Je suis une femme von Engel aus Kristall

  Durchschnittliche Wertung: 5, basierend auf 38 Bewertungen

Kapitel Kapitel 6

Kapitel 6



Der Mond stand hell am Himmel. Er war nicht mehr ganz voll, doch genug, um die Umgebung in fahles silbrigweißes Licht zu tauchen. So verlor ich meinen Weg nicht aus den Augen. Die Nacht war keineswegs still, die Grillen zirpten und manchmal schrie eine Eule. Ab und zu raschelte oder knackte es auch, wenn sich ein Tier im Unterholz bewegte. Ich hatte Angst. In der Dunkelheit war ich noch nie allein so weit draußen gewesen, schon gar nicht in den umliegenden Wäldern. Doch ein Zurück gab es jetzt nicht mehr, ich musste weiter gehen.
Nach Stunden, als es bereits zu dämmern begann, erreichte ich einen kleinen Bauernhof, der am Rande einer winzigen Ortschaft lag. Ich schlich mich in die Scheune und kletterte auf den Heuboden, wo ich mich im hintersten Winkel todmüde in eine Nische zwischen aufgestapelten Strohballen zwängte. Fast sofort fiel ich in einen traumlosen Schlaf.

Die nächsten Tage ging es ähnlich weiter und jetzt, wo ich alles aufgegeben hatte, begann ich den Luxus eines weichen Bettes und einer warmen Mahlzeit zu schätzen. Aber viel schlimmer noch, als irgendwo im Stroh zu schlafen, oder von etwas gestohlenem Obst zu leben, war es ganz allein zu sein. Ich vermisste Mama und meine Brüder. Mit dem Gedanken, dass ich keine andere Wahl gehabt hatte, als von zu Hause fortzulaufen, versuchte ich mich darüber hinweg zu trösten. Doch in den einsamen Nächten hatte ich einfach zu viel Zeit, um meinen Gedanken nachzuhängen.
Mein Ziel war Lille, ich hoffte in der lauten hektischen Stadt meine Spuren gut genug verwischen zu können, dass mich Papa nie finden würde. Vielleicht sogar gelangte ich eines Tages nach Paris. Darüber hatte ich Geschichten gehört. Es war so anders als die kleinen ruhigen Dörfer auf dem Land, die ich kannte. Voller Leben und unglaublich interessant. Zumindest in meiner Vorstellung.

Während ich einer Straße folgte, die mich Lille näher bringen sollte, begann es plötzlich wie aus Kübeln zu gießen. Es war eigentlich ein warmer Frühlingstag, doch durch das schlechte Wetter kühlte es so ab, dass ich in dem durchnässten Gewand entsetzlich fror. Dummerweise war ich mitten im Nirgendwo. Die letzte Ortschaft, durch die ich gekommen war, lag schon viel zu weit zurück, als dass ich hätte umkehren können. Und wo die nächste war, wusste ich nicht.
Es schien als hätte der Himmel doch noch Einsehen mit mir. Ich bemerkte den Einspänner erst, als er neben mir hielt. Der Mann, der darin saß, lächelte mich an.
„Kann ich dich vielleicht ein Stück mitnehmen?“
Sein Tonfall war freundlich und ich kletterte dankbar auf den Wagen. Kaum hatte ich mich neben ihn gesetzt, trieb er auch schon sein Pferd zur Eile an. Nach ein paar Minuten hatte ich mich an das unregelmäßige Holpern gewöhnt und musterte den Mann neugierig von der Seite her. Er war nicht mehr ganz jung, hatte kantige Züge und dunkelbraunes Haar, das an einigen Stellen bereits lichter zu werden begann. Um den Hals trug er einen goldenen Anhänger in Form eines Kreuzes. Falls er meinen Blick bemerkte, zeigte er es nicht. Seine Augen waren die ganze Zeit über aufmerksam auf die Straße gerichtet.

