Unter Musketieren... von MadameAramis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 17 BewertungenKapitel Nach dem Sturm
Kapitel 8
So im Voraus schon mal ein Sorry für eventuelle medizinische Fehler ich bin da, was das Versorgen von Schusswunden angeht, nicht so informiert. Ich wünsche euch dennoch viel Spaß beim lesen :)
Alexandra sah ungläubig auf Aramis Schulter, die er mit einer blutigen Hand umklammerte. Was sollte sie jetzt tun? Wenn sie nicht in dieser verdammten Zeit feststecken würde, wüsste sie, was zu tun ist. Aber was konnte sie hier schon machen? Sie suchte mit ihren Fingern Aramis Puls an seinem Hals. Er war zum Glück gleichmäßig, wenn auch ein bisschen schnell. Dann sah sie sich nach etwas um, womit sie die Blutung stoppen könnte. Porthos, der inzwischen damit begonnen hatte, Aramis beruhigend über die Haare zu streichen reichte ihr ein Stück Stoff. Sie nickte ihm dankbar zu und drückte den Lappen auf die Wunde. Aramis stöhnte auf, als Lexie Druck ausübte, woraufhin auch Porthos sich sofort verkrampfte. Alexandra dankte schnell ihrem, zum Glück nicht all zu weit zurückliegendem, Erste-Hilfe Kurs und überlegte, was weiter zu tun sei. Aramis öffnete plötzlich jedoch die Augen und schaute sie an.
„Weißt du, was zu tun ist?“, fragte eine überraschend feste Stimme, die Lexie ihm in seinem Zustand nicht zugetraut hätte. Athos war dazu gekommen und kniete sich nun auch neben dem verletzten Musketier auf den Waldboden.
„Wir schaffen das schon ohne dich Aramis“, sagte er und legte ihm beruhigend eine Hand auf seine unverletzte Schulter. Aramis brachte etwas, was wie ein Grinsen aussah zustande und drehte ihm den Kopf zu. „Das hoffe ich doch“
D´Artagnan stand inzwischen neben Athos und schaute besorgt auf Aramis herunter.
„D´Artagnan, könntest du vielleicht schauen, ob es hier in der Nähe ein Gasthaus gibt? Wir können nicht noch einen Angriff riskieren und wir müssen Aramis ins Bett stecken.“
D´Artagnan machte sich sofort auf den Weg, froh, dass er etwas zu tun hatte. Athos wandte sich jetzt wieder Aramis zu.
„Lass mich mal sehen“.
Vorsichtig bewegte er Lexies Hände zur Seite, um die Wunde zu inspizieren. Als er sie sah, ließ er ein mitfühlendes Zischen hören und fixierte Aramis, der die Zähne zusammenbiss.
"Und wie siehst aus?“, erkundigte dieser sich gerade, auf das Schlimmste gefasst.
„Weiß nicht, ich muss die Rückseite sehen...“, erwiderte Athos ruhig. Mit der Hilfe von Alexandra drehten sie Aramis auf die Seite und man hörte einen fluchenden Athos, der offenbar nicht zufrieden war, mit dem, was er vorgefunden hatte.
„Tut mir leid, aber die Kugel ist noch in der Schulter“, versuchte er Aramis vorsichtig beizubringen.
„Warum hab ich nur immer so ein Glück?“, kommentierte Aramis ironisch.
Lexie bemerkte dabei den kurze Blickkontakt zu Porthos. Aramis Augen spiegelten eine leichte Panik wieder, die auch Porthos sofort bemerkte, denn er brachte ihn mit einem sanften „Tssch, ist ja in Ordnung“ zum Schweigen.
Es dauerte nicht lange, bis d´Artagnan zurückkam. Er hatte ein kleines Dorf nicht weit entfernt gefunden. Athos hatte zusammen mit Lexie in der Zwischenzeit einen provisorischen Verband zustande gebracht. Die nächste Herausforderung bestand nun darin, Aramis irgendwie auf ein Pferd zu bekommen. Obwohl er immer wieder beteuerte, ihm ginge es gut, und das er alleine reiten könne, wollte Porthos nichts davon wissen.
„Verdammt Aramis, dir geht es nicht gut! Dir kann es gar nicht gut gehen, du hast eine Schusswunde, mit Kugel in der Schulter!“, argumentierte er wütend.
Aramis hielt dieses Argument aber scheinbar für unwichtig, denn er ließ nicht locker: „Porthos, ich kann alleine reiten, wirklich!“
Alexandra hatte die Diskussion mitverfolgt und mischte sich nun auch ein: „Ich denke Porthos hat recht, du solltest auf ihn hören“
„Genug jetzt! Aramis hör auf mit dem Unsinn, du reitest nicht alleine!“, beendete Athos die Diskussion.
Beleidigt stand Aramis auf und wäre direkt wieder auf dem Boden gelandet, hätte ihn Porthos nicht rechtzeitig aufgefangen.
