"Die Gräfin de Winter" von Rochefort

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Kapitel Konfrontationen

So schnell er konnte, zog sich der Geheimdienstchef Seiner Eminenz in Richtung Gartenmauer zurück. Was hier geschehen war – davon musste
umgehend der Kardinal unterrichtet werden! Bei Hofe blieb fast nichts lange
geheim, so sehr die Beteiligten sich auch darum bemühen mochten. Und wenn
dieses Treffen zwischen der Königin und Buckingham bekannt wurde, so mochte das unabsehbare Folgen haben. Niemand konnte voraussehen, wie der König reagieren würde, wenn seine Gemahlin in den Verdacht der Untreue geriet. Das Problem, dass Louis und Anna bisher keinen Erben gezeugt hatten und immer noch der leichtfertige und unzuverlässige Bruder des Königs den ersten Rang in der Thronfolge einnahm, war auch so schon brennend genug…

Er erreichte die Stelle, an der er die Mauer überklettert hatte und spähte vorsichtig durch die Zweige des Gebüschs nach draußen. Ein einiger Entfernung sah er auf der rechten Seite zwei Musketiere patrouillieren und links noch einmal zwei. Offenbar hatte man aufgrund der langsam hereinbrechenden Dämmerung die Bewachung des Schlosses und seiner Umgebung verstärkt. Er wartete, bis die Wachtposten einander etwa in der Mitte des Weges gekreuzt hatten und nun in entgegengesetzter Richtung auf das jeweilige Ende der Parkmauer zustrebten, dann überkletterte er die Mauer und sprang hinab auf
den Weg. Dabei löste sich jedoch von der Mauerkrone ein lockerer Stein und fiel
polternd zu Boden. Das Geräusch ließ einen der Musketiere aufhorchen und sich herumdrehen.

Unbemerkt weg zu kommen war jetzt nicht mehr möglich. Rochefort spazierte also mit selbstverständlicher Gelassenheit den Weg entlang, obwohl ihm natürlich bewusst war, dass sich die Männer fragen würden, wo er plötzlich
wie aus dem Nichts hergekommen war. Bald nahten auch schon eilige Schritte und eine kräftige, tiefe, polternde Stimme hinter ihm rief: „Ihr da! Bleibt stehen!“
Der Graf tat wie ihm geheißen, wobei er einen leisen, leicht genervten Seufzer
ausstieß. Langsam drehte er sich zu den beiden Musketieren herum und stellte
fest, dass sie für ihn keine Unbekannten waren. Nun richtete der kleinere von
beiden, ein schlanker junger Mann mit ebenmäßigen, hübschen, ja fast femininen Gesichtszügen und dunkelbraunem Haar, das Wort an ihn. Seine Stimme war im Gegensatz zu der seines Kameraden angenehm melodiös und wohlklingend. „Erklärt Euch. Wo kommt Ihr her und was habt Ihr hier zu schaffen?“

„Ja – was schnüffelt Ihr hier herum?“ fügte der andere, ein Hüne mit breiten Schultern, der, obwohl Rochefort selbst hochgewachsen war, ihn noch um einen halben Kopf überragte, barsch hinzu. Der Graf wusste, dass der Musketier „Porthos“ genannt wurde – was zweifellos nicht sein richtiger Name war – und schon des öfteren in recht handfeste „Argumentationen“ mit Soldaten Seiner Eminenz verwickelt gewesen war. Und diese Auseinandersetzungen waren
meist nicht gerade zum Vorteil der Herren Gardisten ausgegangen…

Um ihren Fragen mehr Nachdruck zu verleihen, hatten beide Männer eine Hand an den Knauf ihrer Degen gelegt.

„Ich wüsste wirklich nicht“, entgegnete der solcherart zur Rede Gestellte gelangweilt, was es die Herren Musketiere angeht, wo ich meinen
Abendspaziergang mache und weshalb ich ihn gerade hier mache.“ Während er
sprach, schob er den breitkrempigen Filzhut, den er trug, aus der Stirn, sodass
sein Gesicht besser zu erkennen war.