Nach einiger Zeit erreichten wir endlich ein Dorf. Offenbar war es auch das Ziel des Mannes, denn vor einem der Häuser hielt er den Wagen an und half mir zuvorkommend beim Absteigen.
„Wenn du willst, kannst du bei mir warten, bis der Regen vorbei ist“, meinte er, während er die Tür aufschloss. „Ich muss nur rasch mein Pferd wegbringen.“
Ich nickte, doch bevor ich etwas sagen konnte, hatte er mich schon hinein geschoben und hinter mit zugeschlossen. Während ich auf ihn wartete, rührte ich mich nicht von der Stelle. Unter meinen Füßen bildete sich eine Wasserpfütze von meiner durchnässten Kleidung. Ein paar Minuten später kam er zurück.
„So, das wäre erledigt.“ Er machte sich gleich daran in der Stube ein Feuer im Kamin zu entzünden. Als er es geschafft hatte, bot er mir an, mich davor zu setzen. Er war so nett, und das obwohl er gar nicht wusste wer ich war.
„Vielen Dank für Eure Freundlichkeit, Monsieur...“ setzte ich an.
„Dominic. Und das ist gerne geschehen. Als ein Diener des Herrn ist es meine Pflicht, aber auch immer eine Freude, da zu helfen wo ich kann.“ Er lächelte mich an. „Hast du auch einen Namen?“
„Anne.“
„Das ist ein schöner Name. Erzähl, Anne, was hast du bei so einem Wetter ganz allein da draußen gemacht?“
Ich antwortete ihm nur, dass ich auf dem Weg nach Lille war. Woher ich kam und dass ich davon gelaufen war, behielt ich für mich. Zum Glück gab er es ob meines hartnäckigen Schweigens bald auf, mich weiter zu fragen.
Die Wärme des Feuers durchdrang meine durchnässte Kleidung nur quälend langsam. Ich blickte in die hell aufzüngelten Flammen, die mir die Gesichter Papas und Raymonds vorgaukelten. Hoffentlich war es ihnen nicht gelungen mir zu folgen. Die ganze Zeit über hatte ich eine irrationale Furcht in mir, dass Papa plötzlich vor mir auftauchen würde. Genau dann, wenn ich es am wenigsten erwartete.

„Du wirst noch krank, wenn du die nassen Sachen anbehältst.“
Die sanfte Stimme des Priesters ließ mich aufsehen. Er hielt mir lächelnd eine Decke hin. „Damit wird es besser.“
In diesem Moment gab mein Magen ein sehr undamenhaftes Grummeln von sich, und Monsieur Dominic lachte leise. „Meine Güte, da ist jemand halb verhungert. Ich sehe nach, was sich dagegen unternehmen lässt.“
Als er das Zimmer verlassen hatte, schälte ich mich rasch aus dem triefend nassen Kleid, hängte es neben dem Kamin auf und wickelte mich von oben bis unten in die Decke ein. Fast sofort wurde mir deutlich wärmer.
Wenig später kam Monsieur Dominic mit einem Teller zurück, auf dem sich etwas Brot, Käse und Weintrauben befanden. Nur sehr ungern verließ ich meinen Platz am Feuer, doch im Moment war der Hunger stärker. Der Priester sah mir eine Weile dabei zu, wie ich mich mit großem Appetit über das Essen hermachte. Schließlich ließ sein Blick mich inne halten, er sah mich irgendwie seltsam an. Da bemerkte ich, dass die Decke durch die ständigen Bewegungen, und weil ich ja nur noch eine Hand zum Festhalten hatte, meine Schultern hinab gerutscht war. Meine Unterwäsche war noch immer feucht und beinahe durchscheinend. Rot anlaufend zog ich die Decke rasch wieder zurecht und starrte äußerst verlegen in den Teller.