„Siehst du. Hab´s ja gesagt...“, murmelte dieser und Aramis warf seinem Gefährten einen bösen Blick zu, ließ sich schließlich jedoch helfen. Auf Porthos gestützt schaffte er es zum Pferd, beäugte es misstrauisch und musste schließlich zugeben, dass er es alleine nicht schaffte.
Etliche Minuten später saß Aramis vor Porthos auf dem Pferd. Das große Musketier war bereit seinen Freund festzuhalten, sollte er zur Seite wegrutschen. Aramis war extrem bleich im Gesicht und ein feiner Schweißfilm glänzte auf seiner Stirn. Auf dem Weg zum Dorf, wurden ihm immer wieder besorgte Blicke zugeworfen. Am Anfang, war er noch etwas beleidigt, doch dazu hatte er schon bald nicht mehr genügend Kraft und lehnte sich schwer an Porthos, was diesen sehr besorgte. Als sie nach etwas einer Stunde ankamen, da sie im langsamen Schritt sehr viel länger gebraucht hatten als D´Artagnan, war Aramis bewusstlos. Porthos hob in vom Pferd, in Athos wartenden Arme.
Athos trug Aramis die Treppe hoch und legte ihn vorsichtig auf eines, der zwei Betten im Raum. Porthos hatte sich in der Zwischenzeit bei der Gastwirtin nach einer Schüssel mit Wasser und frischen Tüchern erkundigt. Die Frau stellte die Utensilien auf den kleinen Tisch neben dem Bett, warf einen besorgten und zugleich entsetzten Blick auf Aramis und verschwand wieder. D´Artagnan kam durch die Türe und trug Aramis Satteltasche. Er stellte sie auf dem Tisch ab und begann nach etwas Bestimmten darin zu suchen. Triumphierend hielt er das braune Ledermäppchen hoch, mit dem auch Lexie schon Bekanntschaft gemacht hatte und legte es neben sich. Auch ein paar weiße Stoffstreifen kamen zum Vorschein. Athos vervollständigte die Sammlung mit einer Flasche, die Lexie als „irgendetwas Alkoholisches“ identifizierte und zog sich einen Stuhl neben Aramis Bett. Alexandra hatte das ganze ziemlich misstrauisch beobachtet und stand etwas Abseits, um niemandem in die Quere zu kommen. Porthos knöpfte Aramis Doublet auf und versuchte es ihm so vorsichtig, wie nur möglich auszuziehen. Das ursprünglich weißes Hemd welches er darunter trug war nun rot und Porthos entschied sich dafür, es aufzuschneiden um dem ohnehin schon leidenden Musketier nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen.
„Das wird er dir nie verzeihen“, bemerkte Athos, der Porthos beobachtete hatte.
„Es würde sowieso nicht mehr sauber werden“, erwiderte dieser jedoch nur und setzte seine Arbeit fort. Schließlich hatte er es geschafft und ließ einen ironisches Lachen hören „Jetzt kommt mein Lieblingsteil“.
Athos nahm nach einem langem Seufzer die Flasche und eines der Tücher in die Hand und setzte sich zu Aramis auf das Bett. Porthos leiß sich auf den Stuhl daneben nieder, während D´Artagnan sich unsicher, was er tun sollte zu Alexandra gesellt hatte. Athos schüttete einen ordentlichen Schluck Alkohol in die Wunde und Aramis stöhnte, zeigte sonst jedoch keine weitere Reaktion, was Lexie ein wenig besorgte. Er reinigte die Wunde so gut es ging und widmete sich dann dem wohl größten Problem.
„D´Artagnan!“. Das Musketier schreckte hoch „Ja?“
„Kannst du uns hier mal helfen?“ Sofort reagierte er und stellte sich neben Athos.
„Kannst du seine Arme festhalten?“. Das jüngste Musketier nickte. Porthos hatte sich auf das Bett begeben und setzte sich nun auf Aramis Beine. Es folgte eine ziemlich unschöne Behandlung, die Aramis mehrmals aufstöhnen, aber zum Glück nicht aufwachen ließ.
„Gott sei Dank“, kam der erlösende Ruf von Athos, als er es endlich geschafft hatte die Kugel herauszuholen und sie in die Schale neben sich fallen ließ. Auch die anderen schienen erleichtert. Lexie jedoch schien ein bisschen bleich im Gesicht und hielt sich am Türrahmen fest, da sie ihren Beinen nicht mehr traute und ihr Gleichgewichtssinn sie verlassen hatte.
„Irgendwelche Freiwilligen?“, fragte Athos gerade mit einem gequälten Gesichtsausdruck in die Runde, da er schon vermutete an wem es wieder hängen bleiben würde. Er hielt eine Nadel hoch und wollte sie Porthos in die Hand drücken.
