Mademoiselle Musketier von Mademoiselle Musketier

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Kapitel Das Vorstellungsgespräch

Wenn fechten so einfach wäre, dann würde es Fußball heißen.

Paris lag recht nahe an dem kleinen Bauernhäuschen, in dem Matthias und seine Schwester wohnten.
Es war noch nicht mal eine Tagesreise. Jedoch, als diese Zeit verflossen war, hatte Matthias es geschafft, sich drei Mal zu duellieren. Doch das war bei ihm keineswegs einer neuer Re-kord, sondern eher normal. Er duellierte sich nämlich recht oft.
Einige Zeit später standen Charlotte und Matthias vor einer Ta-verne. Charlotte war jetzt wieder ein junges Mädchen. Sie sah jedoch hübscher aus, als je zuvor, denn sie strahlte wie ein Ho-nigkuchenpferd. Nun gingen die beiden hinein. Die Geschwister bestellten an der Theke ein Glas Wein. Als sie zahlen wollten, sagte der Wirt: „Das macht dann fünf Taler bitte. Sonnst noch ein Wunsch?“ „Ja“, meinte Matthias. „Führen Sie mich bitte zum oberen Geschoss in das Zimmer auf der linken Seite.“ „Bedau-re“ sagte, der Wirt indem er versuchte, bedauernd zu wirken, wobei er aussah, als hätte er gerade eine Mischung aus Zitro-nen- und Zwiebelsaft getrunken. Matthias seufzte und holte ei-ne Münze aus seiner Tasche. Charlotte sagte entsetzt: „Wie weit haben wir es nur schon gebracht, wenn die Wirte schon so bestechlich sind. Da kann jeder beliebige Kardinalist dem Wirt einen Dukaten geben, und schon kann er uns belauschen.“ Matthias lächelte und erklärte: „Es ist eine bestimmte Münze. Ein winziger Degen ist darauf abgebildet.“ „Na dann“ sagte Charlotte erleichtert. Der Wirt hatte nun endlich den Degen ent-deckt. Unwirsch ließ er einen Schlüssel über die Theke gleiten, um dann damit fortzufahren, diese mit der missmutigsten Mie-ne, der er fähig war, aufs gründlichste zu putzen.
Charlotte war furchtbar aufgeregt. Kein Wunder: Sie hatte ja ganze neun Jahre lang geübt. Wofür? Um bei den Musketieren als Spionin aufgenommen zu werden. Es war der Traum ihres Lebens gewesen, schon immer. Und trotzdem zeigte Charlotte nicht mal einen Anflug von Aufregung. Das hatte Charlotte schon mit 13 Jahren gekonnt. Nun war sie 18. Auch wenn Sie mit 8 Jahren noch ein furchtbar aufgeregtes Mädchen gewesen war. Natürlich hatte sie trotzdem immer kämpferische Gaben gehabt. Sie hätte nie zugegeben, dass sie gerne mit dem Fuß aufgestampf hätte. Stolz schritt sie daher, mit einer Würde, die ihr so schnell keiner nachmachen konnte. Sie konnte es sich jedoch nicht verkeifen, dass sie, als sie vor der Tür standen, tief Luft holen musste. Langsam, dann langsam drückte sie die Türklinke herunter. „Nun beeile Dich!“ versetzte Matthias. Da öffnete Charlotte mit einem letzten Ruck die Tür.
