Unter Musketieren... von MadameAramis
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 17 BewertungenKapitel Angriff
Kapitel 7
„Jetzt, wo wir ja weit genug von der Stadt weg sind, sollten wir da nicht was spielen?“, fragte Aramis erwartungsvoll und blickte in die Runde.
„Und was schlägst du da vor?“, kam Athos skeptische Stimme von vorne.
Aramis sah ihn grinsend an. „Na, du weißt schon!“
„Nein Aramis, nicht schon wieder, ich weigere mich dieses Spiel zu spielen!“, sagte Athos nun ziemlich entschlossen.
„Ach komm schon, das Spiel ist doch lustig!“, versuchte Aramis seine Gefährten aufzumuntern.
Aramis fand jedoch niemanden, der gewillt war sein Reisespiel mitzumachen und fing an zu Pfeifen um sich die Zeit zu vertreiben. Ein paar Meter weiter hörte man von Athos nur ein genervtes Stöhnen.
„Was hast du?“, fragte Aramis verwundert und zog dabei nicht in Betracht, dass er der Auslöser für Athos genervte Reaktion sein könnte.
„Ich kann dein Gepfeife nicht mehr hören!“, antwortete er missmutig und schaute Aramis dabei durchdringenden an. Aramis machte ein Gesicht wie ein kleines Kind, dem gerade sein Lolli weggenommen wurde und gesellte sich dann lieber zu Porthos, um Athos schlechter Laune zu entkommen.
Es dämmerte bereits, als Athos schließlich ein Zeichen zum Halten gab.
„Hier bleiben wir über Nacht“, verkündete er, stieg von seinem Pferd ab und band es an einen Baum.
„Ich gehe mit Lexie mal etwas Feuerholz sammeln.“, kündigte Aramis an und machte sich schon auf den Weg.
Als Aramis und Alexandra genug Holz beisammen hatten, machten sie sich wieder auf den Rückweg zu ihrem Lager. Inzwischen war es draußen dunkel geworden und Alexandra sah in den mit Sternen überfluteten Himmel.
„Wow, das sind eine Menge Sterne“, murmelte sie verträumt.
„Gibt es da, wo du her kommst etwa keine Sterne“, wunderte sich Aramis.
„Doch, natürlich, aber man sieht sie meistens nicht. Dafür ist es oft zu wolkig.“
„Als ich kleiner war, habe ich oft in den Himmel geschaut und die Sterne bewundert. Ich habe mich immer auf das Dach gelegt.“ Aramis fing an leise zu lachen: „Mein Vater war nicht so begeistert davon, er hatte wohl Angst, dass ich herunter falle.“
Alexandra lächelte das Musketier an: „Wo bist du denn aufgewachsen?“
„Ein kleines Dorf, ungefähr vier Tagesritte von Paris entfernt. Ich war ewig nicht mehr dort.“, erzählte das Musketier sehnsüchtig.
„Warum nicht?“, wunderte sich Lexie.
„Es erinnert mich immer an meine Eltern“
Alexandra sah Aramis mit einem fragenden Blick an. Aramis schaute nach oben und flüsterte schließlich „Meine Eltern sind leben nicht mehr.“
„Das tut mir leid, das wusste ich nicht“.
Eine Zeit lang gingen die Zwei schweigend nebeneinander her, bis Aramis schließlich Lexie nach ihren Eltern fragte.
Wieder bei den anderen angekommen, zeigte Aramis Lexie die Kunst des Feuermachens und wurden dabei skeptisch von den drei anderen Musketieren beobachtet, die ab und zu Gekicher von den Zwei vernahmen.
„Typisch Aramis“, seufzte Porthos.
„Das kann nicht gut gehen“, bestätigte auch D´Artagnan.
Athos sah zu den beiden fraglichen Personen herüber. „Vielleicht sollte ich mich mal mit ihm unterhalten“.
Porthos sah Athos ungläubig an. „Und du denkst, das bringt was?!“ bemerkte er ironisch.
„Hast recht..., aber vielleicht solltest du mit ihm reden“, sagte er, nun zu D´Artagnan gewannt.
Ich mische mich nicht gerne in sowas ein“, redete dieser sich jedoch schnell heraus.
„In was mischst du dich nicht gerne ein?“ Aramis war plötzlich von hinten aufgetaucht und gesellte sich nun zu seinen Freunden.