„Monsieur le Comte!“ entfuhr es dem Schmächtigeren verblüfft.

„Derselbe. Also was gibt’s?“

„Nun – wir – waren etwas überrascht, als so unvermutet jemand auftauchte…“, erwiderte der Musketier etwas verlegen.

Der Anflug eines spöttischen Lächelns huschte über das Gesicht des Grafen: „Dass man mitunter von meinem unvermuteten Auftauchen überrascht ist, bin ich gewohnt. Sonst noch etwas, Monsieur Aramis?“

Die so betonte Erwähnung seines angenommenen Namens ließ den
Angesprochenen unwillkürlich leicht zusammenzucken. Alarmiert starrte er
Rochefort nun geradewegs in die Augen und dieser erwiderte seinen Blick mit
einer unangenehmen Intensität. „Er weiß es“, schoss es Aramis durch den Kopf,
„er weiß alles.“ Unwillkürlich wanderten die Gedanken des Musketiers zurück zu
jenem Duell in der Rue de La Payenne, das sein Leben so nachhaltig in andere
Bahnen gelenkt hatte. Beunruhigt forschte er im Gesicht seines Gegenübers.
Wollte der Stallmeister des Kardinals diese Affäre wieder aufwärmen, ihn jetzt,
nach über einem Jahr, zur Rechenschaft ziehen für den Tod des Garde-Offiziers? Doch er konnte keine Rachegelüste oder Drohung in dem dunklen,
undurchdringlichen Blick des Grafen lesen, am ehesten lag vielleicht eine leise
Warnung darin…

Porthos räusperte sich neben ihm. Der Hüne schien gereizt, zornig darüber, dass es Rochefort offenbar gelungen war, seinen Kameraden zu überrumpeln und in Verlegenheit zu bringen. „Monsieur“ begann er mit deutlicher Ungeduld in der Stimme und einem Tonfall, der hart an der Grenze dessen lag, was er sich einem Höherrangigen gegenüber erlauben durfte, „unser Auftrag lautet, das Gelände hier zu bewachen. Und genau das tun wir. Ich hoffe doch wohl sehr, dass Ihr dagegen nichts einzuwenden habt.“

Die anderen beiden Musketiere, die sich etwas weiter weg befunden hatten, waren inzwischen auch heran gekommen, blieben jedoch in einigem Abstand stehen, ohne sich in das Gespräch zu mischen.

„Einzuwenden?“ erwiderte Rochefort indessen ein wenig übertrieben gedehnt. „Ganz im Gegenteil. Nichts anderes als die höchst pflichtgetreue Ausführung ihrer Befehle würde ich von den Musketieren Seiner Majestät erwarten. Und nun mögen mich die Herren entschuldigen. Ich wünsche noch einen angenehmen Abend.“

Der Graf nickte den vier Männern zu und eilte raschen Schrittes von dannen. Was er im Park beobachtet hatte, brannte ihm unter den Nägeln; er musste so rasch als möglich einen Bericht nach Paris schicken und hatte keine Zeit, sich länger mit belanglosem Geschwätz aufzuhalten…

Die Musketiere sahen ihm hinterher. „Arroganter Kerl!“ knurrte Porthos. „Ich möchte wetten, dass er da drinnen war.“ Er deutete auf die Parkmauer.

Aramis zuckte die Schultern. „Er kann sich seine Arroganz leisten. Und nachweisen können wir ihm nichts…“

+++++++++++

Rochefort schlängelte sich indes durch die immer noch stark belebten Gassen der Stadt zurück in Richtung seines Quartiers. Kurz bevor der den Gasthof erreicht hatte, zupfte ihn jemand am Ärmel.

„Wart Ihr zufrieden mit uns, Herr?“ fragte eine helle Knabenstimme.

Armand wandte sich um und blickte in die erwartungsvollen Gesichter der beiden Straßenjungen.

„Voll und ganz. Besser hättet Ihr Eure Sache nicht machen können.“ Er zog einen Beutel aus seinem Wams und reichte ihnen ein paar Münzen – die zweite Hälfte der versprochenen Belohnung. Freudestrahlend stürmten die Buben davon.