„Nein, ich kann das nicht, das weißt du doch“, verteidigte dieser sich gerade. „Außerdem müsste ich mir dann wieder Wochenlang sein Gejammere anhören, wenn er das Ergebnis sieht“.
"Bei mir das Gleiche! Ich hab keine Geduld bei sowas“, wehrte sich Athos vehement.
Beide Musketiere sahen nun zu D´Artagnan. Dieser hob abwehrend die Hände „Nein nein nein, was seht ihr mich schon wieder an? Ich bin froh, wenn ich ein Hemd nähen kann!“
Athos sah ihn flehend an: „Komm schon, irgendwer muss es machen!“
„Dann mach ich es halt selber...“, bemerkte plötzlich eine schwache Stimme. Die Drei zuckten zusammen, überrascht über Aramis Erwachen.
„Man hast du mich erschreckt“, begann D´Artagnan und hielt sich die Hand aufs Herz. Aramis grinste ihn schwach an und wollte etwas sagen, doch ein besorgter Porthos kam ihm zuvor: „Aramis, wie fühlst du dich?“
„Wunderbar Porthos. So gut, wie noch nie“, bemerkte er sarkastisch.
Porthos Besorgnis wuchs mit diesem Kommentar, da er wusste das Aramis nur versuchte seinen Schmerz hinter seinen Witzen zu verstecken.
„Wo ist Lexie?“, wollte Aramis mit einem mal wissen.
„Sie ist auch hier, ihr geht es gut!“, versuchte Porthos ihn zu beruhigen.
Aramis reichte diese Auskunft jedoch noch nicht: „Denkst du? Als ich sie das letzte mal gesehen habe ging es ihr nicht so gut, sie sah ziemlich geschockt aus!“
„Das wird schon wieder, mach dir keine Sorgen, wir kümmern uns um sie!“
Das war typisch Aramis, selber am schlimmsten verwundet, aber sich immer zuerst um andere kümmern.
„Geht es euch denn gut? Seid ihr verletzt?“, setzte Aramis sehr aufgewühlt seine Bestandsaufnahme möglicher Verletzungen seiner Freunde fort. Er wollte sich aufsetzten, wurde jedoch von Athos Hand aufgehalten, die sich bestimmt auf seine Brust legte und in zurück in die Kissen drückte.
Athos verdrehte die Augen, obwohl er diesen Charakterzug an Aramis immer wieder bewunderte. „Nein, uns geht es auch Bestens und jetzt sei still, du solltest nicht so viel reden und schon gar nicht aufstehen!“
„So und jetzt gib mir diese Nadel“, sagte Aramis ungeduldig, nachdem sie noch immer keine Lösung gefunden hatten.
„Nein Aramis, du kannst das nicht selber machen“, warf Athos mit einem misstrauischen Blick auf Aramis zitternde Hände ein.
„Ich mache es lieber selber, als das einer von euch, mit euren grobmotorischen Händen an mir herumdoktert!“
Athos zog eine Augenbraue hoch. „Vielen Dank für dein Vertrauen“.
Athos schien jedoch im gleichen Moment eine Idee gekommen zu sein, den er stand auf, ging auf die Tür zu und stellte sich zu Alexandra. Das Musketier redete auf sie ein, bis sie schließlich langsam, wenn auch ein bisschen unsicher anfing zu nicken.
Fünf Minuten später fand sich Alexandra also mit einer Nadel und Faden in der Hand vor Aramis wieder. Sie schaute abwechseln zu Aramis und dann wieder auf die Nadel, als wäre sie unsicher, was zu tun sei. Aramis nickte ihr aufmunternd zu und versuchte einen freundlichen Gesichtsausdruck zu machen.
„Denk einfach du würdest was anderes Anderes nähen“, kam ein gut gemeinter Rat von D´Artagnan, der Lexie jedoch nur noch entsetzter aussehen ließ. Schließlich atmete sie einmal tief durch und widmete sich dann ihrer neuen Aufgabe. Als Aramis scharf die Luft einzog und einen äußerst schmerzverzerrten Gesichtsausdruck machte, hielt Lexie jedoch sofort wieder inne.
„Tschuldigung“, sagte sie und fühlte sich ziemlich unwohl dabei, dem Musketier Schmerz zuzufügen.
„Musst dich nicht entschuldigen, ist normal, dass das weh tut“, versuchte Aramis sie zu beruhigen, was ihm mit seiner derzeitigen Erscheinung jedoch nicht so recht gelingen wollte.
Es war draußen bereits dunkel, als Aramis Schulter endlich versorgt und verbunden war. Das Musketier war eingeschlafen und auch Lexie sah nicht so aus, als könnte sie sich noch viel länger auf den Beinen halten. Müde und erschöpft sank sie in das Bett. Die Musketiere hatten darauf bestanden, dass sie es bekommen sollte und ließen nicht mit sich diskutieren in dieser Hinsicht. Sie warf noch einen letzten prüfenden Blick auf Aramis, bevor sie auf der Stelle einschlief.