Und täglich grüßt das Murmeltier von xalibur
Durchschnittliche Wertung: 4.5, basierend auf 8 BewertungenKapitel Das erste Duell
Prolog
Meine wilden Zeiten habe ich hinter mir gelassen. Es ist wahr, in meiner Jugend habe ich mich an einigen bösen Geschichten beteiligt - man könnte vielleicht sagen, ich hatte die falschen Freunde - aber ich habe gelernt, daß es sich besser lebt, wenn man den Edelmut und die Freundlichkeit der Menschen nicht ganz so schamlos mit Bösem vergilt. Ich werde bestimmt nie ein Heiliger und ich amüsiere mich immer noch köstlich über all die Narren, die sich von Ehre und Stolz in die abenteuerlichsten Bredoullien bringen lassen, aber ich treibe einen derben Spaß nicht mehr so weit, daß am Ende tödlicher Ernst daraus wird. Heute nicht mehr.
Was wir mit dem armen, kleinen Priesterschüler getrieben haben, war nicht besonders rühmlich. Aber er gab ein so hübsches Ziel ab für unseren Spott in seiner Verliebtheit und seiner unschuldigen Bewunderung für die junge Dame, die so unschuldig gar nicht war. Er war ein hübscher Knabe, nicht dumm und seine Verse waren nicht einmal schlecht. Ich hatte mich in ihm verschätzt. Er war wortlos gegangen, seine Wangen glühend vor Scham, und wir hatten gelacht. Danach war er nicht mehr erschienen, und ich hatte die Sache fast vergessen. Wie konnte ich ahnen, daß er mitnichten dasselbe tat oder, wie es sich für einen angehenden Priester gehört, über Demut und Versuchung kontempliert, sondern stattdessen verbissen das Fechten erlernt, und dann wieder vor mir steht, voll Stolz und kaltem Zorn und Satisfaktion von mir fordert?
Ich konnte sie ihm nicht verweigern, aber ich konnte es auch nicht über mich bringen, sein junges Leben zu beenden. Und genau darauf würde es hinauslaufen. Ich fechte nicht erst seit gestern. Es ist für jene, die von meiner Art sind, eine Lebensnotwendigkeit, eine Meisterschaft in jeglicher Ausprägung dieser Kunst zu erreichen. Unser Leben ist Kampf, auch wenn ich den vermeidbaren Kämpfen längst aus dem Wege gehe. Fechten lernt man nicht in einem Monat und auch nicht in einem Jahr. Selbst wenn er Talent hatte, und das hatte er unbestreitbar, hatte er keine Chance.
Wir tauschten ein paar Hiebe und ich versuchte, meinen jungen Freund einzuschätzen. Ich sah in seinen Augen und seiner Haltung eine Entschlossenheit und Unbeugsamkeit, die ich dort ganz und gar nicht zu sehen wünschte. Einer von uns würde diesen Platz nicht lebend verlassen. Mit weniger würde er sich nicht zufrieden geben. Ich seufzte innerlich. Ich wurde langsam zu weich. Aber wenn es nun nicht anders ging, dann mußte es wohl sein. Es war nicht das erste Mal, daß ich diesen Ausweg wählte. Er schlug sich nicht schlecht, die Haltung war tadellos, jeder Schritt und jeder Stoß wie aus dem Lehrbuch. Talentiert, aber viel zu berechenbar. Ich machte eine Eröffnung und kannte die Antwort, der Stich zielte auf die Brust und ich schlug die Klinge nicht fort. Ich fühlte den Degen in meinen Körper eindringen, dieses ekelhafte Gefühl von Schmerz und Schwäche, wenn die Lebenskraft wie Wasser aus einem zerbrochenen Krug rinnt. Ich brach in die Knie und fiel. Das letzte, was ich sah, bevor ich starb, war sein Gesicht mit jener Mischung von Trotz, Genugtuung und Entsetzten darin.