Je suis une femme von Engel aus Kristall
Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 38 BewertungenKapitel Kapitel 19
Kapitel 19
Weiterhin hielt ich nach dem Grafen Ausschau, doch ich vermochte
ihn in der Menge der ausgelassenen Gäste nicht mehr zu entdecken.
Dann hallten die Rufe der Wachen durch den Saal, hießen alle Leute
zurück zu treten und oben auf der breiten Treppe erschien König
Louis in Begleitung seiner Gattin. In den prächtigen Gewändern
steckte kaum mehr als ein Jüngling. Ein hübscher zwar, doch immer
noch ein Milchbart, der sicher kaum eine Ahnung davon besaß, wie
man ein solch großes Land regierte wie Frankreich es war. Der
Kardinal vermochte ihn leicht zu lenken, ihm sämtliche Worte in den
Mund zu legen, die die Geschicke aller Menschen in seinem Reich
entschieden. Mein Blick glitt weiter zu der Frau, die würdevoll an
seiner Seite schritt. Königin Anna war bildschön. Ihr volles
dunkles Haar, das zu einer kunstvollen Frisur geflochten war,
umrahmte die feinen ernsten Gesichtszüge, und klare braune Augen
sahen an einen Ort jenseits des Festsaals.
Musik drang in meine Gedanken, es wurde wieder zum Tanz gespielt
und die Paare begannen sich zu drehen. Hatte der König eine
Ansprache gehalten? Die Worte waren mir entgangen. Meine Muskeln
spannten sich unwillkürlich, als jemand vor mich trat. Es war nur
einer jener verwöhnten jungen Adligen, doch ich kannte ihn.
„Guten Abend, Gräfin de Lechelle“, sagte er in einem Tonfall, der
mich innerlich erschauern ließ. Robert Glénay de Briand war einer
jener Männer, die ich auf Befehl Richelieus ausspioniert hatte.
„Welch eine Freude, Euch zu sehen. Jammerschade, dass Ihr bei
unserer letzten Begegnung so früh gehen musstet.“
„Ich hatte den Eindruck Ihr wart sehr müde, Monsieur. Deswegen ließ
ich Euch schlafen“, antwortete ich kühl.
Mein Gegenüber lachte leise. „Vermutlich habt Ihr recht, denn sonst
hätte ich die Gegenwart einer solch schönen Frau kaum ungenutzt
gelassen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, so sagt man doch,
nicht wahr? Ihr langweilt Euch auf diesem Fest, das sehe ich Euch
an. Lasst uns den Abend ein wenig aufregender gestalten.“
Unwillkürlich musste ich schlucken. Ich hatte ihn mit meinen
Kräutern außer Gefecht gesetzt, ehe er über mich herfallen konnte.
Diesmal würde er sich bestimmt nicht so leicht abweisen lassen, er
war der Meinung, dass mein Körper ihm zustand. Bevor ich zu
reagieren vermochte, packte er mich am Handgelenk.
„Lasst mich sofort los“, zischte ich wütend. „Ihr tut mir
weh!“
„Wir wollen doch sicher gehen, dass Ihr Euch diesmal nicht so
schnell davon macht, meine Liebe“, raunte er unwirsch und wollte
mich in Richtung der Saaltüren dirigieren.
„Habt Ihr die Dame nicht verstanden?“
Diese samtige tiefe Stimme gehörte niemand anderem als jenem Mann,
den ich bereits gesucht hatte. Der Graf de Saint Germain war
unbemerkt an uns heran getreten und seine blauen Augen durchbohrten
Glénay de Briand förmlich. Dieser ließ jedoch nicht los, sondern
blickte nur herausfordernd zurück.
„Ich glaube nicht, dass ich mir von Euch irgendetwas befehlen
lassen müsste, und was ich mit dieser Dirne anstelle, geht Euch
nichts an!“
Der Graf vertat ihm den Weg, als er sich in Bewegung setzen wollte.
Sein Tonfall war immer noch ruhig, doch dadurch auch bedrohlich.
„Ich wiederhole mich nur noch einmal. Lasst augenblicklich die Dame
los, ganz offensichtlich wünscht sie Eure Gesellschaft
nicht.“
Für einen Moment befürchtete ich, dass der Jüngere nun auf ihn
losgehen würde, doch dieser sah wohl ein, dass hier kein
Kräftemessen möglich war. Er löste den Griff um mein Handgelenk,
wandte sich wortlos um und stapfte davon.