„Es geht um deine Liebeleien mit Alexandra. Dir ist bewusst, dass sie ungefähr zehn Jahre jünger ist, als du?“, erklärte Athos dem Musketier, ohne lange drum herum zu reden.
„Liebeleien?“, erkundigte sich Aramis empört! Wir unterhalten uns nur! Sie ist eine nette junge Dame, die mir Gesellschaft leistet, weiter nichts.“
„Bist du dir da sicher?“, fragte Athos skeptisch weiter und sah ihn mit einem tiefen, durchdringenden Blick an.
„Es ist nichts passiert, ja!“, pampte Aramis, Athos an und zog beleidigt von dannen.
Athos seufzte und folgte Aramis ein paar Minuten später. Das beleidigte Musketier saß auf einem Baumstamm Alexandra gegenüber und die zwei unterhielten sich leise. Als die Anderen kamen, ignorierte er sie einfach. Porthos klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
„Jetzt sei nicht beleidigt! Hier Friedensangebot...“, Porthos warf Aramis eine Flasche zu, welche er geschickt aus der Luft fing.
„Na gut, da kann ich ja nicht nein sagen“, lies sich Aramis überraschend schnell von Porthos überzeugen und nahm einen Schluck.
Der Rest des Abends verging mit Geschichten und Erzählungen. Alexandra erinnerte das ganze doch stark an einen Lagerfeuerabend. Sie hatte es sich, in ein paar Decken eingehüllt, an dem Baumstamm neben Aramis bequem gemacht und hörte der leisen Unterhaltung gespannt zu.
Als Alexandra aufwachte, vernahm sie bereits die Geräusche der Musketiere, die im Lager umherliefen. Sie setzte sich auf versuchte sich zu orientieren. Sie war gestern bei einer von Porthos Geschichten eingeschlafen. Sie war so unendlich müde gewesen und hatte gar nicht gemerkt, dass ihr die Augen zugefallen waren. Jetzt aber befand sie sich nicht mehr in der Nähe des Baumstammes, an dem sie gestern gelehnt hatte, sondern von einer Decke gewärmt unter einem Baum. Alexandra wollte sich gerade wundern, wie sie hier hin gekommen war, als sie Porthos auf sich zukommen sah.
„So, gut das du wach bist, wir wollen weiter.“
Lexie strich mit einer Hand ihre Haare aus dem Gesicht. „Warum habt ihr mich nicht früher geweckt?“
„Ein bisschen mehr Schlaf hat dir bestimmt gut getan, du warst gestern so müde“. Porthos sah Lexie ein bisschen beleidigt an: „Du bist mitten in meiner Geschichte eingeschlafen.“
„Das tut mir leid, es war nicht meine Absicht einzuschlafen, die Geschichte war sehr spannend“
Porthos unterbrach Lexie, als er ihr zuzwinkerte „Schon gut, ich wollte dich doch nur ärger.“, lachte er und half ihr hoch.
Ein paar Minuten später fand Lexie sich auch schon erneut auf ihrem Pferd in Richtung „Zukunftsmann“ wieder. Gedankenverloren blickte sie auf die staubige Straße vor ihr, während Ètoile hinter den anderen her trottete. Sie merkte gar nicht wie die Zeit verging und das sie schon seit mehreren Stunden unterwegs waren. Als Athos sich schließlich entschied eine Rast einzulegen und Alexandra abstieg, merkte sie erst, dass ihr Rücken steif war und ihr alles weh tat. Als sie sich unbeobachtet fühlte, machte sie einige „gymnastische Übungen“ um sich wieder einigermaßen aufzulockern. Gerade war sie dabei, ihren Rücken nach unten zu beugen und berührte mit ihren Handflächen den Boden. Als sie wieder hoch kam, bemerkte sie Aramis, der deutlich amüsiert aussah und sich an einen Baum gelehnt hatte.
„Ähm, also ich wollte mich nur etwas auflockern und....“, versuchte Alexandra peinlich berührt zu erklären. Sie hoffte inständig, dass Aramis erst seit kurzem dort stand.
„Ah, das Gefühl kenne ich. Wir sind wohl etwas zu lange geritten für den Anfang“, sagte er mitfühlend, grinste jedoch nur weiter, amüsiert über Lexies Verlegenheit.