Erneut verließ Monsieur Dominic den Raum. Dieses Mal brachte er eine Flasche Rotwein und zwei Gläser mit. Nachdem er in beide etwas eingeschenkt hatte, reichte er mir eins davon weiter.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, vielen Dank, ich mag Wein nicht besonders.“ Die süßen Trauben waren mir immer viel lieber gewesen.
„Ach, probier ihn wenigstens. Zu dem Käse passt er ganz hervorragend.“
Schließlich gab ich nach und trank einen kleinen Schluck. Die rote Flüssigkeit schmeckte fruchtig. Monsieur Dominic ermunterte mich hartnäckig mehr davon zu trinken, sodass das Glas schließlich leer war. Und weil er nachschenkte auch bald ein zweites. Eine seltsame doch angenehme Wärme breitete sich in mir aus. Mit dem Essen war ich längst fertig, und als ich aufstand, um mich wieder vor den Kamin zu setzen, schwankte ich beim Gehen ein wenig.

Der Priester ergriff meinen Arm und brachte mich in ein kleines Zimmer, in dem es ein wackelig aussehendes Bett und eine schäbige Kommode mit einem winzigen staubigen Spiegel gab.
„Mit einem besseren Gästezimmer kann ich leider nicht dienen, aber zum Schlafen wird’s wohl genügen“, meinte er.
Als ich mich umdrehte, um mich bei ihm zu bedanken, trat ich auf einen Zipfel der Decke, stolperte, und wäre gefallen, hätte er mich nicht aufgefangen. Nur in Unterwäsche stand ich vor ihm, wollte mich peinlich berührt bücken, doch er ließ es nicht zu.
„Wie schön du bist...“
Sein Tonfall behagte mir nicht. Er schob sich näher an mich heran, ließ mich gleichzeitig zurück weichen, sodass ich schließlich die Wand im Rücken hatte. Durch den Wein fühlte ich mich schwerfällig und müde, meine Bewegungen waren langsam. Ich wusste gar nicht wie mir geschah, als er mir über die Wange strich und mich küsste. Erst als er sich an meiner Unterwäsche zu schaffen machte, überwand ich meine Starre. Ich versuchte ihn weg zu drücken, doch er hielt mich mit einer Hand fest, während die andere über meinen Körper tastete.
„Halt still, meine Hübsche. Ich will dir doch nicht weh tun.“
Weil ich mir anders nicht zu helfen wusste, biss ich ihm in die Lippe, als er mich erneut zu küssen versuchte, und trat ihm so fest ich konnte auf die Zehen. Das wirkte, mit einem Schmerzenslaut ließ er von mir ab und ich wollte an ihm vorbei aus dem Zimmer rennen. Doch er hatte sich zu schnell wieder gefasst, riss mich zurück und stieß mich heftig gegen die Wand. Meine vom Aufprall herrührende Benommenheit nutzte er, um mich zum Bett zu zerren.

Das ganze Gewicht seines Körpers drückte auf mich. Ich war gefangen, wehrlos, musste seine ekelhaften Berührungen erdulden. Es gelang ihm schließlich mir die Unterwäsche auszuziehen, sodass ich vollkommen nackt vor ihm lag. Seine Hände glitten ungeduldig über meine Haut, griffen nach meinen Brüsten, fassten mir zwischen die Beine. Ich wünschte in diesen Augenblick, ich wäre immer noch im strömenden Regen auf der Straße unterwegs gewesen.
Schließlich ließ er von mir ab, öffnete seine Hose. Vom Schwimmen im Fluss mit meinen Brüdern, als wir noch Kinder gewesen waren, wusste ich zwar, wie sich ein Junge von einem Mädchen unterschied, aber einen erwachsenen Mann hatte ich noch nie entblößt gesehen. Er schob sich zwischen meine Schenkel, und das nächste was ich spürte, war grauenvoller Schmerz, als seine harte Männlichkeit in mich stieß. Schläge wusste ich zu ertragen, aber das war anders. Ich schrie gequält auf, Tränen rannen meine Wangen hinab.