Ich wandte mich meinem Retter zu. „Habt vielen Dank, Graf.“
Dieser lächelte sanft. „Keine Ursache. Aber sagt, weshalb gibt sich
eine edle Frau wie Ihr mit einem solchen Burschen ab?“
„Sicher nicht freiwillig“, murmelte ich. „Er schien wohl zu denken,
er hätte ein Recht an mir, weil ich ihm gefalle.“
„Diesem Irrtum erliegen bei einer schönen Frau viele Männer,
schätze ich.“ Der Graf reichte mir die Hand. „Hört, sie spielen zum
Tanz. Würdet Ihr mir die Ehre erweisen, Madame?“
Unsicher hielt ich inne, rührte mich nicht. „Ich kann nicht
besonders gut tanzen, um ehrlich zu sein.“
„Das müsst Ihr nicht, so lange es gut aussieht. Lasst Euch einfach
von mir führen. Nehmt die Musik in Euch auf, fühlt sie.“
Ich bemühte mich seinen Bewegungen zu folgen und es erwies sich als
erstaunlich leicht. Er war ein ausgezeichneter Tänzer. Als die
Musiker schließlich eine Pause machten, merkte ich, dass ich Atem
schöpfen musste. So hatte noch nie ein Mann mit mir getanzt,
währenddessen hatte ich völlig vergessen wo ich mich befand.
Er führte mich an der Hand ein wenig beiseite. Selbst schien ihn
der Tanz kein wenig außer Atem gebracht zu haben. Seine eisblauen
Augen musterten mich, es war ein Blick, der mir keine Angst machte,
es mir jedoch kalt den Rücken hinab laufen ließ. Etwas Seltsames
war an ihm, das ich mit Worten nicht zu erklären vermochte. Er
schien direkt einer jener schönen Geschichten zu entstammen, die
Mama mir erzählt hatte, als ich noch klein gewesen war. Märchen von
starken mutigen Prinzen auf dem weißen Pferd, die Königstöchter aus
großer Not retteten und sie dann zur Gemahlin nahmen, um für den
Rest ihres Lebens gemeinsam glücklich zu sein. Nichts als dumme
Geschichten!
„Ihr tanzt doch gut, ich weiß gar nicht, was Ihr daran auszusetzen
habt“, sagte der Graf auf einmal. „Seid Ihr inzwischen
hungrig?“
Mein Magen beantwortete diese Frage mit einem vernehmlichen
Knurren, das mich erröten ließ. Ein Grinsen huschte über das
Gesicht des Mannes mir gegenüber, er sagte jedoch nichts. Obwohl
die Tafel unter den edelsten Speisen ächzte, nahm ich mir nur etwas
Brot, Käse und ein Buttercroissant. Das süße Gebäck liebte ich über
alles. Der Graf hielt keinen Teller in der Hand, sondern nur zwei
Gläser mit Weißwein, von denen er mir eines reichte.
„Esst Ihr nichts?“ fragte ich ihn erstaunt.
Er schüttelte den Kopf. „Ich habe vor dem Fest schon etwas zu mir
genommen und bin nicht hungrig. Aber über Euch muss ich mich
wundern, all diese feinen Köstlichkeiten verschmäht Ihr?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Escargots, Crevettes… wie kann ich
davon essen, wenn ich daran denken muss, wie viele hungernde
Menschen satt würden, kaufte man Brot für all das
Geld.“
„Ja, das ist wahr. Als Gräfin lebt Ihr im Wohlstand, aber Ihr denkt
an jene, die es nicht so gut getroffen haben, das gefällt
mir.“
Ich vermochte nur zu nicken. Dass ich tatsächlich eine Adlige
gewesen war, eine Comtesse, lag nicht weit zurück, und doch war es
inzwischen so fern wie ein Traum. Mein einziger Reichtum war die
Gunst des Kardinals. Mein Blick glitt abwesend zu einem der großen
Fenster hinaus.
„Es ist eine schöne Nacht heute“, bemerkte er in dieselbe Richtung
sehend. „Würdet Ihr mich auf einen Spaziergang in den Park
begleiten, wenn Ihr aufgegessen habt?“
Eigentlich hätte ich genau in diesem Moment argwöhnisch werden und
ablehnen sollen, doch tat ich es nicht. Ich war aber wachsam, als
ich schließlich mit ihm hinaus ins Freie ging.
Die Nacht war klar, es standen viele Sterne am dunklen Himmel, wie
winzige Diamanten auf schwarzem Samt. Ein kühler Herbstwind wehte,
der Winter näherte sich merkbar. Der Graf de Saint Germain und ich
unterhielten uns über viele verschiedene Dinge, von denen die
meisten freilich nicht zum gewöhnlichen Gesprächsstoff für eine
Frau gehörten. Ich lauschte gespannt seinen Erzählungen über seine
Reisen nach Afrika und Indien, fand immer noch mehr Dinge, die ich
wissen wollte, und vergaß dabei fast meinen Auftrag. Auch merkte
ich nicht wie weit wir eigentlich gingen, bis er nach einer langen
Weile vor einem unscheinbaren Haus stehen blieb.
