Die Eiserne Maske von andrea

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Kapitel Der Weg nach Bas Poitou

Phillippe schlief in dieser Nacht so ruhig wie schon lange nicht mehr.
Schon am frühen Morgen wurde der Prinz von d'Artagnan geweckt. Man frühstückte und bestieg dann die gesattelten Pferde, die im Hof standen. Der Weg sollte nun per Pferd über Land gehen. D'Artagnan war sich sicher, daß man ohne Gefahr, daß man Phillippe erkennen würde, reisen könnte, solange man die großen Städte mied.
Man umritt also Nîmes und gelangte schon nach wenigen Tagen auf die Höhe von Limoges.
Der Tag war sehr schön, nur ein paar Wolken bedeckten den Himmel. Gegen Abend erreichten d'Artagnan und Philippe eine Lichtung, auf der man den wunderschönen Sonnenuntergang beobachten konnte. Philippe, der sich an der Schönheit der Natur gar nicht satt sehen konnte, bat den Musketier, kurz an dieser Stelle zu verweilen.
Die Pferde hatten sich kaum dem frischen Gras auf der Lichtung zugewandt, als sie die Ohren spitzten und sich etwas unruhig hin und her bewegten. Auch d'Artagnan wurde aufmerksam und wand sich im Sattel um. "Monseigneur, wir sollten weiter reiten! Die Pferde wittern irgend etwas, und ich glaube, es raschelte gerade in diesem Busch. Vielleicht ist es ein wilder Eber."
"Wir können weiterreiten, Monsieur."
"Gut, dann kommen Sie!"
Beide setzten ihre Pferde wieder in Bewegung und überquerten rasch die Lichtung. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, aber trotz der anbrechenden Dunkelheit gewahrte Philippe einen schwarzen Gegenstand, der auf der Straße, kurz vor dem Waldrand, lag.
"D'Artagnan, da liegt etwas auf der Straße."
"Ja, mein Prinz, das habe ich auch schon bemerkt. Aber tun Sie mir den Gefallen und reiten Sie weiter."
"Aber das kann ich nicht tun", antwortete Philippe und zügelte sein Pferd, "das ist ein Mensch, der dort liegt."
Auch d'Artagnan zügelte sein Pferd und stieg ab. Es lag wirklich ein Mann, wie ohnmächtig, auf der Straße. Aber er traute dem Anschein nicht, und er sollte recht behalten. Plötzlich regte sich der Mann und zog ein Pistol. D'Artagnan zog blitzschnell seinen Degen und stach den Räuber nieder, ehe dieser abdrücken konnte.
"Monseigneur, passen Sie auf, das ist eine Falle!"
Schon bei diesem Ruf sprangen Männer aus den Büschen und versuchten, Philippe vom Pferd zu ziehen. Dieser trat wild um sich und versuchte sich so gut als möglich gegen die Angreifer zu wehren. D'Artagnan griff nach dem Pistol des Toten und schoß einen der Strauchdiebe nieder. Nun ließen die Räuber von Philippe ab und gingen auf den Musketier los. Dieser stieß dem nächsten seinen Rapier durch den Leib und schnitt dem Darauffolgenden die Kehle durch, die anderen flüchteten zurück in die Wälder. D'Artagnan steckte den Degen in die Scheide, warf Phillippe, dem aber nichts passiert zu sein schien, einen besorgten Blick zu und bestieg dann wieder sein Pferd.
Lange ritten die beiden schweigend nebeneinander her. Erst als der Mond aufgegangen war, brach Philippe das Schweigen.
"Monsieur, es tut mir leid, daß ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet habe."
"Es muß Ihnen nicht leid tun, Monseigneur, aber ich muß zu geben, daß mir der Kampf nicht mehr so viel Spaß macht wie früher." antwortete d'Artagnan, indem er zu lächeln versuchte, doch ein plötzlicher Schmerz ließ das Lächeln von seinem Gesicht verschwinden.
"Aber Monsieur, was ist mit Ihnen?"
"Ach, ich glaube, der eine von ihnen hatte ein Messer."
"Es ist doch hoffentlich nichts Ernstes?" fragte Philippe besorgt.
"Nein", antwortete d'Artagnan gerührt, "nein, nur ein kleiner Kratzer. Ich bin heilfroh, daß Ihnen nichts passiert ist, mein Prinz. Wir sollten jetzt schnell das nächste Dorf erreichen, denn um diese Zeit sollte man sich in dieser Gegend scheinbar nicht mehr draußen herumtreiben. Kommen Sie!"
Beide gaben ihren Pferden die Sporen.