reiten würden, denn dann könnte er das Versteck nicht finden.