In seiner Kammer angekommen, griff der Agent des Kardinals augenblicklich zu Feder und Tinte und begann einen chiffrierten Bericht zu schreiben. Doch er hatte erst wenige Zeilen zu Papier gebracht, als es an der Tür klopfte. Verärgert über die Störung blickte er auf. „Ja!?“

Der Wirt streckt den Kopf herein, etwas verunsichert durch den schroffen Tonfall seines Gastes. „Verzeiht – Herr – aber – die Blumenfrau ist da mit dem Flieder, den Ihr bestellt habt.“

Nur ein sehr geübter Beobachter hätte registrieren können, dass Rochefort überrascht war.

„Danke. Sie soll heraufkommen“, erwiderte er mit einem leichten Lächeln, um den Anschein zu erwecken, er freue sich über die Mitteilung.

Der Wirt zog sich wieder zurück und kurz darauf pochte es abermals. Auf das „Herein!“ des Grafen betrat eine zierliche Frau um die Dreißig das Zimmer. Sie trug ein schlichtes braunes Kleid und hatte ein buntes Tuch um Kopf und Schultern geschlungen. In den Händen hielt sie zwei große Körbe, die über und über mit Blumen gefüllt waren, der eine davon fast ausschließlich mit Flieder.

„Madame de Lannoy!“

Armand erhob sich rasch, trat auf sie zu und nahm ihr die Körbe ab, die er auf den Boden neben dem Tisch stellte. „Was ist passiert?“

Die unerwartete Besucherin war eine der Hofdamen Anna von Österreichs und Rocheforts wichtigste Informantin im Umfeld der Königin. Dass sie hier her gekommen war, stellte ein erhebliches Risiko dar. Es musste also triftige Gründe geben und der Graf konnte sich auch schon denken, welche.

„Ich glaube, ich weiß, warum Ihr hier seid. Die Königin hat sich in den Gärten alleine mit Buckingham getroffen.“

Jetzt war es an Madame de Lannoy überrascht zu sein: „Aber woher wisst Ihr…? Ach, was rede ich. Man sagt ja, dass es nichts gibt, was Ihr nicht erfahrt. Manchmal frage ich mich, wozu Ihr Leute wie mich überhaupt braucht.“ Sie setzte dabei zum Schein eine leicht gekränkte Miene auf.

„Das ist nicht ganz korrekt“, entgegnete Rochefort mit leicht scherzhaftem Unterton. Derjenige, der stets alles erfährt, ist Seine Eminenz, nicht ich. Ich stehe da nur an zweiter Stelle.“

Dann wurden beide übergangslos wieder ernst.

„Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ stellte der Graf fest und berichtet kurz von seinem „Ausflug“ in die Gärten.

Seine Besucherin nickte. „Die Königin hielt sich mit uns Hofdamen draußen bei den Springbrunnen auf, als ein Diener kam und ihr eine offenbar vertrauliche Nachricht zuflüsterte. Sie erblasste, wirkte plötzlich auffallend nervös und meinte dann, sie bedürfe ein wenig der Ruhe, wir dürften uns zurückziehen. Nur ihre Vertraute Donna Estefana wollte sie an ihrer Seite haben. Ich tat so, als würde ich mit den anderen Damen ins Schloss zurückgehen, kehrte aber dann um und konnte beobachten, wie Ihre Majestät in Richtung des Rosengartens ging. Und wenig später kam Buckingham daher, alleine, und eilte in dieselbe Richtung. Den Rest habt Ihr ja beobachtet. Aber das ist noch nicht alles – und davon könnt Ihr noch nichts erfahren haben: Buckingham will die Königin heute Nacht, nach dem Maskenfest, in ihren Gemächern aufsuchen.“

Rochefort presste zornig die Lippen aufeinander. „Die Unverfrorenheit dieses Mannes kennt offenbar keine Grenzen… Woher wisst Ihr das?“