„Warte, probier mal das“. Aramis demonstrierte nun eine merkwürdigen Bewegung mit seinen Armen. Alexandra starrte ihn verwirrt an und wurde rot, wie eine Tomate. Machte er sich jetzt etwa lustig, über sie, oder war das echtes Mitgefühl. Lexie bemerkte nun Athos, der an ihnen vorbei lief und einen irritierten Blick auf Aramis warf, welcher ihm den Rücken zugewannt herum hampelte. Athos schüttelte ungläubig den Kopf und verdrehte die Augen und Lexie musste loslachen. Nun war es an Aramis, sie verwirrt anzuschauen.
Ein wenig später saßen alle satt und zufrieden um ein Feuer herum und wollten gerade wieder aufbrechen, als es auf einmal einen lauten Knall gab. Lexie zuckte zusammen, sah sich um und versuchte die Quelle des Geräusches ausfindig zu machen. Zu ihrem Schrecken entdeckte sie mehrere Männer, die aus dem Gebüsch mit lautem Gebrüll auf sie zu rannten. Sie hatten ihre Degen gezogen und kamen nun immer näher. Alexandra stand wie versteinert da. Die Musketiere jedoch zögerten keine Sekunde und zogen ebenfalls ihre Degen. D´Artagnan sah prüfend zu Lexie und drückte ihr einen Dolch in die Hand. Er zeigte auf einen hohen Stein, der etwas abseits des Geschehens lag.
„Lauf da rüber. Versteck dich!“, sagte er hastig.
Lexie schaute ihn mit angsterfüllten Augen an und wollte gerade protestieren, als von hinten einer der Angreifer auf D´Artagnan zu kam. Schnell war das jüngste Musketier in einen Kampf verwickelt und Alexandra war auf sich alleine gestellt. Sie machte einen Schritt rückwärts und der Schock über den plötzlichen Angriff ließ nach und verwandelte sich in pure Angst. Schnell rannte sie zu dem Stein, lehne sich mit dem Rücken dagegen und umklammerte den Dolch. Obwohl sie keine Ahnung hatte, wie sie damit umgehen sollte, versprach er ihr etwas Sicherheit. Ihr Herz pochte wild in ihrer Brust und Panik überkam sie. Aus dieser Sicht betrachtete sie nun den Kampf und schaute geschockt dabei zu, wie diese so netten und friedlichen Musketiere nun ohne zu zögern mit ihren Degen ihre Angreifer durchbohrten.
Sie atmete schnell und hatte solche Angst, wie sie sie noch nie im Leben gehabt hatte. Sie schaute zu Athos, der damit beschäftigt war drei der Banditen auf einmal zu bekämpfen. Dem einem hatte er gerade seinen Degen durch das Herz gerammt. Oh mein Gott, was tue ich hier, Lexie begannen Tränen die Wange herunter zu laufen und sie schluchzte hilflos, noch immer den Dolch umklammernd.
Auf einmal sah sie, wie einen der Banditen in ihre Richtung lief. Ihre Panik verstärkte sich, wenn das überhaupt noch möglich war und sie wollte zurückweichen, doch hinter ihr war nur eine feste Mauer aus Stein. Ihr Gegner kam immer näher. Sie hätte einfach zur Seite davon laufen können, doch ihre Beinen waren wie Blei. Sie konnte sich nicht bewegen. Es kamen ihr wie Stunden vor, aber eigentlich waren es nur wenige Sekunden. Der Fremde hatten sie erreicht und holte mit seiner Waffe zum Schlag aus. Der Stahl blitzte in der Sonne auf und Lexie schloss die Augen. Sie war unfähig sich zu wehren. Da kam auf einmal ein Schuss, wie aus dem Nichts. Der Bandit sackte in sich zusammen. Alexandra schaute hoch und sah etwas entfernt Aramis stehen, der eine immer noch qualmende Muskete in der Hand hielt. Das Musketiere nickte ihr zu und wurde bereits in den nächsten Kampf verwickelt.
Sie atmete erleichtert durch, doch auf einmal stand ein weiterer Mann vor ihr und drückte sie mit seiner Klinge gegen den Stein. Er lachte über Alexandras Hilflosigkeit und lehnte sich weit nach vorne, so dass er ihr direkt in die Augen starrte. Lexie wurde sich bewusst, dass sie immer noch den Dolch in ihren Händen hielt und instinktiv stach sie zu. Der Mann Schrie, hielt sich die Seite, taumelte zurück und fiel. Sein Atem beschleunigte sich und er rang um Luft. Bewegungsunfähig und voller Angst, sah Lexie dem Mann dabei zu, wie er um sein Leben rang. Er spuckte Blut aus und man konnte die gurgelnden Geräusche seiner Lunge hören, die sich mit Blut füllte. Der Kampf war schnell zu Ende. Der Körper des Mannes bewegte sich nicht mehr. Er lag ruhig da, die Augen zum Himmel gerichtet.
