Spiel mir das Lied vom Tod von andrea
Durchschnittliche Wertung: 2, basierend auf 1 BewertungenKapitel Vergebung und Erlösung
An dieser Stelle stoppten auch Aramis' Erinnerungen und er riss sich aus seinen Gedanken, denn er war vor der Kirche, aus der er gestern so unwirsch verwiesen wurden war, angelangt.
Er öffnete knarrend die Tür und trat ein. Der Pfarrer war nicht da. Aramis war allein, allein mit ein paar Engeln, den zwölf Jüngern, dem heiligen Geist und Jesus, die von der Decke auf ihn herabschauten und unter deren vorwurfsvollen Blicken er sich den Weg zum Altar bahnte, vor dem er in die Knie ging.
"Vergib mir Vater, denn ich habe gesündigt und zwar ziemlich reichlich. Ich meine, ich habe allein seit gestern gegen vier deiner Gebote verstoßen. "Du sollst nicht lügen!", "Du sollst nicht töten!", "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau!" und "Du sollst den Namen deines Herrn nicht unnützlich führen wider deinen Nächsten!" Vor allem die letzte Sünde bereue ich zu tiefst. Wie konnte ich nur deine Allmacht in Frage stellen. Alles was du tust hat einen Sinn.
Aber überlege doch mal, ob nicht jemand anderes den Auftrag ausführen kann, den du für mich vorgesehen hast. Meine Freunde erwarten mich doch und ich will sie nicht mehr allzu lange warten lassen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum ich mich ziemlich dummen und gefährlichen Situationen ausgesetzt habe. Aber das hast du wahrscheinlich längst durchschaut. Lass dir meinen Vorschlag durch den Kopf gehen."
Als Aramis aus der Kirche trat, gewahrte er ein Rufen, das zuhören ihm die schwere Eichentür bisher nicht gestattet hatte. Das Schreien, das sich als Hilferuf entpuppte, kam aus dem Stadtpark und als Aramis ihm folgte, sah er bald einen kleinen Jungen, der in der Mitte des Dorfteiches zappelte und zu ertrinken drohte. Aramis zögerte keinen Augenblick und sprang trotz der niedrigen Temperaturen und trotz seines Alters in den See. Sobald er das Kind erreichte hielt dieses sich krampfhaft an ihm fest und drohte ihn mit nach unten zu ziehen, doch eine fast übermenschliche Kraft hielt unseren Helden an der Oberfläche und ließ ihn den kleinen Jungen am Steg absetzen. Doch als auch er sich hochziehen wollte versagten seine Kräfte. Er tauchte unter und trotz der eisigen Kälte die ihn umhüllte und ihn erstarren ließ, stieg eine wunderbare Wärme in ihm auf und er wurde vollkommen ruhig ein Gefühl des Losgelöstseins und der innigen Freude ergriff ihn. Die Dunkelheit um ihn verschwand und ein Licht umgab ihn heller und schöner als je zu vor und er jubelte seinen treuen Freunden entgegen die ihm im Tod vorausgegangen waren und zu denen er jetzt endlich den Weg gefunden hatte.
Beim letzten Atemzug strömte Wasser in Aramis' Lungen und er sank mit einem Lächeln auf den Grund des See.
Kurze Zeit später riss ein kleiner Junge die Tür zur Gastwirtschaft auf und fing völlig durchnässt und außer Atem an zu rufen.
" Helfen sie meine Herrn, bitte. Ein Mann hat mich gerade aus dem See gerettet. Aber jetzt sehe ich ihn nicht mehr, er reagiert auf kein Rufen. Bitte helfen sie ihm."
Sofort sprangen einige Männer auf und rannten zum Teich. Eine Kellnerin brachte dem Jungen, der sich gar nicht beruhigen wollte eine Decke.
"Du bist tapfer gewesen mein Kleiner, nun beruhige dich. Sag, wo ist dein Vater?"
"Mein Vater ist gestern von einem Spaziergang nicht zurück gekommen. Aber meine Mutter ist oben im Gästezimmer. Wir sind nur auf der Durchreise nach Frankreich."
"Wie ist dein Name?"
"Jean Babtist de la Pailleterie!"