„Als die Königin aus den Gärten zurückkam, befand ich mich in einem der Vorräume zu ihren Gemächern. Alleine. Ich hörte draußen am Gang die Stimme Ihrer Majestät wie sie sich höchst erregt mit Donna Estefana unterhielt. Bevor die beiden den Raum betraten, schlüpfte ich hinter den schweren Brokatvorhang beim Fenster. Ich kann gar nicht genau sagen, warum ich es tat, ich handelte einfach intuitiv. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich unbedingt wissen musste, was hier beredet wurde. So erfuhr ich davon. Donna Estefana hatte Bedenken, dass Buckingham entdeckt werden könnte, doch die Königin meinte, sie könne ihn nicht abweisen, er habe schon so viel für sie gewagt und seine Leidenschaft berühre ihr Herz.“

„Diese Närrin!“ entfuhr es dem Grafen. „Ist ihr denn nicht bewusst, was auf dem Spiel steht? Sie ist schließlich nicht irgendein Hirtenmädchen, das unbeschwert mit ihrem Liebhaber tändeln kann, sondern die Königin von Frankreich!“

„Was ist zu tun?“ fragte Madame de Lannoy.

„Kehrt so rasch wie möglich ins Schloss zurück und seid vorsichtig, dass niemand Eure Verkleidung durchschaut. Ich hoffe, Eure Abwesenheit bringt Euch nicht in Schwierigkeiten.“

„Ich denke nicht. Die Königin hat sich zurückgezogen und gibt vor, unter schlimmen Kopfschmerzen zu leiden. Sie wird deshalb auch auf dem Fest nicht erscheinen und hat fast allen ihren Damen frei gegeben. Nur ihre beiden vertrautesten spanischen Damen hat sie bei sich behalten. So konnte ich ohne Verdacht zu erwecken das Schloss verlassen.“

„Gut, dann sollte es keine Probleme geben. Sorgt Euch nicht wegen dieses geplanten Rendezvous. Es wird nicht stattfinden. Ich kümmere mich persönlich darum.“ Rocheforts Stimme ließ nicht den leisesten Zweifel an seiner
Entschlossenheit. „Jetzt müsst Ihr mir nur noch sagen, in welchem Flügel des
Schlosses die Räume der Königin liegen“

Als seine Besucherin sich schließlich zum Gehen wandte, sagte der Graf: „Ihr habt klug und richtig reagiert. Ich danke Euch.“ Madame de Lannoy lächelte. „Es ist mir eine Ehre, Seiner Eminenz zu dienen.“

Armand nahm den Flieder aus den Blumenkörben und gab ihr diese dann wieder zurück. Als sie die Kammer verließ, bat er sie noch: „Sagt dem Wirt, er möge mir einen Krug mit Wasser für den Flieder herauf bringen lassen.“

++++++++++++

Mitternacht war schon geraume Zeit vorüber. „Jetzt kann es nicht mehr lange dauern“, dachte Rochefort. Um sicher zu gehen, dass er Buckingham nicht verpasste, war er schon seit zehn Uhr Abends auf seinem Posten. Die kegelförmig geschnittenen Eibenbäume, die hier entlang der Schlossfassade gepflanzt waren, boten eine halbwegs passable Deckung. Die Gemächer Ihrer Majestät befanden sich in dem gartenseitig gelegenen Flügel des Schlosses. Madame de Lannoy hatte ihm glaubwürdig versichert, dass die einzige
Möglichkeit, unbemerkt zu diesen Räumlichkeiten zu gelangen, der Weg über die Dienstbotentreppe an der Rückseite des Gebäudes war. Bei der Vielzahl an
maskierten Ballgästen war es für den Agenten Seiner Eminenz nicht weiter
schwierig gewesen, sich unerkannt darunter zu mischen und sich dann im Schutze der Dunkelheit in Richtung des Gartentraktes davon zu stehlen.