Alexandra sah auf den Boden. Der tote Mann vor ihren Füßen. Sie starrte ihn an. Sie konnte ihren Blick nicht von den leblosen Augen richten, die ins Nichts zu schauen schienen. Unter ihm hatte sich eine Blutlache gebildet und beim Anblick der roten Flüssigkeit, überkam Alexandra eine extreme Übelkeit. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht und sie wurde schlagartig blass. Sie ging einen Schritt zur Seite und musste sich übergeben. Ungläubig drehte sie sich wieder dem am Boden liegendem zu. Die Blutlache wurde immer größer und das Hemd des Mannes war bereits blutgetränkt. Das Rot erreichte ihre Füße und Lexie wich automatisch zurück. Tot, tot, tot?! Er ist tot! Wie kann das sein, wie kann er tot sein? Lexie starrte auf den leblosen Körper vor ihr. Dann starrte sie auf ihre Hände. Sie hatte noch den Dolch in ihrem Griff. Sie sah ihn an. Er war voller Blut, so wie ihre Hände. Sie schnappte nach Luft und ließ den Doch so plötzlich fallen, als wäre ihr eingefallen, dass er giftig wäre.
Ich hab ihn umgebracht! Nein das kann nicht sein!? Wie konnte das passieren? Ich kann keinen Menschen umbringen. Oh mein Gott, was habe ich getan???
Ihr wurde schwindelig. Sie rutschte mit dem Rücken am Stein herunter, fest dagegen gepresst, um dem Toten nicht zu nahe zu kommen. Entsetzt saß sie da, bewegte sich nicht. Schaute nur starr vor Schreck den Mann an. Ihre Sicht drohte zu verschwimmen, sie sah nur noch ihn. Sie hörte die Geräusche um sich nicht mehr, sie nahm gar nichts mehr war, nur noch den Körper zu ihren Füßen. Sie merkte auch nicht, wie sich ihr Atem weiter beschleunigte und sie drohte zu hyperventiliere. So saß sie da, und hatte keine Ahnung, wie lange sie da gegessen hatte, aber der Kampf schien fast vorbei zu sein. D´Artagnan war vor ihr in die Hocke gegangen und schüttelte sie an der Schulter. Doch auch das schien sie nicht zu spüren. Da war nur sie und der Tote, sonst niemand. Sie löste ihren Blick langsam von dem blutbefleckten Mann und drehte den Kopf in seine Richtung, doch schien durch das jüngste Musketier hindurch zu schauen. D´Artagnan redete weiter beruhigende Worte. Er hatte ihren Kopf zwischen seine Hände genommen, um Lexies Aufmerksamkeit zu bekommen. Als er merkte, dass Alexandra ihm nun in die Augen sah, atmete er erleichtert aus.
„Ein Glück, ich wusste schon nicht mehr, was ich noch machen sollte“. Alexandra blickte über D´Artagnan Schulter und sah verschwommen die drei Anderen, die noch immer in einen letzten Kampf verwickelt waren. Sie schienen jedoch keine Hilfe mehr zu gebrauchen.
Doch in diesem Moment gab es einen weiteren Knall und darauf folgend, Porthos markerschütternden Schrei. Alexandra starrte geschockt an die Stelle, an der eben noch Aramis gestanden hatte. Sie hatte nur noch Porthos Schrei im Sinn, der sie aus ihrer Schockstarre erwachen ließ. Sie löste sich so plötzlich von D´Artagnan, dass dieser zurückfiel. Alexandra rannte einmal quer über das Kampffeld. Sie rannte so schnell wie sie konnte zu der Stelle, an der Aramis zusammengesackt war. Porthos hatte Aramis Kopf in seinen Schoß gebettet und redete auf ihn ein.
„Hey, hey wach bleiben, hörst du mich. Alles wird gut.“
Alexandra ließ sich neben Aramis auf die Knie fallen, ihre Teilnahmslosigkeit von eben komplett vergessen. Aramis atmete schnell und hatte die Augen vor Schmerz fest geschlossen. Lexie sah in genauer an und dann wurde ihr erneut schwindelig, als sie das Blut sah, das seine rechte Schulter bedeckte...