Im Raum standen zwei Holztische mit jeweils vier Stühlen. An dem einen Tisch saßen drei Männer, die Musketieruniformen trugen. Der andere Stuhl, der der letzte war, blieb frei. Als Mat-thias eintraf, sprangen die Drei in Musketieruniform auf und rie-fen wie aus einem Munde „Mathias Lojarot! was treibt euch den hier her!!?“ Mathias lächelte über die Überraschung seiner Ka-meraden. „Der Grund für mein Kommen, ist meine kleine Schwester. Ich habe sie neun Jahre lang in allem trainiert, was man für eine Spionin braucht. Ich nehme an, dass Ergebnis kann sich sehen lassen.“ Die Musketiere standen immer noch wie vom Donner gerührt. Das ist ein sehr guter Zeitpunkt, diese sich einmal genauer anzuschauen. Der erste hieß Michael Po-lin. Er hatte schwarze Haare, die schon ein wenig weiß waren. Seine Augen hatten etwas Jugendliches und guckten gleichzei-tig zu klug wie die einer Eule. Er war gewitzt und schlagfertig und hatte schon so manchem Kardinalisten gezeigt, was eine Harke ist. Es war schon recht wunderlich, dass er trotz seiner 50 Jahre immer noch ein Musketier war. Aber wahrscheinlich wollte man einen so tollen Fechter wie ihn nicht aufgeben. Denn er war wahrlich sehr, sehr gut. Der zweite Musketier hieß Friedrich De Jaron. Er hatte langes, schwarzes Haar, das ihm glatt bis auf die Schultern fiel. Er war sehr stolz auf es, da es sehr schön glänzte. Er wahr bestimmt 30 Jahre. Seine Augen waren kastanienbraun und strahlten Kampfeslust und eisern-starke Freundschaft zu Michael Polin und Willhelm Devin aus. Und jeder, der diese Drei sah, wusste: Die Drei bleiben sich treu, und komme was wolle sie wanken nicht. Wenden wir uns nun Willhelm Devin zu. Seine Haare hatten eine Farbe, die man nicht richtig beschreiben kann. Ich will es aber dennoch probie-ren: Es war eine Mischung aus straßenköterblond, grau und braun. Die Augen hatten ein unbeschreibliches Grüngelb. Er musste ungefähr 33 Jahre alt sein. Außerdem hing sein ganzer Stolz an einem kostbaren Wehrgehänge, das er nur zu beson-deren Anlässen trug. Nun muss man wissen, dass sich die Edelmänner damals nicht bei ihrem Vornamen nannten. Die drei Musketiere hatten Mathias ja auch nicht bei seinem Vor-namen genannt. Nein, sie hatten ihn bei seinem Nachnamen genannt. Normalerweise hieß er für sie De Jaron. Aber natürlich nannte Charlotte ihren Bruder bei seinem Vornamen. Nun wer-det ihr sicherlich denken: „Aber meine Eltern heißen doch ge-nauso wie ich!“ Da hat der kluge Leser Recht. Es konnte durch-aus passieren, dass Vater und Sohn, vor einem Postboten standen und eben der Bote fragte „ Wer von eich ist De Jaron? Ich habe einen Brief für ihn.“ Und Vater und Sohn sagten dann gleichzeitig: „Ich!“ Eben aus diesem Grunde einigten sich die Musketiere und, lieber Leser wir wollen uns auch einigen, Char-lotte bei ihrem Vornamen zu nennen. Weil alles andere wäre verwirrend hier. Michael hieß wie gesagt Polin und Willhelm Devin. Friedrich hieß für sie alle: De Jaron. Sie alle hatten sich acht Jahre lang nicht mehr gesehen.
Als sich Devin, De Jaron und Polin von dem ersten Schreck er-holt hatten, setzten sie sich wieder hin. „Nun“, sagte Polin „be-ginnen wir mit der Prüfung“. Eine Person, in die ihr euch ver-wandeln wollt, dürft ihr euch selber aussuchen. Die andere ge-ben wir vor.“ „Und danach, müsst ihr kämpfen“, fügte De Jaron aufgeregt hinzu. „Als erstes dürft ihr euch eine Gestalt aussu-chen.“ „Gut“, sagte Charlotte. „Ich habe mein Kostüm selbst da-bei“, fügte sie hinzu. Und sie gingen aus dem Zimmer hinaus.
Zehn Minuten später öffnete sich die Tür und ein Kardinalist kam herein. Devin sprang auf und schrie: „Wie seid ihr hier her-ein gekommen? Ach, was frage ich!“ Schon zog er den Degen und die anderen beiden taten es ihm nach. Sie wussten ja nicht, dass dieser „Kardinalist“ Charlotte war. Genauso wenig wussten sie, dass es alles mit De Jaron abgesprochen war. Da trat De Jaron vor und sagte: „Seid ihr etwa unfair geworden seit ich euch verlassen habe? Drei gegen einen? Nun, wenn sich drei streiten, freut sich der vierte!“ Mit diesen Worten stürzte er sich auf den „Kardinalist“ Charlotte.