„Hier wohne ich im Moment, mein Zimmer liegt ganz oben unter dem
Dach.“ Er wies auf das kleine dunkle Fenster. „Der Monsieur wird
nichts dagegen haben, wenn wir uns seine Kutsche ausleihen, damit
ich Euch nach Hause bringen kann.“
„Oh, das müsst Ihr nicht“, widersprach ich sofort. „Ich werde zu
Fuß gehen, das macht mir nichts.“
Der Graf hob überrascht die Brauen, nickte jedoch. „Dann solltet
Ihr Euch aber zunächst mit einem heißen Tee aufwärmen. Ich habe
welchen aus Indien, der mit etwas Milch und Zucker hervorragend
schmeckt.“
Ich folgte ihm hinauf in sein kleines Reich, das gar nicht so war,
wie man sich das Heim eines reichen Comtes vorstellte, der in den
bedeutenden Könighäusern ein und aus ging. Gegenstände gab es, wie
ich sie nie zuvor gesehen hatte. Der Tee war tatsächlich köstlich,
er schmeckte süß nach Gewürzen. Eine angenehme Wärme breitete sich
in mir aus, bis in meine Fingerspitzen.
„Ihr seid der erste Mann auf der Welt, der von gleich zu gleich mit
mir spricht“, stellte ich nachdenklich fest. Selbst Olivier hatte
sich über manche Themen niemals mit mir unterhalten.
Der Graf lächelte mich an. „Wir mögen den kräftigeren Körper
besitzen, aber ihr Frauen habt zweifelsohne den helleren Kopf. Ihr
fangt keine Kriege an, ihr betet, dass sie aufhören.“
Ein wenig verlegen blickte ich in meine Tee. „Ich habe es
aufgegeben zu einem Gott zu beten, der nur der Schild der Männer
ist, die ihm zu dienen vorgeben.“
„Sagt so etwas nicht!“ Er stellte meine Tasse beiseite, um meine
Hände zu drücken. „Wenn Ihr glauben wollt, solltet Ihr Gott das
sein lassen, was Euer Herz Euch zeigt, nicht das, was Euch andere
sagen, gleich ob Priester oder Kardinal.“
Jäh erinnerte er mich damit wieder an meinen Auftrag. Ich hatte
mich daran gewöhnt die Männer auszunutzen, um das zu bekommen, was
ich wollte. Es war nicht schwer, bei diesen arroganten
selbstgefälligen Adelssprossen, an die ich bisher geraten war,
jedoch der Graf de Saint Germain war anders. Er behandelte mich
völlig gleichwertig und ich verspürte nicht den Wunsch ihn als Dank
für den schönen Abend, den er mir bereitet hatte, zu verraten. Aber
ich musste es tun, um meines ungeborenen Kindes willen. Doch
vielleicht konnte ich ihm vorher auch noch etwas geben.
Behutsam strich ich ihm über die Wange und begann ihn sanft zu
küssen. Zunächst war er wohl überrascht, aber dann erwiderte er den
Kuss, ich ließ seine Zunge in meinen Mund ein. Meine Finger glitten
über seinen Bauch, suchten den Weg unter sein Hemd. Plötzlich hielt
er inne, fing meine Hände ein.
„Madame… Anne, Ihr müsst das nicht tun. Ihr seid mir gegenüber zu
nichts verpflichtet.“ Er sah mich eindringlich an.
Ich lächelte leicht, ehe ich ihn erneut küsste. Diesmal ließ er
meine Finger ihre Wanderschaft fortsetzen, er zog mich jäh auf
seinen Schoß und seine Hände begannen nun auch über meinen Körper
zu gleiten. Geschickt löste er alle Bänder meines Kleides und
bedeckte jede freigelegte Stelle meiner Haut mit federleichten
Küssen. Es fühlte sich unglaublich gut an, ich hatte schon fast
vergessen, dass ich zu solchen Empfindungen fähig war. Meine Hände
befreiten ihn von seinem Hemd, seine Brust war ganz glatt und
muskulös. Als er sich erhob, schlang ich die Beine um seine Hüften,
ließ mich von ihm auf das Bett legen. Jetzt konnte er mir das Kleid
ganz ausziehen und seine Finger glitten über meinen entblößten
Bauch. Ich spürte wie er inne hielt. Hatte er es bemerkt? Nach
einigen Augenblicken jedoch setzte er seine zuvor unterbrochene
Tätigkeit fort und ich seufzte leise auf. Ungeduldig öffnete ich
seine Hose, zog ihm das Kleidungsstück hinab, bis er sich
schließlich ganz davon entledigte. Seine Hände wanderten an den
Innenseiten meiner Schenkel aufwärts und ich keuchte überrascht
auf. Erneut küsste er mich begehrend. Ich spürte seine Männlichkeit
zwischen meinen Beinen, streckte ihm das Becken entgegen, und dann
glitt er vorsichtig in mich. Seine gleichmäßigen Bewegungen wurden
bald schneller, ich stöhnte leise, winkelte die Beine an, um ihn
tiefer in mich zu lassen. Mein Verstand vernebelte sich, als er
mich an den Gipfel meiner Lust brachte und meinen Aufschrei in
einem Kuss erstickte.