Zum wiederholten Male waren nun wieder Schritte auf dem bekiesten Weg zu hören. Doch diesmal war es nicht eines der Pärchen, die, erhitzt vom Tanz, etwas Abkühlung im nächtlichen Garten suchten, sondern ein einzelner Mann. Er trug ein goldfarbenes venezianisches Kostüm von verschwenderischer Pracht mit dazu passender Maske. Hinter dem Eibenbaum hervor spähend sah Rochefort, wie er kurz innehielt und sich aufmerksam umsah. Dann ging er zielstrebig auf die kleine Pforte des Dienstboteneingangs zu. Der Graf verließ seine Deckung und vertrat ihm den Weg. „Bedaure, Monsieur le Duc, aber
was Ihr hier vorhabt, kann ich unmöglich zulassen.“

Buckingham fuhr zurück, als wäre er auf eine giftige Schlange getreten, doch im nächsten Augenblick hatte er sich wieder gefasst.
„Geht mir aus dem Weg!“ In seiner Stimme lag eine mühsam unterdrückte eiskalte Wut, die erschreckend war. Doch sein Widersacher sah ihn nur an, stumm, reglos.

„Geht mir aus dem Weg, oder ich töte Euch!“ Der Engländer schlug seinen golddurchwirkten Mantel zurück und zog seinen Degen halb aus der Scheide.

„Ihr könnt es versuchen“, entgegnete Rochefort ungerührt.

Eine blitzschnelle Bewegung und die blanke Klinge funkelte in der Hand des Herzogs, doch in einer ebenso raschen Reaktion war ihm der Graf in den Arm gefallen und umfasste sein Handgelenk mit eisernem Griff. „Feiger Hund!“ fauchte Buckingham und versuchte sich loszureißen. „Kämpft gefälligst
wie ein Mann!“

„Wollt Ihr das wirklich? Euch hier duellieren? Einen Skandal provozieren? Es kann jeden Augenblick jemand vorbei kommen, überall patrouillieren Wachen. In wenigen Minuten wüsste die ganze Festgesellschaft, was hier vorgeht. Wollt Ihr das der Königinmutter und Prinzessin Henriette erklären müssen?“ zischte Rochefort zurück.

Hinter der venezianischen Maske blitzten die Augen Buckinghams in maßlosem Zorn. Er war es nicht gewohnt, dass sich jemand seinem Willen widersetzte. „Ich glaube kaum, dass Ihre Königlichen Hoheiten sonderlich betrübt darüber wären, wenn ich ihnen den Kettenhund des Kardinals vom Hals schaffe“, stieß er grimmig zwischen den Zähnen hervor.

Immer noch den rechten Arm seines Gegners festhaltend, atmete Rochefort tief durch. Er durfte sich jetzt nicht provozieren lassen, wenn die Situation nicht vollends eskalieren sollte. Es kostete ihn große Überwindung, seine tiefe Abneigung gegen den Herzog niederzukämpfen und seiner Stimme einen neutralen, ja sogar etwas respektvollen Klang zu verleihen.
„Durchlaucht, bitte. Denkt einen Augenblick darüber nach, was es für Ihre
Majestät bedeuten würde, wenn man Euch in der Nacht bei ihr antrifft. Selbst
wenn ich Euch jetzt den Weg freigebe und zu allem schweige – Ihr könnt nicht
ausschließen, dass – durch welchen Zufall auch immer! – Eurer Besuch bei ihr bemerkt wird und ihr Gemahl davon Kenntnis erlangt. Wollt Ihr, dass der König sie des Ehebruchs bezichtigt, sie verstößt?“

Nun endlich schien es dem Grafen, dass er Buckingham mit seinen Worten erreichte und er riskierte es, seinen Griff um dessen Handgelenk zu lösen. Rasch sprach er weiter: „Ich beschwöre Euch – wenn Ihr auch nur einen
Funken ehrlicher Zuneigung für die Königin empfindet, dann setzt ihr sie nicht
der Gefahr einer solchen Schande aus. Ihr würdet Ihr Leben damit zerstören!“

Einige Sekunden lang, die Rochefort wie eine Ewigkeit vorkamen, stand der Erste Minister von England einfach nur regungslos vor ihm und schien zu überlegen. Dann schob er seinen Degen zurück in die Scheide, wandte
sich ohne ein weiteres Wort um und ging.