Sie fochten erbittert. Eine geschlagene halbe Stunde lang. Langsam überlegte De Jaron, ob er vielleicht doch eingreifen sollte. Devin fing an seine Fingernägel zu putzen und Polin las in einem seiner Lieblingsbücher. Doch plötzlich – wie verabre-det – holte De Jaron zu dem tödlichen Schlag aus. Sie standen so, dass die Musketiere nicht sehen konnten, dass er nur ein Loch in die Uniform machte, die Haut aber nicht berührte, oder besser gesagt: nicht verletzte. Trotzdem quoll rote Flüssigkeit hervor, die man als Blut bezeichnen konnte und der „Kardina-list“ steckte seine Hand unter den Mantel und ging langsam zu Boden. Dort blieb der „Kadinalist“ exakt 30 Sekunden liegen. Dann sprang Charlotte auf und lachte über die dummen Ge-sichter von Devin, De Jaron und Polin, die verdutzt drein schau-ten. Dann warf Charlotte eine leere Blutkapsel unter ihrem Man-tel hervor und setzte Hut und Perücke ab. Da lachte auch die anderen vier. „Ihr müsst nicht weiter geprüft werden. Wir brau-chen genau euch! Ihr seid genau richtig!!!“ rief Devin ehrlich begeistert. Vielleicht erinnert ihr euch, dass ich sagte, dass in dem Raum zwei Tische standen. An dem zweiten saßen nur zwei Musketiere. Wir hatten die anderen einfach ignoriert. Nicht, dass die beiden unhöflich gewesen wären, oh nein! Miragon und Cassin waren die Höflichkeit in Person. Aber sie hatten auch jemanden zu prüfen. Das Mädchen, das sie prüfen muss-ten, war vielleicht nicht ganz so gut wie Charlotte, aber zumin-dest so gut, dass Miragon und Cassin ganz zufrieden guckten. Es, das Mädchen, hieß Amalie Chichon. Wollen wir, um nicht durcheinander zu kommen, alle Mädchen, Frauen usw. bei ih-ren Vornamen nennen. Amalie hatte rötlich braune Haare und braune Augen. Ihre Haare vielmehr rot. Es war aber, wenn man ganz genau hinschaute, ein ganz kleiner Stich braun darin. Sie konnte sich sehr gut verkleiden und auch verstellen. Und des-wegen würden gewisse Musketieren und so einem gewissen Mädchen noch so gewisse p… aber das gehört nicht hier her – noch nicht.
„Monsieur De Jaron“, rief Miragon, „eine Spionin haben wir schon!“, „Ihr irrt, mein lieber Miragon! Wir haben bereits Zwei. Ihr wart wohl zu beschäftigt um dieses wunderbare Schauspiel hier nicht mitbekommen zu haben!“, brummte Monsieur De Ja-ron vergnügt. „Bringt sie bitte her, Monsieur Cassin“, rief De Ja-ron glücklich. Sie hatten schon alle sehr lange auf gute Spio-ninnen gewartet. Und da kam an einem Tag gleich zwei, die gut genug waren. Miragon kam mit Amalie herüber gelaufen. „So“, mischte sich Pollin ein. „Eurem ersten Auftrag steht nichts mehr im Wege. Den erledigt ihr am Besten gemeinsam. Als Kardina-listen sollt ihr in ein gewissen Haus hinter einem gewissen Tan-nenwäldchen gehen. Dieses liegt außerhalb von Paris. Wenn ihr gefragt werden, was ihr wollt, so antwortet, dass ihr etwas für den Kardinal holen sollt.“ „Nur der obere Stock ist für euch interessant“ mischte sich Lojarot ein. „Ihr guckt in jedes Zimmer. Und wenn ein Schild „Geheim“ darauf steht, erst recht. Jedoch dürft ihr nicht als Kardinalisten in das geheime Zimmer. Ihr müsst dort als junge Mädchen hinein gehen, falls der Kardinal dann doch einmal auftaucht.“ Nun ergriff Polin wieder das Wort: “Obwohl er Morgen eine Konferenz hat.“ Jetzt war Polin auch die Puste ausgegangen. Charlotte und Amalie guckten wie vom Donner gerührt. Es war schon recht heikel, in ein „geheimes Haus“ zu gehen, in dem der Kardinal höchst selbst schon jeden Moment auftauchen könnte, auch wenn es recht unwahrschein-lich war. Da Sprang Charlotte plötzlich auf und rief: „Kotzbom-benelement und Donnerknispel!! Ich bin dabei!!“